Von Spuren und Träumen einer besseren Welt.

Keynotes

Theorie in der Mittagspause
Von Spuren und Träumen einer besseren Welt.
Foto: Sarah Cords

Wolfgang Streeck: Taking Back Control. Über die Zukunft des demokratischen Kapitalismus im „Westen“

Wolfgang Streeck

Foto: privat

Das internationale Staatensystem steht unter dem Druck der kapitalistischen Globalisierung. Eine Folge ist, dass die Fähigkeit großer Staaten zurückgeht, ihre Gesellschaften durch Umverteilung von starken zu schwachen sozialen Gruppen, wirtschaftlichen Sektoren und territorialen Regionen zusammenzuhalten. Resultat sind zentrifugale Tendenzen in Richtung auf Dezentralisierung, Sezession und Austritt aus internationalen Organisationen. Zur Verteidigung zentralisierter Herrschaft greifen die politischen Eliten großer politischer Einheiten immer öfter zu autoritären Herrschaftsmethoden. Eine Verkleinerung politischer Entscheidungseinheiten erscheint auch in Anbetracht erfolgreicher kleiner, ihre nationale Souveränität behauptender Länder wie Dänemark, Norwegen und der Schweiz attraktiv. Kleine Länder sind sozial homogener, besser für demokratische Selbstregierung geeignet und eher als große in der Lage, sich auf weltwirtschaftliche Nischen zu spezialisieren, in denen sie sicher vor direkter Konkurrenz sind. Der Vortrag untersucht die Wurzeln der gegenwärtigen Dezentralisierungstendenzen in der Globalisierung veränderten Klassenpolitik des demokratischen Nationalstaats sowie ihre Folgen für diese.

Dienstag // 13.30 bis 14.30 Uhr
Ort: Campus, Hörsaal 1

Steffen Mau (Berlin): Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft

Steffen Mau

Foto: Jürgen Bauer

Steffen Mau, Prof. Dr., ist Professor für Makrosoziologie an der Humboldt-Universität zu BerlinExterner Link. Arbeitsschwerpunkte: Makrosoziologie, Ungleichheitsforschung, vergleichende Wohlfahrtsstaatsforschung, politische Soziologie, Europäisierung, Transnationalisierung

Die neuen Unwuchten und die Unzufriedenheit in Ostdeutschland werfen Fragen nach möglichen soziologischen Erklärungen auf. Mithilfe des Begriffs der gesellschaftlichen Frakturen erkundet der Vortrag die sozialstrukturellen Besonderheiten der DDR-Gesellschaft (in ihrer späten Phase), ehe er sich der Wende, der Wiedervereinigung und dem bis heute laufenden Transformationsprozess zuwendet. Wie haben sich die Sozialstruktur und die Mentalitäten verändert? Welche Fehlentwicklungen lassen sich identifizieren? In Form einer Skizze wird versucht herauszufinden, warum die Annahmen der sukzessiven Angleichung oder Verwestlichung des Ostens nicht eingetroffen sind.

Im Anschluss an den Vortrag ist eine Publikumsdiskussion geplant.

Dienstag // 18:00 – 19:00 Uhr
Ort: Hörsaal 3 (voraussichtlich)

Luc Boltanski & Arnaud Esquerre: Die Geburt des integralen Kapitalismus

Boltanski und Esquerre

Foto: F. Mantovani / Gallimard

Gegenstand des Vortrags ist die Analyse der Evolution des Kapitalismus im Verlauf des vergangenen halben Jahrhunderts im Gefolge der Deindustrialisierung in vielen entwickelten abendländischen Ländern. Vier Formen der Inwertsetzung haben sich seit dem 19. Jahrhundert schrittweise herausgebildet und sind zentral zum Verständnis der Evolution des Kapitalismus: Stand die Standardform im Herzen der industriellen Ökonomie, so herrschte die Sammlerform in der seit den 1980er Jahren stark expandierenden Ökonomie des Luxus, des Erbes, der Künste oder der Kultur vor. Um die Spezifik einer Form des Kapitalismus zu kennzeichnen, die sich die vier Formen der Inwertsetzung gleichermaßen zunutze macht, wird vorgeschlagen, von einem integralen Kapitalismus zu sprechen.

Der Vortrag findet auf Französisch mit Simultanübersetzung statt.

Mittwoch // 13.30 bis 14.30 Uhr
Ort: Campus, Hörsaal 1

Philipp Ther: Das andere Ende der Geschichte. Vom Neoliberalismus zum Illiberalismus

Philipp Ther

Foto: privat

Das Jahr 1989 führte auf globaler Ebene zu einer Hegemonie des Neoliberalismus. Das hing mit dem Ende des Staatssozialismus, dem faktischen Staatsbankrott Jugoslawiens als wichtigstem Vertreter eines „Dritten Wegs“ und dem „Washington Consensus“ zusammen, der zunächst für Lateinamerika gedacht war, dann aber als Blaupause für die Reformen im postkommunistischen Europa diente. Der Vortrag befasst sich anschließend anhand von Chile und Polen mit neoliberalen „success stories“, ihren Rückwirkungen auf den Westen und der Radikalisierung des Neoliberalismus rund um die Jahrtausendwende, die schließlich zur globalen Krise von 2008/09 führte. Die bis dahin verbreitete Annahme, dass es künftig keine Systemalternativen mehr zur freien Marktwirtschaft und zur liberalen Demokratie geben würde, hat sich als falsch erwiesen. Heute weiß man (einmal mehr), dass der Kapitalismus auch ohne Demokratie oder nur mit einer demokratischen Fassade funktionieren kann. Abschließend fragt der Vortrag nach den Zusammenhängen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Neoliberalismus und Illiberalismus. Die Ausgangsbasis ist dabei wie auf der gesamten Konferenz Karl Polanyis Opus Magnum „The Great Transformation“, das sich besonders gut dafür eignet, die Teloi der postkommunistischen Transformation, wie sie nach 1989 verstanden wurde, zu hinterfragen und sie als globalen Prozess mit einer längeren historischen Perspektive zu interpretieren.

Donnerstag // 13.30 bis 14.30 Uhr
Ort: Campus, Hörsaal 1

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