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Klasse als Schicksal?
Uhrzeit: 18.00 – 20.00 Uhr // Raum: Hörsaal 1
- Rahel Jaeggi (Berlin): Lebensformen im Konflikt
- Andreas Reckwitz (Frankfurt (Oder)): Die Drei-Klassen-Gesellschaft der Spätmoderne und der Aufstieg der neuen Mittelklasse
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Welche Soziologie benötigt eine Gesellschaft im Umbruch?
Uhrzeit: 18.00 – 20.00 Uhr // Raum: Hörsaal 3
Hartmut Esser (Mannheim): Welche Soziologie? Situationslogik als soziologische Methode
Angesichts einiger aktueller Debatten über die methodologischen Grundlagen der Soziologie behandelt der Vortrag die Frage, ob es einen Kern der soziologischen Vorgehensweise gibt, der sie von allen anderen mit gesellschaftliche Prozessen befassten Disziplinen unterscheidet und darin bei aller Spezialisierung und Ausdifferenzierung eine gemeinsame, die unterschiedlichen Paradigmen und Ansätze auch übergreifende Orientierung finden kann. Die Grundhypothese ist, dass es diese Perspektive in der sog. situationslogischen Methode gibt. Das Konzept geht davon aus, dass sich alle sozialen Prozesse aus dem Zusammenspiel von situationsorientiertem, interaktiv verbundenem Handeln und den daraus entstehenden, oft so nicht intendierten strukturellen Folgen ergeben, die sich zu Ketten typischer Abläufe zusammenschließen können, die – unter gewissen Bedingungen – den Anschein von „Gesetzen“, systemischen Eigendynamiken oder erratischer Komplexität erwecken können, was aber über die analytisch-empirische Zerlegung der Einzelschritte analytisch aufgedeckt und erklärt werden kann. Die theoretischen Vorstellungen und Beiträge u. a. von de Tocqueville, der Schottischen Moralphilosophie bzw. der klassischen Ökonomie um Ricardo oder Smith, bei Marx, Durkheim, Weber, Elias, Popper, Thomas, Mead, Schütz, Berger & Luckmann, Merton, Habermas, Bourdieu oder Boudon, Olson, Hirsch und Hirschman, Coleman oder Gambetta und – in einer speziellen Form - die gesamte Ökonomie mit ihren Marktmodellen und solchen der strategischen Interaktion immer schon, eint diese Grundorientierung, explizit wie implizit, und selbst Konzeptionen, die diese Idee dezidiert abwehren wollen, wie die soziologischen System-, Kommunikations- oder Praxistheorien, lassen sich – meist: mühelos – darüber rekonstruieren. Die Perspektive einer inzwischen nach etwa 150 Jahren Streit um die Methoden in der Soziologie gut über vermeidbare Fehler und allerlei Unmöglichkeiten informierten, in Theoriebildung und empirischer Forschung dadurch auch deutlich gereiften, jedenfalls nicht immer noch bloß „jungen“ und selbstgewählt-marginalen, analytisch-empirisch vorgehenden und gleichzeitig paradigmenübergreifenden Soziologie bis hin zu einer „Einheit der Sozialwissenschaften“ bilden den Hintergrund der Ausführungen.
Diskutant_innen: Nicole Burzan (Dortmund), Hans-Peter Müller (Berlin)
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Autoritärer Nationalradikalismus. Politisches Wachstumsmodell im landnehmenden Kapitalismus?
Uhrzeit: 18.00 – 20.00 Uhr // Raum: Hörsaal 1
Wilhelm Heitmeyer (Bielefeld): Autoritärer Nationalradikalismus. Politisches Wachstumsmodell im landnehmenden Kapitalismus?
Bedrohliche Entwicklungen politischer Eindunklungen von offenen Gesellschaften und liberalen Demokratien in Europa sind unübersehbar. Inzwischen ist auch Deutschland durch die Wahlerfolge der AfD davon betroffen. Doch wie ist die Erfolgsspur dieses „Autoritären Nationalradikalismus“ zwischen ideologisch flachem Rechtspopulismus und gewalttätigem Rechtsextremismus zu erklären? Dazu soll das langfristige Zusammenwirken von landnehmendem Kapitalismus, sozialen Desintegrationsprozessen und politischer Demokratieentleerung analysiert werden, um deutlich zu machen, unter welchen Bedingungen sich ein autoritär nationalradikales politisches Erfolgsmodell ausbreiten kann. Nach seinem Vortrag diskutiert Wilhelm Heitmeyer seine Analysen zum „Autoritären Nationalradikalismus“ mit Hans-Jürgen Bieling, Andreas Nölke und Birgit Sauer.
Diskutant_innen: Hans-Jürgen Bieling (Tübingen), Andreas Nölke (Frankfurt am Main), Birgit Sauer (Wien, AT)
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Public Sociology Today – Challenges and Prospects
Uhrzeit: 11.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 2
Michael Burawoy (Berkeley, US): Public Sociology Today – Challenges and Prospects
As an academic discipline sociology distinguishes itself by its responsiveness to the empirical world it inhabits. Sociology develops its theories to accord with that world. Thinking globally, the last decade has seen two political reactions to the deepening of capitalism and its inequalities – a progressive reaction followed by an authoritarian reaction. To understand this bipolar response, I draw on Karl Polanyi's canonical treatise: The Great Transformation. But it needs reconstruction: a theory of capitalism that recognizes successive waves of marketization; a theory of commodification that includes the commodification of knowledge alongside the commodification of nature, labor and money; a theory of the production and dissemination of knowledge that recognizes the central role of the university in advancing research and defending truth but also in expanding public engagement; finally, a theory of social media that is responsible for the transformation of the public sphere. These issues set the sociological agenda for the foreseeable future and pose new challenges for any sociologist wanting to engage closely with civil society.
Diskutant_innen: Birgit Blättel-Mink (Frankfurt am Main), Annette Treibel (Karlsruhe), Brigitte Aulenbacher (Linz, AT)