Great Transformation

Foren: Konturen von Postwachstumsgesellschaften

Great Transformation
Foto: Sarah Cords

Die Veranstaltungen der Foren ›Konturen von Postwachstumsgesellschaften‹ finden vorwiegend Dienstag (24.09.) bis Freitag (27.09.) zwischen 10:30 und 13:00 Uhr sowie zwischen 15:00 und 17:30 Uhr statt. statt. Die inhaltliche und formale Konzeption sowie die Auswahl der Referent_innen erfolgt eigenständig durch die Organisator_innen der Foren.

Dienstag, 24. September 2019

  • Forumsdiskussion ›Postwachstum?! Eine Debatte‹ Teil 1: Postfaktische Demokratie

    Organisator_innen: Jörg Radtke (Siegen), Ortwin Renn (Potsdam)

    Mitwirkende: Franziska Martinsen (Hannover), Ursula Münch (Tutzing), Patrizia Nanz (Potsdam), Carolin Schröder (Berlin)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 307

    In der Forumsdiskussion ›Postwachstum?! Eine Debatte‹ werden zwei Streitgespräche mit jeweils zwei Fraktionen (Pro und Contra) geführt. Die Themen sind ›Postwachstumsgesellschaft‹ und ›Postfaktische Demokratie‹. In dem Format werden im Sinne der klassischen Debattiertradition jeweils Argumente für und gegen eine bestimmte Annahme bzw. Vorstellung ausgetauscht. Diese richten sich im Feld Postwachstumsgesellschaft an Suffizienz vs. Effizienz und beim Thema Postfaktische Demokratie an demokratische Innovationen vs. Stärkung der repräsentativen Demokratie aus. Bei der Debatte gibt es am Ende keine Gewinner und keine Verlierer, es dient nicht der dogmatischen Überzeugung des Vetoplayers, sondern es werden Argumentationslogiken auf diese Weise freigelegt und dem Plenum für eine anschließende offene Diskussion überantwortet.

    Themen des Streitgesprächs „Postfaktische Demokratie?!“:

    • Postfaktische Demokratie: Was ist zu tun in Zeiten von Nationalismus und Populismus?
    • Streitfrage: Was ist die Antwort auf die postfaktische Herausforderung der Demokratie?
    • Position 1: Stärkung der demokratischen Institutionen, mehr Führungsstärke, und bessere politische Kommunikation?
    • Position 2: Erneuerung repräsentativer Institutionen und mehr direkte und informelle Bürgerbeteiligung nach dem Ideal der deliberativen Demokratie?
  • Forumsdiskussion ›Postwachstum?! Eine Debatte‹ Teil 2: Postwachstumsgesellschaft

    Organisator_innen: Jörg Radtke (Siegen), Ortwin Renn (Potsdam)

    Mitwirkende: Wolfgang van den Daele (Berlin), Felix Ekardt (Rostock), Melanie Jaeger-Erben (Berlin), Kora Kristof (Dessau)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 307

    In der Forumsdiskussion ›Postwachstum?! Eine Debatte‹ werden zwei Streitgespräche mit jeweils zwei Fraktionen (Pro und Contra) geführt. Die Themen sind ›Postwachstumsgesellschaft‹ und ›Postfaktische Demokratie‹. In dem Format werden im Sinne der klassischen Debattiertradition jeweils Argumente für und gegen eine bestimmte Annahme bzw. Vorstellung ausgetauscht. Diese richten sich im Feld Postwachstumsgesellschaft an Suffizienz vs. Effizienz und beim Thema Postfaktische Demokratie an demokratische Innovationen vs. Stärkung der repräsentativen Demokratie aus. Bei der Debatte gibt es am Ende keine Gewinner und keine Verlierer, es dient nicht der dogmatischen Überzeugung des Vetoplayers, sondern es werden Argumentationslogiken auf diese Weise freigelegt und dem Plenum für eine anschließende offene Diskussion überantwortet.

    Themen des Streitgesprächs „Postwachstumsgesellschaft?!“:

    • Postwachstumsgesellschaft: Wie kann eine nachhaltige und sozial gerechte Gesellschaft tatsächlich Wirklichkeit werden?
    • Streitfrage: Was bedeutet die Postwachstumswirtschaft für die Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung?
    • Position 1:  Das Leitbild bleibt die sozial-ökologische ausgerichtete Marktwirtschaft!
    • Position 2: Wir brauchen neue ordnungspolitische Strukturen zur Verwirklichung einer Suffizienzwirtschaft!
  • Demokratiecafé: RePair Democracy – Stadt als Zentrum einer kollaborativen Demokratie

    Organisator_innen: Gerald Beck (München), Robert Jende (München)

    Uhrzeit: 15.00 – 18.00 Uhr // Raum: Café Central, Markt 12, 07743 Jena

    Reparaturcafés sind mittlerweile weit verbreitet. Es handelt sich um Orte des gemeinsamen Reparierens und des Austauschs. Der Leitspruch der Reparaturbewegung lautet: „If you can't fix it, you don't own it!“. Mit großem ehrenamtlichen Engagement unterstützen Freiwillige die Besucherinnen und Besucher dabei, sich ihre defekten Alltagsgegenstände neu anzueignen. Dabei sind die Reparaturinitiativen in sich meist basisdemokratisch organisiert. Alle Beteiligten lernen demokratische Gestaltung im Kleinen – in der Praxis – kennen und schätzen.
    Das Projekt RePair DemocracyExterner Link öffnet im Rahmen der Regionalkonferenz „Great Transformation: Die Zukunft moderner Gesellschaften“ in Jena für einen Nachmittag ein Demokratiecafé. Eingeladen sind alle Bürgerinnen und Bürger, Kinder, Bürgermeister, Demokratieentwicklerinnen und Wissensschaffende, die Interesse haben, an einem Prozess der beteiligungsorientierten Stadtgestaltung mitzuwirken. Wir wollen gemeinsame Anliegen und mögliche Wirkungsbereiche demokratischer Stadtgestaltung erarbeiten und formulieren, um die politische Selbstwirksamkeit der/des Einzelnen zu entwickeln. Wir befassen uns mit Stadtpolitik, zivilgesellschaftlicher Selbstermächtigung, dem Verhältnis von Kunst, Wissenschaft und Politik, um die real-utopischen Möglichkeiten einer kollaborativen Demokratie und ein Recht auf Stadt vor Ort gemeinsam auszuloten. Eine große gesellschaftliche Veränderung kann friedlich und dauerhaft nur als gemeinsames Projekt verwirklicht werden, in dem der einzelne Mensch sich eingebunden und wirksam erfährt. 

    Download Flyer „RePair Democracy“pdf, 1004 kb

  • Raus aus der Wachstumsgesellschaft? Zur aktuellen Debatte in der katholischen Kirche um Wachstum, globale Gerechtigkeit und Umweltschutz

    Organisator_innen: Stefan Einsiedel (München), Andreas Gösele (München)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 308

    Ausgangspunkt des Workshops ist die im April 2018 vorgestellte Studie „Raus aus der Wachstumsgesellschaft?“ der Deutschen Bischofskonferenz mit der Forderung nach (1.) einem allgemeinen Bewusstseinswandel und höherer Wertschätzung für suffiziente Lebensstile und (2.) konkreten Vorschlägen für sozial-ökologische Strukturreformen. Die Organisatoren erläutern zunächst Entstehung und Hintergründe der Studie, gehen dann aber in der Diskussion mit weiteren Referent_innen und den Workshopteilnehmer_innen noch tiefer: Erörtert werden einerseits der mögliche Beitrag von Religion und Spiritualität zum sozial-ökologischen Wandel (illustriert anhand der aktuellen Ausführungen von Papst Franziskus zum ganzheitlichen Blick auf soziale und ökologische Gerechtigkeit), sowie grundsätzliche Gerechtigkeitsaspekte von ethisch fundierten Reformvorschlägen wie etwa der fairen Bepreisung von Umweltgebrauch. Die Teilnehmer_innen sollen dabei auch untereinander über ihre eigenen Motivationen und ethischen Überzeugungen ins Gespräch kommen und für sich klären, inwieweit es eine grundlegende Basis für eine gemeinsame Vision einer gerechteren Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung gibt, die alle konfessionellen, weltanschaulichen und kulturellen Grenzen überspannt.

    Beiträge:

    • Stefan Einsiedel (München), Andreas Gösele SJ (München), Angelika Zahrnt (Berlin): Wachstum: Segen oder Fluch? Zum aktuellen Stand der Debatte über ›integrale Ökologie‹ in der Katholischen Kirche, deren Genese, konkrete Forderungen und mögliche und nötige nächste Schritte
    • Stefan Einsiedel (München), Andreas Gösele SJ (München), Angelika Zahrnt (Berlin): Wandel durch Werte? Über die möglichen Beiträge von Religion und Spiritualität zum
      sozial-ökologischen Wandel

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 134 kb

  • Tätigsein in der Postwachstumsgesellschaft

    Organisator_innen: Irmi Seidl (Zürich, CH), Angelika Zahrnt (Neckargemünd), Gerrit von Jorck (Berlin)

    Mitwirkende: Stefanie Gerold (Berlin), Linda Nierling (Karlsruhe)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena

    Grundlage dieses Workshops ist das Buch „Tätigsein in der Postwachtumsgesesllschaft“, das im September 2019 erscheinen wird.
    Weil Wachstum und bezahlte Arbeit eine zentrale und explizite Grundlage unseres Wirtschafts- und Gesellschaftsmodells sind (obwohl mehr unbezahlte als bezahlte Arbeitsstunden geleistet werden und erstere für das Funktionieren der Gesellschaft essentiell sind), ist das Festhalten am bislang einigermaßen erfolgreichen Kurs, vorrangig Wachstum der wirtschaftlichen Leistung und Erwerbsarbeit anzustreben, nachvollziehbar. Doch die nachteiligen ökologischen, ökonomischen und sozialen Folgekosten schlagen immer mehr zu Buche. Dieses System ist nicht zukunftsfähig. Es braucht ein Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, das vom Wirtschaftswachstum unabhängig ist, soziale und wirtschaftliche Stabilität sowie menschliches Wohlergehen ermöglicht, innerhalb der planetaren Grenzen bleibt und eine ausreichende Menge an Gütern und Dienstleistungen, die in Erwerbsarbeit und Nicht-Erwerbsarbeit hergestellt wurden, bereitstellt.
    Arbeit – als Tätigkeit in vielerlei Formen und Bereichen – ist zentraler Bestandteil menschlichen Lebens. Darauf und auf einer besser ausbalancierten Gewichtung von bezahlter wie unbezahlter Arbeit muss ein künftiges Wirtschafts- und Gesellschaftssystem aufbauen. Dieser Workshop will Konzepte für ein Tätigsein in einer Postwachstumsgesellschaft vorstellen.

Mittwoch, 25. September 2019

  • Erzählsalon: Die Zukunft des Ostens: (Über-)Leben in einer Niedrigwachstumsgesellschaft

    Villa Rosenthal

    Foto: Wikimedia Commons

    Organisator_innen: Sylka Scholz (Jena), Katrin Rohnstock (Berlin)

    Mitwirkende: Horst Dünkel (Ballstädt), Reinhard Bütow (Röttelmisch), Uwe Flurschütz (Erfurt), Helmut Hercher (Königsee), Thomas Meier (Tonndorf), Janin Pisarek (Camburg), Lisa Roßmanith (Erfurt)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.00 Uhr // Ort: Villa Rosenthal, Mälzerstraße 11, 07745 Jena

    Knapp 30 Jahre nach der politischen Wende in der DDR und dem Anschluss an die Bundesrepublik Deutschland werden die damit verbundenen ökonomischen & kulturell-sozialen Verwerfungen zunehmend öffentlich diskutiert. Ausgangpunkt ist die soziale Realität einer Niedrigwachstumsgesellschaft, wie sie das ländliche und kleinstädtisch geprägte Thüringen darstellt. Uns interessieren die Erfahrungen der Menschen, die in der Peripherie der wirtschaftlichen Zentren leben. Welche Vorstellungen von Zukunft haben sie für sich, ihr Umfeld, aber auch für die Gesellschaft als Ganzes? Die Veranstaltung nutzt das innovative Format des Erzählsalons, welches von Rohnstock Biografien entwickelt wurde. Es knüpft an der alten jüdischen Tradition des kollektiven Erzählens beim Sabbat an und weist Ähnlichkeiten mit dem narrativen Interview und der Gruppendiskussion auf. Die Veranstalterinnen stellen das Konzept vor und führen exemplarisch einen Erzählsalon durch. Über ihre Erfahrungen und Zukunftsvisionen erzählen Menschen aus unterschiedlichen Projekten. Es geht um die Energiewirtschaft einer Agrargenossenschaft, die Wiederbelebung alter Handwerkstechniken, die Organisation des Dorfladens und -lebens und gemeinschaftliche Lebensformen. Als Salonniere moderiert Katrin Rohnstock.

Donnerstag, 26. September 2019

  • Aktivierung, Integration und Anerkennung: Alternativen zum Sanktionsregime von ›Hartz IV‹

    Organisator_innen: Kornelia Sammet (Leipzig), Franz Erhardt (Leipzig)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 306

    Die Veranstaltung nimmt spätkapitalistische Gesellschaften in einer ganz spezifischen theoretischen Perspektive als „moralisch verbürgter, personenbezogener Anerkennungszusammenhang“ (Kaufmann 2002) in den Blick. Im Panel interessieren Spannungsverhältnisse zwischen in Anspruch genommenen Normen der personalen Anerkennung einerseits und ihrer nur partiellen Umsetzung bzw. systematischen Missachtung andererseits. Im Anschluss daran soll zum einen untersucht werden, inwiefern Bedürftige eine moralisch fundierte Anerkennung einfordern, die sie in ihrer aktuellen Lage nicht finden, und welche Art von Förderung und Integration sie sich wünschen. Zum anderen soll diskutiert werden, welche Möglichkeiten der Erfahrung von Anerkennung und fallspezifischer Aktivierung bereits in aktuellen Maßnahmen, Modellen und Programmen enthalten sind. Damit soll ein Ausblick darauf gelingen, wie in einer Postwachstumsgesellschaft soziale Fürsorge gestaltet werden kann. Zudem sollen Forschende an Universitäten und in angewandter Forschung sowie ExpertInnen von Fachverbänden und PraktikerInnen über die Möglichkeiten und Herausforderungen sozialer Fürsorge und Integration in einer Postwachstumsgesellschaft miteinander ins Gespräch gebracht werden.

    Beiträge:

    • Frank Bauer (Düsseldorf): Öffentlich geförderte Beschäftigung zwischen Anerkennung und Stigmatisierung. Anerkennung des Status eines Erwerbsbürgers oder der Qualität der Arbeitsleistung?
    • Fabian Beckmann (Bochum): Arbeitsmarktintegration auf dem Abstellgleis. Zur Erwerbssituation geringfügig Beschäftigter im ALG-Bezug
    • Franz Erhard (Leipzig), Kornelia Sammet (Leipzig): Aktivierung, Integration und Anerkennung: Alternativen zum Sanktionsregime in Großbritannien
    • Claudia Globisch (Innsbruck, AT): Aktiv durch die Mindestsicherung! Subjektivierungs- und Desubjektivierungswirkungen aktivierender Sozialpolitik
    • Stefan Kutzner (Siegen): Rent-seeking, wirtschaftlicher Strukturwandel und Arbeitsmarkt. Eine alternative Lesart der Hartz-Reformen

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 187 kb

  • Commons-Gesellschaft – Utopie einer bedürfnisorientierten Inklusionsgesellschaft

    Organisator_in: Commons Institut (Bonn)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 309

    Die Rechtfertigung der heutigen Gesellschaft ist gleichzeitig dünn und hart: „Der Kapitalismus ist die am wenigsten schlechte Gesellschaft, zu welcher Menschen fähig sind“. Commons-Praktiken widersprechen diese Bestimmung menschlicher Möglichkeiten und schaffen Beziehungen „jenseits von Markt und Staat“. Dies ist notwendig, weil für viele Commoners die Ursache des kapitalistischen Wachstumsdrang in unseren grundlegenden sozialen Beziehungsweisen zu suchen ist: weil wir miteinander tauschen, müssen wir miteinander konkurrieren und ständig versuchen aus Geld mehr Geld zu machen. Es entsteht ein Wachstumszwang, der nicht unsere Bedürfnisbefriedigung zum Ziel hat und unsere ökologischen und sozialen Grundlagen zerstört.

    Commoning bietet hierzu eine grundlegend alternative Beziehungsweise. Eine Beziehungsweise, welche jenseits der Tauschlogik auf Basis von Freiwilligkeit und Besitz/kollektiver Verfügung entsteht. Eine Commons-Gesellschaft verallgemeinert diese Beziehungsweisen gesellschaftlich und erlaubt uns so, unsere gesellschaftlichen Verhältnisse selbst zu gestalten und die Ziele unserer gesellschaftlichen (Re-)Produktion selbst zu bestimmen. Noch weitreichender führt sie zu Inklusionsbedingungen, unter denen es für die Einzelnen funktional ist, für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung die Bedürfnisse anderer einzubeziehen. In dieser Veranstaltung möchten wir die Utopie einer Commons-Gesellschaft vorstellen, diskutieren und gemeinsam weiterdenken.

    Beiträge:

    • Friederike Habermann (Neu Zittau): Alle nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen – wie wird die Utopie im Jetzt lebbar?
    • Simon Sutterlütti (Göttingen): Commonistische Inklusionsgesellschaft – Aufhebung von Marktkonkurrenz in Inklusionslogik
    • Stefan Meretz (Bonn): Das Gesellschaftlich-Allgemeine als eingebettete Allgemeinheit

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 195 kb

  • Degrowth Enthusiasm and the Eastern Blues: Zur Integration ostdeutscher Transformationserfahrungen in den transformatorischen Postwachstumsdiskurs

    Organisator_innen: Jana Gebauer (Berlin), Gerrit von Jorck (Berlin), Lilian Pungas (Berlin)

    Mitwirkende: Katrin Rohnstock (Berlin), Michael Thomas (Berlin), Jana Gebauer (Berlin), Gerrit von Jorck (Berlin), Lilian Pungas (Jena)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 114

    Mit normativer Wucht und empirisch oft unbelastet arbeiten junge Degrowth-Bewegte an der nächsten großen Transformation. Für diejenigen allerdings, die bereits tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse erfahren haben, ist der Reiz solcher Debatten oft begrenzt. So führten der politische und wirtschaftliche Zusammenbruch der sozialistischen Staaten und die anschließende Transformationsperiode zu einer weitreichenden Deindustrialisierung und zu gesellschaftlichen Marginalisierungs- und Ausgrenzungsprozessen. Auch taugen Degrowth-typische soziale und ökonomische Praktiken dort nur begrenzt als Teil einer neuen aktiven Erzählung, wo sie als staatlich verordnet erinnert werden oder existentiell notwendig sind. Es ist daher alles andere als offensichtlich, warum sich ältere Menschen in den postsozialistischen Ländern und deren nachfolgende Generationen für einen weiteren Transformationsversuch begeistern sollten. Allerdings sind ihre Erfahrungen und Kompetenzen in vielerlei Hinsicht für den Degrowth-Diskurs bedeutsam; sie einzubinden kann zudem die Voraussetzungen für einen tatsächlich demokratischen und solidarischen Transformationsprozess verbessern. Daher bringt der Workshop die Degrowth- mit der postsozialistischen Transformationsforschung und -praxis zusammen. In einem experimentellen Interview-Setting und Gruppendiskussionen geht er der Frage nach, was und wie von den Transformationsprozessen in Ostdeutschland für die Große Transformation zu lernen ist.

  • Der ideologische Gehalt alternativer Ökonomien – queer-feministische Kritiken und Interventionen

    Organisator_innen: Birgit Blättel-Mink (Frankfurt am Main), Luki Sarah Schmitz (Frankfurt am Main)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 307

    Alternative Wirtschafts- und Sozialformen setzen in ihrer Kritik sowohl auf der Ebene konkreter Krisen (endliche Ressourcen), als auch der Ebene der Ideologiekritik (Wachstumsparadigma) an. Zugleich tragen sie selbst ideologische Momente in sich, die es aus soziologischer Perspektive zu analysieren und auf ihre progressiven wie regressiven Aspekte hin zu diskutieren gilt. Hierbei soll mittels queer-feministischer, kritischer, postkolonialer Dimensionen der Fokus auf Subjektkonstitutionen und Handlungsmöglichkeiten liegen. In Diskursen alternativen Wirtschaftens werden die Subjekte der Transformation mit Charakteristika von Kreativität, Potenz und Selbstwirksamkeit assoziiert, die Nähe zu bürgerlich männlicher Subjektzuschreibung wird zugleich nicht reflektiert. Diese ideologischen Zuschreibungen sedimentieren sich nicht folgenlos. Vielmehr leiten sich daraus Partizipations- und Egalitätsvorstellungen ab. So ist die Idee der freiwilligen Partizipation und der potentiellen Handlungsmöglichkeit nahezu in allen Diskursen vertreten. Dies kann zu einem paradoxen Umschlagspunkt führen, an dem die Norm unterlaufen wird, weil sie besteht. Materielle wie immaterielle Gründe für eine Nicht-Partizipation geraten aus dem Blick. Diskutiert werden sollen Dimensionen des Ideologischen, um mehr Transparenz und neue Erkenntnisse für mehrdimensional-transformative Ansätze zu schaffen.

    Beiträge:

    • Christian Hilgert (Konstanz): Alternative Distinktionen? Zum ideologischen Erbe ökologischer Wachstumskritik
    • Diana Hummel (ISOE, Frankfurt am Main): Neo-malthusianische Perspektiven im Anthropozän-Diskurs und queer-feministische Kritik
    • Antonia Kupfer (Dresden): ›Konturen einer ökofeministischen Gesellschaft‹: Erinnerung an einen alternativen Ökonomieentwurf, der sich nicht in bürgerlicher Subjektivität und Männlichkeit erschöpft

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 573 kb

  • Die Gesellschaft nach dem Geld – Vorstellung eines Projekts

    Organisator_in: Projekt Gesellschaft nach dem Geld (Aachen / Bonn / Wien, AT)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 309

    In dem Panel soll das zum 01.01.2016 von der VW Stiftung (Originalitätsverdacht / Konstellationen) bewilligte Forschungsprojekt „Die Gesellschaft nach dem Geld“ (GndG) vorgestellt werden. In der ersten Phase des Projekts wurde ein interdisziplinärer Dialog zwischen Commonstheorie, Medientheorie, (heterodoxer) Ökonomik und Wirtschaftssoziologie geführt, mit dem Ziel die jeweiligen Theorien und Kritiken des Geldes wechselseitig zu beleuchten.

    Nach der „Eröffnung eines Dialogs“ soll das explorative Projekt „Die Gesellschaft nach dem Geld“ ab dem 01.11.2018 unter Hinzunahme von Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie in die zweite, vierjährige Phase geführt werden: „Eine Simulation“. Sind post- oder nicht-monetäre Ökonomien nicht nur theoretisch denkbar, sondern auch simulierbar? Besonders die Commons-Forschung sowie die evolutionäre politische Ökonomie liefern hierfür vielversprechende Inspirationen. Im Projekt soll, ausgehend von den Kompetenzen der Antragssteller sowohl in der Implementierung solcher Simulationen als auch in ihrer historischen, (medien)theoretischen und soziologischen Reflektion und Analyse, erstmalig ein agentenbasiertes multi-regionales Simulationsmodell einer nicht-monetären und nicht-marktförmigen Ökonomie entwickelt werden. In der heutigen Gesellschaft ist Wachstum notwendig, durch den Zwang Geld zu vermehren. Eine Gesellschaft, die mit dem Wachstum brechen möchte, müsste mit dem Geld (als zentrale Vermittlungsform) brechen. Das GndG-Projekt untersucht hierzu Alternativen.

    Beiträge:

    • Jens Schröter (Bonn): Die Gesellschaft nach dem Geld – eine Simulation. Zur Geschichte des Projekts
    • Hanno Pahl (Bonn): Agentenbasierte Simulationen als kritische Erkenntnismaschinen: Growing Explanations and Envisioning Real Utopias
    • Stefan Meretz (Bonn), Simon Sutterlütti (Bonn): Commonismus – Simulation einer Gesellschaft jenseits von Geld und Wachstum
    • Ernest Aigner (Wien, AT), Lena Gerdes (Wien, AT), Manuel Scholz-Wäckerle (Wien, AT): Modellierung und Simulation einer agentenbasierten multi-regionalen postmonetären Ökonomie

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 140 kb

  • Die vorsorgeorientierte Postwachstumsposition: Neuer Konsens oder neuer Konflikt in der Wachstumsdebatte?

    Organisator_innen: Nils aus dem Moore (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin), Ulrich Petschow (IÖW, Berlin), David Hofmann (IÖW, Berlin)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 221

    Im Diskurs zur Rolle der Wirtschaftsleistung mit Blick auf die Einhaltung planetarer Grenzen sind gegenwärtig zwei einander sehr grundsätzlich wiedersprechende Positionen dominant: „Degrowth“ und „Green Growth“. Im Rahmen einer gerade abgeschlossenen Studie, die gemeinsam von Autor/innen verschiedener ökonomischen Strömungen durchgeführt wurde, wurden in einem diskursiven und durchaus auch konfliktären Prozess die Argumente beider Positionen „seziert“. Argumentationsanalytisch konnte herausgearbeitet werden, dass beide Grundpositionen sich wissenschaftlich nicht hinreichend begründen lassen. Dies bedeutet, dass letztlich Politikansätze verfolgt werden müssen, die diesen Unsicherheiten Rechnung tragen. Wir haben in diesem Zusammenhang den Begriff der vorsorgeorientierten Postwachstumsposition vorgeschlagen. Diese Auffassung hat aus unserer Sicht das Potenzial, einen produktiven Diskurs zu befördern und einen argumentativen Stillstand zwischen den Befürworter/innen von Green Growth und Degrowth zu überwinden. Somit wird auch ein Beitrag geleistet die Marginalisierung beider Ansätze in der konkreten Politik zu überwinden. Der Fokus der Session liegt dabei auf einer Panel-Diskussion, deren Teilnehmende verschiedene Perspektiven auf Transformationsdiskurse einnehmen, diese kritisch in Beziehung setzen und gemeinsam ausloten, welche (durchsetzbaren) vorsorgeorientierten Handlungsorientierungen im Hier und Heute entwickelt werden können.

    Beiträge:

    • Anita Engels (Hamburg): Wachstum und Klimawandel: Ein Kommentar zur vorsorgeorientierten Postwachstumsposition
    • Michael Jakob (MCC, Berlin): Weiter wachsen und das Klima schützen? Eine Einordnung
    • Steffen Lange (IÖW, Berlin): Wachstumsunabhängigkeit: ein neuer Konsens in der Wachstumsdebatte?

    Moderator_in: Nils aus dem Moore (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin)

  • Experiences of degrowth practices based on care for humans and the more-than-human world

    Organisator_innen: Christine Bauhardt (Berlin), Gülay Çağlar (Berlin)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: UHG HS 144, Universitätshauptgebäude, Fürstengraben 1

    We would like to contribute to the debate on post-growth societies from a Feminist Political Ecology background. By building on examples of "doing the economy otherwise" we would like to share experiences with commoning and other care practices that recognise non capitalocentric economies. Our starting point is a denaturalized concept of care – for oneself, for other people, for the more-than-human world. 
    The lived experiences of practising Feminist Political Ecology are rooted in alternative values and visions of social reproductive activities and practices, creating networks, relationships, non-monetary exchange relations based on empathy for the world around us. Such visions mean recognising the environmental, political and social crises we are in by "Staying with the trouble"(Haraway) and acknowledging that we need to adapt and shape a new world out of the messiness of the social and natural environments we have created. 
    The event will be an interactive open workshop based on storytelling practices of hope linked to academic analysis bringing together scholarly and activist feminists working in various urban and rural contexts and from various disciplines and political visions.

    Beiträge:

    • Meike Brückner (Berlin), Suse Brettin (Berlin): Sustainable consumption and food practices in Northern Europe and East Africa
    • Marlene Gómez Beccera (Berlin): Alternative Food Initiatives in Berlin and Barcelona
    • Jihad Yagoubi (Berlin): Environmental Justice Movements in the Global South
  • From Multifunctionality to Performing Profitability: Postsocialist Enterprises in Transformation

    Organisator_innen: Piotr Filipkowski (Warschau, PL), Philipp Ther (Wien, AT), Peter Wegenschimmel (Regensburg)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: Hörsaal 7

    Das Abstract zur Veranstaltung folgt in Kürze.

    Beiträge:

    • Jessica Elsner (Potsdam): Soziale Ungleichheit auf betrieblicher Ebene im Automobilwerk Eisenach (AWE) in der Transformationszeit 1989-1991
    • Piotr Filipkowski (Warschau, PL): Why Did the Shipyard in Gdynia Collapse? Tracing Historical Logics from Below
    • Agata Zysiak (Warschau, PL): N.N.
    • Peter Wegenschimmel (Regensburg): Not Profitable, but Beneficial: Legitimität und Überleben in der postsozialistischen Transformation

    • Kommentator_in: Raj Kollmorgen (Zittau / Görlitz)
    • Moderator_in: Philipp Ther (Wien, AT)

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 62 kb

  • Gallery Walk zu ›Future Love‹ – Liebe und Paarbeziehungen in Postwachstumsgesellschaften

    Organisator_innen: Christine Wimbauer (Berlin), Almut Peukert (Berlin), Mona Motakef (Berlin), Julia Teschlade (Berlin), Leoni Linek (Berlin)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 9

    Fragen nach der Ökonomisierung des Privaten und was Liebe mit Kapitalismus zu tun hat, sind in spätkapitalistischen Gesellschaften allgegenwärtig. Die Idee der romantischen Liebe verliert dabei nicht an Bedeutung, wenngleich ihre Einlösung angesichts gesteigerter Ansprüche und Un/Möglichkeiten mehr denn je voraussetzungsvoll bis utopisch ist.
    Richtet man den Blick auf Beziehungsformen, zeigt sich eine Vervielfältigung von Beziehungsweisen jenseits der bürgerlich-modernen Kleinfamilie und heteronormativer Paarkonstellationen, z. B. nicht-heterosexuelle Paare, polyamouröse Beziehungen, Co-Parenting oder queere Communities. Damit einher ging ein Wandel von Intimität und Beziehungsleitbildern. Allerdings sind diese Liebes- und Beziehungsformen wenig anerkannt, wird doch die Art und Weise, wie wir lieben und leben, immer auch durch Recht und globale ökonomische Verflechtungen strukturiert.
    Ausgehend davon, wie sich die Liebe im gegenwärtigen Kapitalismus gestaltet, fragen wir, wie es um die Zukunft der (romantischen) Liebe in Postwachstumsgesellschaften bestellt ist: Wird auch Liebe in Postwachstumsgesellschaften begrenzt? Kommt es zu einem emotionalen Dystopia in einer ver/bindungslosen Zeit? Oder bewegen wir uns nach Utopia und öffnet sich die Gesellschaft für plurale Liebes-, Familien- und Beziehungsformen jenseits der Hetero- und Paarnorm? Welche Bedeutung hat Liebe in Freundschaften?
    In unserem Gallery Walk werden nach je einem Kurzinput zu den Themen (1) Co-Parenting,
    (2) Polyamorie, (3) Freundschaft und (4) Mehrelternfamilien in vier Kleingruppen die jeweiligen Themen diskutiert und bearbeitet, danach rotieren die Gruppen. So wird ein kreativer Austausch in heterogenen Gruppen ermöglicht, in dem Visionen und Utopien, aber auch Ambivalenzen und Grenzen zukünftiger (Liebes-)Beziehungsweisen in Postwachstumsgesellschaften erarbeitet und diskutiert werden.

    Beiträge:

    • Theresa Manderscheid (Bremen): Polyamoröse Lebens- und Liebesformen
    • Almut Peukert (Berlin), Julia Teschlade (Berlin), Mona Motakef (Berlin): Liebe in Mehrelternfamilien
    • Christine Wimbauer (Berlin): ›Co-Parenting‹ und ›Future Love‹ – Elternschaft jenseits des ›Liebesglücks‹ und die Zukunft der paarförmigen Liebe
    • Leoni Linek (Berlin), Doreen Kruppa (Berlin): Freundschaftszentriertes Leben und Liebe in Freundschaften

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 56 kb

  • Genossenschaften als transformative Akteure neuer Vergemeinschaftung

    Organisator_in: Rolf G. Heinze (Bochum)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena

    Nach der Finanzkrise haben Genossenschaften an Aktualität gewonnen, was an ihren Organisationsprinzipen und dem nachhaltigen Geschäftsmodell liegt. Es geht ihnen um die aktive Gestaltung eigener assoziativer Sozialräume. Insbesondere in unsicheren Zeiten erweisen sie sich so als soziale Stabilisatoren, was sich bspw. deutlich in einem wichtigen Feld der Daseinsvorsorge, dem Wohnen, schon über Jahrzehnte zeigt. Aber auch in anderen Feldern haben sie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen: es gab eine Welle der Neugründungen von Energiegenossenschaften und auch Bürger- und Seniorengenossenschaften, genossenschaftlich verwaltete Dorfläden etc. breiten sich aus. Nicht nur im Energiebereich stellen Genossenschaften im Transformationsprozess ein innovatives gesellschaftspolitisches Ordnungs- und Steuerungsprinzip dar. Sie könnten auch bei der Gestaltung der umfassenden globalen Digitalisierungsprozesse ein Gegenmodell zur derzeitig dominierenden Ökonomisierung bilden. In den sozialwissenschaftlichen Debatten zu neuen Solidaritäten jenseits der globalisierten Märkte werden Idee und Praxis des Genossenschaftswesens ebenfalls (re-) vitalisiert, was sicherlich auf die Gründungswellen von genossenschaftlichen Kooperativen in den Bereichen Energie und Wasser, Sozial und Gesundheitswesen sowie weiteren lokalen Versorgungsformen zurückzuführen ist. In dem geplanten Forum kann über die Reichweite und sozialen Voraussetzungen solcher solidarischen Steuerungsformen im Kontext von Postwachstumsgesellschaften sowohl theoretisch-konzeptionell als auch anhand der neu entstandenen sozialen Initiativen diskutiert werden.

    Beiträge:

    • Rolf G. Heinze (Bochum): Gestaltungspotentiale genossenschaftlicher Steuerung – Einführung
    • Torsten Bölting (Bochum): Wohnungsgenossenschaften als Antwort auf die Wohnungsnot?
    • Josef Hilbert (Gelsenkirchen): Gesundheitsdaten genossenschaftlich nutzen? Ein Aus- und Einblick in eine konkrete Utopie
    • Frank Schulz-Nieswandt (Köln): Reale Möglichkeiten der genossenschaftlichen Gemeinwirtschaftlichkeit
    • Berthold Vogel (Göttingen): Genossenschaften in der lokalen Daseinsvorsorge
  • Genossenschaftliches Wirtschaften in der Plattformökonomie. Potenziale und Grenzen einer alten Idee im neuen Gewand. Ein Theorie-Praxis-Dialog

    Organisator_innen: Moritz Boddenberg (Hamburg), Philipp Degens (Hamburg)

    Mitwirkende: Santje Kludas (Lüneburg), Clemens Schimmele (Köln), Ela Kagel (Berlin), Felix Weth (Potsdam)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 208

    Im Panel werden zwei Diskurstränge zusammengeführt: Einerseits die Debatte um die Platt­form­ökonomie und ihr disruptives Potenzial; andererseits die Wiederentdeckung der Ge­nossen­schaft als demokratische Wirtschaftsform. Indem praktische Erfahrungen und theo­retische Konzeptualisierungen in einen Dialog treten, sollen in der Veranstaltung Besonder­heiten, Möglichkeiten und Grenzen einer Vergenossenschaftlichung der Plattformökonomie diskutiert werden.
    Genossenschaftliche Wirtschafsformen lassen sich mit ihren Prinzipien von Solidarität, Demokratie und Identität idealtypisch als Teil einer Solidarischen Ökonomie verstehen. Dem­ge­genüber zeichnet sich die digitale Plattformökonomie angesichts der Vormacht­stellung von Google, Apple oder Facebook aktuell eher durch neofeudale statt durch soli­da­rische Ökonomie aus. Auch die Erfahrungen der Sharing Economy verweisen auf die Gefahr der Ökono-mi­sierung. Diese Entwicklungen evozieren Forderungen nach einem „Platform Cooperativism“ (Trevor Scholz). Daher ist mit Blick auf die Plattformökonomie zu fragen, inwieweit und auf welche Weise (Produktiv-)Genossenschaften Akteure einer Post­wachstumsgesellschaft darstellen können. Wir wollen daher folgende Fragen diskutieren:

    • Welche Möglichkeiten bieten (Produktiv-)Genossenschaften für die Demokratisierung der Plattformökonomie und welche Diffusionsbarrieren gilt es derzeit noch zu über­winden?
    • Welche Potenziale ergeben sich aus der Zusammenführung von Arbeit und Kapital für die Entwicklung von Postwachstumsgesellschaften?
  • Karl Polanyis konkrete Utopie von ›Freiheit in einer komplexen Gesellschaft‹

    Organisator_innen: International Karl Polanyi Society (Wien, AT), Brigitte Aulenbacher (Linz, AT), Maria Markantonatou (Lesbos, GR)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 206

    Im letzten Kapitel von The Great Transformation „Freiheit in einer komplexen Gesellschaft“ entwirft Karl Polanyi Ecksteine seiner Utopie einer sozialistischen und demokratischen Gesellschaft, die Freiheit nicht nur für wenige, sondern für alle ermöglicht. Die Session nutzt Polanyis Reflexionen für die Einschätzung gegenwärtiger konkreter Utopien. Wie kann in solchen Gesellschaften sozialer Zusammenhalt aufrechterhalten werden? Was ist der mögliche Beitrag von Initiativen wie Solidarökonomie, Degrowth oder Transition Move-ment? Tragen sie zu einer grundlegenden Transformation des Kapitalismus bei, die Wachstumszwang, Konsumismus oder die Beschränkung von Demokratie auf die poli-tische Sphäre überwindet? Welches Potential liegt in lokalen und regionalen Strukturen für die Demokratisierung sozialökonomischer Lebensbereiche, von Energie über Mobilität bis zur Pflege und digitalen Plattformen?

    Beiträge:

    • Claus Thomasberger (Berlin): Postwachstum als Freiheit
    • Astrid Krisch (Wien, AT), Leonhard Plank (Wien, AT): Von Internet-Plattformen als Instrumenten des Überwachungskapitalismus zu Plattformen als Infrastrukturen des Alltags
    • Andreas Novy (Wien, AT): Doppelte Transformation: Ein gutes Leben für alle basierend auf sozialökologischen Infrastrukturen
    • Beate Littig (Wien, AT): (Vor-)Sorgendes Wirtschaften – Arbeit, Zeit und Infrastrukturen neu denken

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 180 kb

  • Klassen- und Naturverhältnisse: Die soziale und die ökologische Frage. Divergenzen, Konvergenzen, Wechselwirkungen

    Organisator_innen: Projekt Klassenanalyse Jena (PKJ): Hans Rackwitz (Jena), Janina Puder (Jena)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 315

    In der deutschsprachigen Soziologie erfährt der „Klassenbegriff“ derzeit eine Renaissance. Gleichzeitig gewinnen ökologische Fragen an gesellschaftlicher Bedeutung.  Ökologische Krisenerscheinungen wie der Klimawandel wirken auf soziale Verhältnisse zurück und strukturieren Felder und Dynamiken gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Ob es soziale Verteilungskonflikte sind, die sich an ökologischer Reformpolitik entzünden oder Zielkonflikte zwischen Arbeitsplätzen in der Kohle- oder Automobilindustrie und den Forderungen von ökologischen Bewegungen und politischen Nachhaltigkeitsverpflichtungen entstehen: soziale Konflikte sind ökologische Konflikte und vice versa. Mit der zu erwartenden Zuspitzung und Eskalation ökologischer Krisenerscheinungen werden sozial-ökologische Konflikte in Zukunft auf nationaler sowie transnationaler Ebene weiter zunehmen. Umweltsoziologische sowie verwandte sozialwissenschaftliche Debatten zu gesellschaftlichen Naturverhältnissen und zur ökologischen Krise verhandeln zwar grundsätzlich Fragen des Wechselspiels und der gegenseitigen Vermittlung von Klassen- und Naturverhältnissen, meist jedoch ohne explizit Bezug auf soziologische Klassenkonzepte zu nehmen. Eine stringente ökologisch informierte Klassentheorie ist bisher weitestgehend inexistent.

    Im Anschluss an einen Aufschlag zu Konturen einer ökologischen Klassentheorie soll das Panel u.a. folgende Fragen verhandeln: Was bedeutet eine Klassenperspektive auf die ökologische Frage? Worin liegen Stärken und Schwächen einer solchen? In welchem Verhältnis stehen Produktions- und Konsumnormen, Produktions- und Lebensweisen in Bezug auf nicht-nachhaltiges gesellschaftliches Handeln. Wie wird das Dilemma zwischen Arbeitsplätzen und Nachhaltigkeit verhandelt und welche strategischen Auswege – bspw. im Sinne einer ökologischen Klassenpolitik – gibt es? Sich diesen Fragen und einer ökologisch informierten Klassentheorie zu nähern ist Ziel dieser Veranstaltung.

    Beiträge:

    • Projekt Klassenanalyse Jena (PKJ): Die soziale und die ökologische Frage: Ein Problemaufriss und Thesen aus dem PKJ
    • Thomas Barth (München): Klassentheoretische Perspektiven auf ›Nachhaltige Arbeit‹
    • Ulrich Brand (Wien, AT): Beschäftigte und Gewerkschaften in der sozial-ökologischen Transformation: Widersprüche und Ansatzpunkte
    • Kristina Dietz (Berlin): Konflikte um Bergbauprojekte: eine klassentheoretische Betrachtung
  • Kollektive Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für ein neues gesellschaftliches Produktionsmodell

    Organisator_in: Ursula Stöger (Augsburg)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 8

    Das westliche, am Leitbild des Taylorismus orientierte Produktionsmodell ist in die Krise geraten und die Krisenphänomene mehren sich. Das Normalarbeitsverhältnis wird durch flexible, häufig prekäre Beschäftigungsformen verdrängt und das an die Erwerbsarbeit gebundene System der sozialen Sicherung kann keine soziale Absicherung mehr für alle gewährleisten. Die Folgen sind steigende Armut und soziale Ungleichheit. In der Erwerbsarbeit nehmen psychische Belastungen zu und gesellschaftlich zeigen sich die Krisenphänomene durch die steigende Desintegration und das Erstarken rechter Strömungen.
    Es lohnt sich deshalb, über ein neues Produktionsmodell auf Basis einer radikal verkürzten Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche für alle nachzudenken. Dieses Produktionsmodell würde alle in die Erwerbsarbeit einbeziehen und damit den Sozialstaat sichern.  Armut und soziale Ungleichheit würden zurückgehen, während die gesellschaftliche Integration sowie die soziale und kulturelle Teilhabe steigen würden. Überdies leistet die Dreißigstundenwoche einen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, einer besseren Betreuung der Kinder und einem besseren Schutz der Gesundheit. Volkswirtschaftlich entstünden positive Effekte durch die Erhöhung des Steueraufkommens. 
    In diesem Forum sollen die Grundzüge eines neuen Produktionsmodells auf Basis einer Dreißigstundenwoche sowie weitere Ideen einer zukünftigen Arbeitszeitpolitik vorgestellt und deren jeweilige Voraussetzungen und Umsetzbarkeit diskutiert werden.

    Beiträge:

    • Ursula Stöger (Augsburg): Mit kollektiver Arbeitszeitverkürzung zu einem neuen gesellschaftlichen Produktionsmodell
    • Ulrich Mückenberger (Bremen): ›Äußere und / oder innere Arbeitszeitverkürzung?‹. Welche Form der Arbeitszeitpolitik führt zu mehr Freiheit IN der Arbeit (und nicht nur Freiheit VON der Arbeit)?
    • Sophie Jänicke (Frankfurt am Main): Arbeitszeitpolitik der IG Metall – Für Arbeitszeiten, die zum Leben passen

    • Moderator_in: Fritz Böhle (München)

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 107 kb

  • Konturen der solidarischen Lebensweise – Potentiale des Konzepts der Lebens- und Produktionsweise für die Postwachstumsdebatte

    Organisator_in: I.L.A. Kollektiv

    Workshopleitende: Anton Brokow-Loga (Weimar), Nilda Inkermann (Kassel)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 314

    Das I.L.A. Kollektiv geht in diesem Workshop der Frage nach, welche Rolle das Konzept der Lebens- und Produktionsweise für die Postwachstumsdebatte und gelebte Alternativen haben kann. Dafür wird das Konzept der imperialen Lebens- und Produktionsweise zur Diskussion gestellt und Transformationspfade in Richtung einer solidarischen Lebensweise entworfen. Grundlage dafür bilden die Arbeiten des Kollektivs. Mit verschiedenen Methoden sollen die Teilnehmenden des Workshops die eigenen Verflechtungen mit der imperialen Lebens- und Produktionsweise kennenlernen sowie präfigurative Praxen der solidarischen Lebensweise und Transformation diskutieren. Zentral ist dabei die mögliche Betrachtung der Konturen der solidarischen Lebensweise als Fundamente einer Gesellschaft jenseits von Wachstumsimperativen.

  • Männlichkeit in der Postwachstumsgesellschaft. Perspektiven und Implikationen der kritischen Jungen*- und Männer*arbeit

    Organisator_innen: Simon Bohn (Jena), Aaron Korn (Jena), Sylka Scholz (Jena)

    Mitwirkende: Daniel Holtermann (Berlin), Stefan Reuyß (Berlin), Olaf Stuve (Hannover), Michael Tunç (Darmstadt)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 308

    In Anbetracht erodierender Normalarbeitsverhältnisse, prekärer Fürsorgestrukturen und sozial-ökologischer Krisenszenarien rücken in der praktischen Bildungsarbeit mit Jungen* und Männern* Konzepte von Männlichkeit in den Fokus, die auf Bezogenheit und Sorge basieren. Normativen Gegenentwürfen zur patriarchalen heteronormativen weißen Männlichkeit stehen in der privaten wie beruflichen Alltagswelt jedoch machtvolle Strukturen entgegen. Im Austausch mit Initiativen der kritischen Bildungsarbeit erkundet die Veranstaltung deshalb Möglichkeiten der Transformation hegemonialer männlicher Selbst- und Weltverhältnisse.

    Das einleitende Podium – unter Mitwirkung von Daniel Holtermann (Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.; Berlin), Stefan Reuyß (SowiTra – Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer; Berlin), Olaf Stuve (Institut für Didaktik der Demokratie und Center for Inclusive Citizenship; Hannover) sowie Michael Tunç (Professur für Migration und Interkulturalität in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Darmstadt) – widmet sich pädagogischen Strategien, institutionellen Rahmenbedingungen sowie sozial- und arbeitspolitischen Herausforderungen der kritischen Jungen* und Männer*arbeit.

    In den anschließenden Workshops werden Perspektiven zum Wandel männlicher Alltagspraxen entwickelt. Eine abschließende Fishbowl-Diskussion geht der Frage nach, wie in der Postwachstumsgesellschaft progressive Männlichkeitskonzepte jenseits von Leistungs- und Wachstumszwang etabliert werden können.

  • Mehr Utopie wagen! Visionen einer Postwachstumsgesellschaft

    Organisator_innen: Benjamin Görgen (Münster), Jens Köhrsen (Basel, CH), Björn Wendt (Münster)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 6

    Zukunftsvorstellungen sind innerhalb des Postwachstumsdiskurses allgegenwärtig – vor allem als Prognosen und Modellrechnungen und Dystopien. In Reaktion auf den Katastrophismus des sozial-ökologischen Diskurses wird immer häufiger eingefordert mehr Utopie zu wagen. Vor dem Hintergrund dieser Forderung wagt diese Veranstaltung eine transdisziplinäre Erkundung der Zukunft. In einem ersten Block werden im Rahmen einer Utopistik im 15-Minuten-Takt erste Impressionen von positiven Zukunftsbildern skizziert. Inspiriert durch diese Einblicke wenden wir uns in einem zweiten Block der Koproduktion von Utopien zu. Eine Fishbowl-Diskussion bringt hierzu Aktivist*innen aus sozialen Bewegungen und Wissenschaftler*innen zusammen, um mithilfe eines Gedankenexperiments Konturen einer zukünftigen Postwachstumsgesellschaft zu imaginieren. Anschließend wird die Frage im Zentrum stehen, welche Potenziale dem utopischen Denken für einen sozial-ökologischen Transformationsprozess zukommen können. Welche Rolle können Utopien in Bezug auf die sozial-ökologische Transformation zur Postwachstumsgesellschaft überhaupt spielen? Wie müssen sie ausgestaltet sein, damit sie ihre transformativen Potenziale entfalten können? Oder sind Utopien doch vor allem als ein Fluchtreflex aus der sozialen Wirklichkeit und daher vollkommen zu Recht von verschiedenen Seiten immer wieder kritisiert worden?

    Beiträge:

    • Daniela Gottschlich (Flensburg / Lüneburg): Kommende Nachhaltigkeit: Keine Utopie ohne Kritik des Bestehenden
    • Matthias Schmelzer (Jena / Leipzig): Degrowth: eine Übung in sozialökologischer Utopistik
    • Friederike Habermann (Neu Zittau): Warum die Utopie tauschlogikfrei sein und jetzt beginnen muss

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 123 kb

  • Neue Praktiken für die große Transformation – Soziale Innovationen für Nachhaltigkeit

    Organisator_innen: Eva Wascher (Dortmund), Maria Rabadjieva (Gelsenkirchen), Alexandra Jaik (Bochum), Marthe Zirngiebl (Dortmund), Emily Drewing (Essen), Nora Schecke (Essen) und Stephanie Lübke (Dortmund)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 384

    Das Panel „Neue Praktiken für die große Transformation - Soziale Innovationen für Nachhaltigkeit“ stellt praxistheoretische Arbeiten vor, die sich mit der Entwicklung und Verbreitung von nachhaltigen Praktiken für eine große Transformation beschäftigen. Effiziente und konsistente Praktiken allein sind dabei nicht ausreichend, um eine global nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Nachhaltige Praktiken, die dem Suffizienzprinzip entsprechen, sind von hoher Bedeutung, gleichwohl sie sich aus verschiedenen Gründen schwieriger als andere Praktiken institutionalisieren und damit zunächst scheinbar über ein geringeres Potenzial für soziale Innovation verfügen. Den Auftakt des Panels bilden zwei Beiträge, die die Entwicklung und Institutionalisierung neuer Praktiken im Allgemeinen konzeptionieren. Einmal mit Blick auf Vorgänge der Institutionalisierung neuer Praktiken an sich und einmal mit Fokus auf die Verbreitung und Weiterentwicklung von Praxisfeldern. Die darauffolgenden zwei Beiträge beleuchten jeweils einzelne Praktiken, die sich dem Suffizienzprinzip für nachhaltige Entwicklung zuordnen lassen. Der dritte Panel-Beitrag greift dabei Praktiken des Tauschens und Leihens auf, die vor allem auf lokaler Ebene der Quartiere organisiert werden können. Der vierte Beitrag fokussiert die beginnende Institutionalisierung von Praktiken der weitest gehenden Müllvermeidung und -reduzierung (Zero Waste). In den letzten beiden Beiträgen geht es um Praktiken im Energiesystem. Zum einen werden verschiedene Typen von Energiegenossenschaften auf ihr Transformationspotenzial hin untersucht, zum anderen geht es um neue Praktiken, mit denen sich Rebound-Effekte vermeiden lassen (sog. Supplements).

    Die Vortragssprache des Forums ist Deutsch.

    Beiträge:

    • Eva Wascher (Dortmund): Social innovation in sustainability transitions: the institutionalisation of sustainable social practices
    • Maria Rabadjieva (Gelsenkirchen): Emergence and diffusion of social innovation through practice fields
    • Alexandra Jaik (Bochum): Kollaborativer Konsum revisited: soziale Konsumpraktiken des Leihens und Teilens in Leihläden
    • Marthe Zirngiebl (Dortmund): Social Innovation and Social Change: Analysing the diffusion of zero waste practices
    • Emily Drewing (Essen), Nora Schecke (Essen): Soziale Innovation im Energiesystem? Zum transformativen Potenzial von Energiegenossenschaften
    • Stephanie Lübke (Dortmund): Rebound Risks Reduced – Investing Innovation Profits in Supplements

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 239 kb

  • Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl (Teil 2): Eine Diskussionsrunde zu zivilgesellschaftlichen Praxen für eine Transformation des Energiesystems

    Organisator_innen: Rosa Lehmann (Jena), Anne Tittor (Jena), Louise Wagner (Jena)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 7

    Die Session „Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl“ knüpft an sozialwissenschaftliche Debatten um die Bedeutung der Verfügbarkeit und der Verwendungsweisen fossiler Energieträger sowie über Voraussetzungen und Folgen von energy transitions an. Ausgehend davon wird nach den sozialen Bedingungen und den möglichen gesellschaftlichen Konsequenzen eines Wechsels der Energiebasis weg von fossilen und hin zu erneuerbaren und biobasierten Quellen gefragt – und zwar im Hinblick auf gesellschaftliche Macht-, Ungleichheits- und Mentalitätsstrukturen.

    Die von den beiden Nachwuchsgruppen BioInequalities und flumen (BMBF) organisierte Session „Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl“ ist als Doppelsession konzipiert. Der erste Teil findet am 25. September unter „Felder der Transformation“, der zweite Teil am 26. September unter „Konturen der Postwachstumsgesellschaft“ statt.

    In Teil II der Doppelsession (26. September) sollen die Perspektiven verschiedener Akteur_innen Raum bekommen, die in Deutschland an der Abkehr vom fossilen Energieregime mitwirken, um einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis fördern. Denn wie der Übergang zu einer post-fossilen Gesellschaft aussehen wird und welche gesellschaftlichen Ein- und Ausschlüsse damit verbunden sind, zeigt sich in den konkreten Auseinandersetzungen innerhalb gegebener sozialer und politischer Strukturen. Gegenwärtig ist in Deutschland der Kohleausstieg ein wichtiger Meilenstein, um CO2 Emissionen drastisch zu senken sowie um die Weichen für einen Ausbau erneuerbarer und biobasierter Energien zu stellen. In der Session wollen wir deshalb unterschiedliche Erfahrungen rund um den Kohleausstieg sowie konkrete Praxen in Richtung erneuerbarer Energieversorgung zusammenbringen.

    Beiträge:

    • Hans-Peter Perschke (Schlöben): Die Energiewende vor Ort genossenschaftlich selbst gestalten – das Bioenergiedorf Schlöben
    • Anni Fuchs (Leipzig): Klimacamps und andere Protestformen: öffentlicher Druck für Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit
    • Jutta Schnuetgen-Weber (Kerpen): Zivilgesellschaftliche Aufbrüche für den Strukturwandel im Rheinland
  • Queer-Feministische Kritik(en) neo-liberaler Landnahmen der Demokratie. Ein Werkstattgespräch

    Organisator_innen: Heidemarie Winkel (Bielefeld), Tomke König (Bielefeld), Alexandra Scheele (Bielefeld), Katharina Pühl (Berlin)

    Mitwirkende: Katharina Pühl (Berlin), Eike Sanders (Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum, Berlin), Birgit Sauer (Wien, AT), Alexandra Scheele (Bielefeld), Veronica Schildt (Ontario, CA / Berlin), Vanessa-Eileen Thompson (Frankfurt am Main)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 307

    Die Veranstaltung widmet sich Dynamiken neoliberaler Landnahmen der Demokratie. Gefragt wird einerseits danach, wie neoliberale Logiken das Verständnis von Demokratie verändert haben und welche Mechanismen es ermöglichen, im Modus liberaler Argumentation grundlegende demokratische Ideen für antidemokratische Ressentiments, Chauvinismus, Sexismus und Rassismus verwertbar zu machen. Wir folgen der These, dass der neoliberale Kapitalismus zunehmend autoritäre Herrschaftsstrukturen etabliert, mit denen marktwirtschaftliche Prinzipien leichter durchgesetzt werden können. Gefragt wird daher nach notwendigen Re-Regulierungen der Geschlechterverhältnisse in Richtung post-neoliberaler Postwachstumsgesellschaft im nationalen und globalen Kontext. Kern der Veranstaltung ist ein Werkstattgespräch mit Sozialwissenschaftler_innen und Expert_innen aus der politischen Praxis (Liste der Teilnehmenden siehe unten). Das Podiumsgespräch wird durch kleinere Diskussionsgruppen ergänzt und mit einem Plenum abgeschlossen.

  • Privilegienverlust – Privilegienwandel. Wie lässt sich methodisch reflektierte Forschung in weltanschaulich umkämpften Feldern durchführen?

    Organisator_innen: Moritz von Stetten (Bonn), Fabian Fries (Bonn), Lisanne Riedel (Bonn)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 4119

    In öffentlichen Debatten wird mitunter hitzig über die Ausübung, die Verteilung und den Verlust von Privilegien diskutiert: Es ist von weißen, männlichen oder westlichen, von wirtschaftlichen, rechtlichen oder herkunftsbedingten Privilegien die Rede. Dennoch fehlt es bisher an begriffsanalytischen Einordnungen und methodischen Zugängen zur sozialen Bedingtheit und Herstellung von Privilegien. Was ist ein Privileg und welche Arten von Privilegien lassen sich unterscheiden? Wer verfügt über Privilegien – Gruppen, Einzelpersonen, Klassen, Ethnien, Nationen, Erdregionen? Wie lassen sich schließlich Privilegien mit qualitativen Methoden untersuchen? Das Diskussionsforum greift diese Fragen auf, um die theoretischen, methodischen und forschungspraktischen Herausforderungen der soziologischen Beschäftigung mit Privilegien näher zu beleuchten.

    Beiträge:

    • Käthe von Bose (Potsdam): Networking in exklusiven Clubs – Zwischen praktizierter Privilegierung und Bedeutungsverlust?
    • Stefan Holubek (Bremen): ›Das war einfach / ein einfach gestricktes Leben.‹ – Die Herausbildung eines Statusprojektes als Privileg?
    • Diana Baumgarten (Dortmund), Michael Meuser (Dortmund), Diana Lengersdorf (Bielefeld): ›Größtenteils irgendwie immer überlegen‹ – Männliche Privilegien im Wandel

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 120 kb

  • Shapes of socio-ecologically sustainable mobility regimes

    Organisator_innen: Noel Cass (Lancaster, GB), Katharina Manderscheid (Hamburg)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: MMZ E028 (Multimediazentrum), Ernst-Abble-Platz 8, 07743 Jena

    The growth of transport and of the economy are inseparably linked. For personal transport, in present societies, the private car constitutes the hegemonic mode of movement. Yet, car based personal transport constitutes a major source of greenhouse gas emissions. Despite all socio-political attempts to reduce these emissions, the distances travelled by private car as well as the average size of the car engines continuously grow and counteract technologically-induced improvement of efficiency or the increase of alternative modes of travel within cities. To tackle these problems, sustainable transport policy debates suggest environmental impacts have primarily technological solutions, such as electrification, automated driving or smart traffic control. Such ‘technical’ solutions ignore systemic issues, the increasing compulsions to travel, social injustices and freedom constraints in the automobile-centred mobility system.

    We argue that rather than ‘greening’ automobility, we need to question ‘compulsions to be mobile’ in order to reconcile environmental and justice dimensions of ‘sustainable’ mobility: understanding the automobility system to be unsustainable and unjust, curtailing freedoms to pursue capabilities and flourishings, without being forced to move. The event we propose here explores radical concepts of autono-mobile futures in post-growth societies. This requires focussing on mobility as an integral part of everyday lives, and addressing the socio-economic implications of its sustainable transformation. We demand practical utopias, and discussion of their conditionalities and implications, rather than a limiting questioning of their feasibility within a growth paradigm.

    Beiträge:

    • Peter Cox (Chester, GB): Vélomobility as Autono-mobility: prefigurative dimensions of cycling imaginaries
    • Anna Nicolaeva (Amsterdam / Utrecht, NL), Jan Duffhues (Amsterdam, NL): Commoning mobility: a dialogue
    • Benjamin Stephan (Hamburg): Electric Auto(no)-mobility: Transforming the German transport sector to become climate neutral by 2035
    • Ka-Hin Tsang (London, GB): Autonomising Mobile Experience: Rights to Desired Mobilities Beyond the Cars
    • Kim Carlotta von Schönfeld (Wageningen, NL): Revaluing mobility based on intrinsic, human and qualitative values: a sustainable and desirable alternative to speed and economic efficiency?
    • Luca Nitschke (München): Non-commercial carsharing: A local and direct organization of sustainable mobility

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 209 kb

  • Sozialplanung – Podiumsdiskussion zur Zukunft kommunaler Strukturen

    Organisator_in: Jens Kretzschmar (Erfurt)

    Mitwirkende: Andreas Blume (Landratsamt Kyffhäuserkreis), Tine Haubner (Jena), Philipp Hoppe (Landratsamt Ilm-Kreis), Christiane Maurer (Landratsamt Sömmerda), Daniel Meier (Stadt Jena), Konstanze Tenner (Stadt Jena)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 113

    Das Institut für kommunale Planung und Entwicklung (IKPE) wird – ganz im Sinne einer ‚experimentellen Utopistik‘ – in einer Podiumsdiskussion mit kommunalen Sozialplaner/-innen der Frage nachgehen, wie die Kommune der Zukunft aussehen kann – dies durchaus vor der Hintergrundfolie einerseits eines Transformationsprozesses, welcher möglicherweise in einer Postwachstumsgesellschaft mündet; andererseits aber auch mit dem Blick auf die Etablierung von integrierter Sozialplanung und Netzwerkstrukturen, welche der Steuerung und Gestaltung jedweder Entwicklung auf kommunaler Ebene dienlich sein sollen. Der Umgang der Kommunen mit ebenso vielfältigen wie unterschiedlichen Herausforderungen und ihre Gestaltungsmöglichkeiten und -ansätze für die Zukunft stehen hierbei im Fokus, mit inhaltlichen Schwerpunkten aus der Tätigkeit der Planerinnen und Planer: Armut und Familie spielen hierbei genauso eine Rolle wie die Methode der integrierten Sozialplanung selbst. Moderiert wird das Podium vom IKPE.

  • Studentische Perspektiven auf die Great Transformation

    Organisator_in: Fachschaftsrat Soziologie, Gesellschaftstheorie und Angewandte Ethik (Jena)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 316

    Das Panel, organisiert und durchgeführt von Studierenden, bietet dem vielfältigen Wissen, das wir als Studierende in unserem Alltag und darüber hinaus erwerben, ein gemeinsames Forum. Titel und Thema des Kongresses nehmen wir als Anlass, uns intensiv mit aktuellen Fragen zu Wirtschaftsformen, Formen der Vergesellschaftung, dem Subjekt in der (post)modernen Welt und unserer eigenen Rolle in diesen Prozessen (und einigen weiteren Fragen) auseinanderzusetzen.

    Wir wollen zusammen diskutieren, was Great Transformation in unserer heutigen Zeit heißt, welche Transformationen wir in den vergangenen Semestern, z. B. in Form von wissenschaftlichen Arbeiten, untersucht haben und welche handlungspraktischen Empfehlungen sich dabei vielleicht herauskristallisiert haben. Auch der Frage, wie eine „experimentelle Utopistik“ aussehen könnte, wollen wir uns nähern, um zu überlegen, wie ein zukunftsgerichtetes und geschichtsbewusstes Konzept von Gesellschaft möglich ist.

    Dazu werden wir ein paar Vorträge als Input hören, um anschließend Platz und Zeit für eine offene Gesprächsrunde zu bieten. Das Panel ist selbstverständlich offen für alle Interessierten.

    Beiträge:

    • Martin Möhring (Jena): Die Great Transformation und Wir – Perspektiven des Nachdenkens und Handelns
    • Carsten Ohlrogge (Münster): Phänomene transformierter Sozialität. Über die technische Vergesellschaftung des Menschen
    • Marc-Dirk Harzendorf (Halle-Wittenberg): Der Widerspruch der ›Anrufung‹. Subjektivierung von Erfolgsvorstellungen und psychischen Erkrankungen

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 110 kb

  • Unleashing Fantasy for Transformation: Mit Ursula K. Le Guin zur Kunst, Gesellschaften zu entwerfen

    Organisator_innen und Mitwirkende: Corinna Dengler (Vechta), Matthias Fersterer (Klein Jasedow), Jana Gebauer (Berlin), Eugen Pissarskoi (Tübingen), Kristina Utz (Berlin), Andrea Vetter (Berlin), Simon Walch (Kassel)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 114

    Wie stellen wir uns – und anderen – eine bessere Gesellschaft vor? Um mögliche Konturen von Postwachstumsgesellschaften auszuloten und neue Narrative für die Große Transformation zu entwerfen, begeben wir uns in einen konvivialen readers’ and writers’ room: Wir verbinden szenisches Lesen mit assoziativem Schreiben, um unseren Vorstellungsraum zu dekolonisieren und unsere Vorstellungskraft darüber, was denkbar und wünschbar ist, radikal zu beflügeln. Die Ideen betten wir in einen erzählerischen Kontext ein, der vermittelbar und erfassbar ist. Wir hoffen, so einen größeren gemeinschaftlichen Bezugsraum herstellen und eine breitere Debatte darüber anstoßen zu können, welche Zukunft – welche alternative gesellschaftliche Realität – wir gemeinsam wollen. Hierbei lassen wir uns von der Erzählerin einer radikalen öko-solidarischen Gegenbewegung inspirieren: der US-amerikanischen Fantasy- und Science-Fiction-Autorin Ursula K. Le Guin. Sie nutzte Gedankenexperimente als Methode, um über alternative Wirklichkeiten und deren Wünschbarkeit nachzudenken. Mit den gesellschaftspolitischen Ideen und Themen, die sie in ihren Werken verhandelt, setzen sich immer wieder neue Generationen von  Leser_innen mit auseinander, nicht zuletzt Degrowth-Autor_innen wie Giorgos Kallis und Hug March. Was können wir aber besonders auch methodisch gewinnen, wenn wir unsere Suche nach neuen gesellschaftlichen Konturen und Narrativen mit den Mitteln eines science fictioning ‚for the good life‘ betreiben?

  • Urban Citizenship: Wege zu lokaler Teilhabe im Kontext von Migration

    Organisator_innen: Ilker Ataç (Wiesbaden/Wien, AT), Sarah Schilliger (Basel/Bern, CH)

    Mitwirkende: Henrik Lebuhn (Berlin), Susanne Spindler (Düsseldorf / Köln), Helge Schwiertz (Osnabrück / Hamburg), Bue Ruben Hansen (Barcelona, ES), Stefanie Kron (Berlin)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 314

    Während in vielen europäischen Staaten auf nationaler Ebene in den letzten Jahren die Asyl- und Migrationsgesetzgebungen laufend verschärft und Grundrechte eingeschränkt wurden – eine fortschrittliche, migrationspolitische Transformation also gegenwärtig ziemlich blockiert ist –, zeigen sich in Städten Konturen einer Entwicklung, die konträr dazu verläuft: Insbesondere in den Kommunen und urbanen Räumen Europas und Nordamerikas sind in den vergangenen Jahren politische Visionen, aber auch konkrete Erfahrungen inklusiver Migrationspolitiken entstanden, die Fragen des Rechts auf globale Bewegungsfreiheit und soziale Rechte zusammen führen.
    Inwiefern können Städte Schauplatz für eine politische Transformation sein? Ist es möglich, auf urbaner Ebene der allgemeinen Tendenz der Abschottung und des Rassismus eine offenere, solidarischere Politik entgegenzusetzen und damit einen Ausweg aus der migrationspolitischen Sackgasse auf nationaler Ebene aufzuzeigen? Diese Frage steht im Zentrum aktueller Debatten um Urban Citizenship. In dieser Session werden alternative Konzepte und Modelle diskutiert, die in der letzten Dekade in verschiedenen Städten und ausgehend von sozialen Bewegungen elaboriert wurden.

  • Wandel von Bedürfnissen in Wachstums- und Postwachstumsgesellschaften

    Organisator_innen und Workshopleitende: Katharina Bohnenberger (Wuppertal), Martin Fritz (Jena)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 308

    Theorien über menschliche Grundbedürfnisse haben sich in der Forschung zu nachhaltiger Wohlfahrt als wichtiger Ausgangspunkt zur Analyse sozialökologischer Transformationsprozesse etabliert. Im Fokus steht die Frage, wie ein Optimum an Bedürfnisdeckung so gewährleistet werden kann, dass ökologische Grenzen gewahrt werden. Dies erfordert einen Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten, Bedürfnisse zu decken, und sich in einem demokratischen Prozess über nachhaltige Alternativen zu verständigen. In dem partizipativen Workshop widmen wir uns dem Wandel von Bedürfnissen in Wachstums- und Postwachstumsgesellschaften. Wir gehen der Frage nach, wie sich zwischen Altersgruppen und auf individueller Ebene die Deckung von Grundbedürfnissen im Laufe der Zeit ändert: Werden heute mehr Ressourcen benötigt als früher, um Grundbedürfnisse zu decken, und, wenn ja, warum?

    Im Workshop analysieren wir in Kleingruppen, wie sich Bedürfnisse in den letzten Jahrzehnten verändert haben, welche neuen Güter und Dienstleistungen zur Deckung notwendig sind und welche obsolet wurden. In einem zweiten Teil entwerfen wir für verschiedene Bedürfnisfelder, wie z. B. Wohnen und Mobilität, neue Politikvorschläge für eine Postwachstumsgesellschaft. Gemeinsam diskutieren wir für die jeweiligen Bedürfnisfelder, ob finanzielle Mittel, Gutscheine oder sozial-ökologische Infrastrukturangebote geeignete Lösungen darstellen. Der Workshop ist für 25 bis 30 Teilnehmende ausgerichtet und eine heterogene Altersstruktur ist erwünscht.

  • Wohnen im Wandel. Urbane Transformationen zwischen Institutionalisierung und Bewegungspolitik

    Organisator_innen: Anton Brokow-Loga (Weimar), Michaela Christ (Flensburg), Jonas Lage (Flensburg), Bernd Sommer (Flensburg)

    Mitwirkende: Christian Gerlitz (Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt, Jena), Florian Schartel (Initiative Kantatenweg, Leipzig), Elodie Vittu (Recht auf Stadt, Jena)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Raum: SR 113

    In wachsenden Städten sind immer größere Teile der Bevölkerung von steigenden Mietpreisen und Wohnungsnot, von Verdrängung und sozialer Segregation betroffen. Gleichzeitig nimmt die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf weiter zu, und damit auch der Flächen- und Energieverbrauch. Klar ist: Die soziale und die ökologische Frage sind hier untrennbar miteinander verbunden.
    Soziale Bewegungen machen Druck. Sie fordern ein Recht auf Wohnen, erproben alternative Eigentums- und Wohnstrukturen und beteiligen sich intensiv an politischen Debatten um zukunftsfähige Stadtentwicklung. In manchen Städten versuchen kommunale Verwaltungen und Politik, Handlungsspielräume durch Rekommunalisierung von Wohnhäusern zurückzugewinnen und durch aktive Bodenpolitik oder Konzeptvergaben die Wohnungspolitik (wieder) stärker mitzugestalten.
    In der sozial-ökologischen Forschung und auch in der Praxis werden die Perspektiven kommunaler Verwaltungen und Politik sowie die sozialer Bewegungen häufig separat betrachtet, sitzen sie doch nicht selten an unterschiedlichen Seiten des Verhandlungstisches. In dieser Fishbowl-Diskussion soll dies anders sein. Eingeladen werden je zwei Vertreter_innen aus sozialen Bewegungen und kommunaler Verwaltung/kommunaler Politik, um miteinander und mit dem Publikum über die Zukunft des Wohnens zu diskutieren.

  • Zeitwohlstand in der Arbeitswelt von Morgen

    Organisator_innen: Gerrit von Jorck (Berlin), Lorenz Erdmann  (Karlsruhe), Sonja Geiger (Berlin), Ulf Schrader (Berlin)

    Uhrzeit: 15.00 – 17.30 Uhr // Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena

    Der Wachstumsgesellschaft ist ihr positives Narrativ abhandengekommen, zugleich mangelt es jedoch noch an einem neuen Narrativ für eine Postwachstumsgesellschaft. Zeitwohlstand könnte ein solches Narrativ darstellen, welches soziale und ökologische Perspektiven integriert. Es stellt einem materiellen Wohlstandsverständnis ein immaterielles Verständnis von Wohlstand gegenüber. In diesem partizipativen Workshop werden wir Konturen eines solchen Narratives entwickeln und daraus konkrete Transformationspfade ableiten. Ziel ist es, gemeinsam mit Praktiker_innen neue Prototypen zeitpolitischer Innovationen zu entwickeln, welche die Grundlagen emanzipatorischer Gesellschaftsgestaltung bilden können. In diesem Workshop wollen wir uns gemeinsam mit Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen fragen, wie Zeitwohlstand in der Arbeitswelt von Morgen zu realisieren ist. Dabei bauen wir auf den Erfahrungen aus dem BMBF-Projekt „ReZeitKon – Zeit-Rebound, Zeitwohlstand und nachhaltiger Konsum“ auf, in dessen Rahmen wir gemeinsam mit Unternehmen Maßnahmen betrieblicher Zeitpolitik erarbeiten und evaluieren, die zur Steigerung des Zeitwohlstands von Mitarbeitenden beitragen. 

    Beiträge:

    • Christoph Bader (Bern, CH), Hugo Hanbury (Bern, CH): Zeit für mehr Nachhaltigkeit – ökologisch verträglicher Zeitwohlstand auf der individuellen Ebene
    • Jochen Dallmer (Berlin): Macht doch was ihr wollt! Subjektives Wohlbefinden und die Verwendung von Zeit
    • Martina Heitkötter (München), Shih-cheng Lien (München): Selbstbestimmte Optionszeiten im Erwerbsverlauf
    • Klaus Mertens (Schweinfurt): Mit Schichtarbeit zu mehr Zeitwohlstand – Fallstudie ZF Friedrichshafen
    • Elena Tzara (Hamburg): Zeitwohlstand in Postwachstumsunternehmen – Fallstudie zum Premium Kollektiv

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 181 kb

Freitag, 27. September 2019

  • Braucht unsere Herangehensweise an sozial-ökologische Transformation eine Transformation? Inhalt ausblenden

    Organisator_innen: Florian Koch (München), Simon Scholl (München), Florian Schönbeck (München), Jochen Dindorf (München)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 315

    Sozial-ökologische Transformation ist bislang nicht nur an den institutionellen und kulturellen Beharrungskräften kapitalistischer Gesellschaften gescheitert, sondern auch an der Art und Weise, wie kultureller Wandel vorwiegend angegangen worden ist. So lautet die zugrundeliegende Kernthese der Veranstaltung. Wenn wir uns als Einzelne oder als Organisation auf Transformation einlassen, dann wird sehr schnell deutlich, wie überaus schwierig dieser Prozess ist. Ungeachtet der damit oftmals einhergehenden positiven Effekte (z.B. weniger Abstiegsängste, mehr Sinnhaftigkeit oder Zeitwohlstand), gewinnen im Spannungsfeld von Selbstwirksamkeit und Ohnmacht, dann doch immer wieder tiefe Unzufriedenheit, Verzweiflung oder gar Aggressionen die Oberhand. Dabei spielt eine entscheidende Rolle, an was wir uns in Transformationsprozessen grundlegend orientieren und wie wir demnach Erfolge bewerten.

    In einem Vortrag soll gezeigt werden, dass der Mainstream und wachstumskritische Nachhaltigkeitsdiskurs eine dominante Grundorientierung teilen, die eher hemmend als fördernd auf Transformation wirkt. Davon ausgehend wird, anhand einer konzeptualisierten Dialektik von Resonanz (Hartmut Rosa) und Suffizienz, ein erster Vorschlag für eine alternative Grundorientierung für Transformation präsentiert. Am Praxisbeispiel vom Kartoffelkombinat – eine solidarisch organisierte Gemüse-Genossenschaft – soll dies weiter veranschaulicht werden.   

    Vor dem Hintergrund des Vortrags wird im Anschluss in einem Open Space-Format dazu eingeladen, gemeinsam über die Frage „Wie wird Transformation für uns Menschen zugänglich, erstrebenswert und durchhaltbar?“ zu reflektieren und kontrovers zu diskutieren.

    Beiträge:

    • Florian Koch (München): Wie wird Transformation für uns Menschen zugänglich, erstrebenswert und durchhaltbar?

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 49 kb

  • Der lange Schatten des Produktivismus – und die möglichen Quellen seiner Überwindung

    Organisator_innen: Johanna Leinius (Kassel), Franziska Müller (Kassel), Jörn Lamla (Kassel)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 308

    Dass die Lebensweise insbesondere des globalen Nordens nicht nachhaltig ist, kann kaum mehr bezweifelt werden. Ob die angestoßenen gesellschaftlichen Wandlungsprozesse jedoch zu sozial und ökologisch nachhaltigeren Gesellschaften führen oder zu einer Verschärfung globaler Ungleichheiten und Krisen, hängt auch davon ab, ob Gesellschaften in der Lage sind, alternative Logiken zum kapitalistischen Wachstumsnarrativ und zum Primat des Produktivismus zu etablieren. Doch welche sozialen, historischen und kulturellen Reserven lassen sich angesichts des langen Schattens des Produktivismus aktivieren?
    Der Workshop strebt danach, kritische Perspektiven in einen Dialog zu bringen, die nach der Reproduktionskraft der gesellschaftlichen Wachstumslogik sowie möglichen Quellen ihrer Überwindung fahnden. Ausgehend von der These, dass sich die produktivistische Logik in vielen Ansätzen zu ihrer Transformation reproduziert (z. B. in asketischen oder effizienzorientierten Vorstellungen), scheint die Auseinandersetzung mit Quellen aus anderen räumlichen und zeitlichen Kontexten im globalen Norden und Süden gewinnbringend. Postkoloniale, queerfeministische oder historische Beiträge sind daher zentrale Bezugspunkte des Workshops.
    Nach der Vorstellung unterschiedlicher Diagnosen zum langen Schatten des Produktivismus wird in Kleingruppen erörtert, inwiefern die vorgestellten Analysen für transformative Praxen fruchtbar gemacht werden können. Im Plenum wird abschließend diskutiert, wo mögliche Zielkonflikte entstehen können.

    Beiträge:

    • Jörn Lamla (Kassel): Das unbedingte Grundeinkommen und der lange Schatten des Produktivismus
    • Jana Flemming (Jena): Gewerkschaften als Akteure einer sozialökologischen Transformation?
    • Maja Hoffmann (Wien, AT): Arbeitskritik / Postwork: neue Ideen zur Überwindung des Produktivismus
    • Hubertus Büschel (Kassel): Der Fetisch des Lokalen – Ansätze zu einer Wissensgeschichte über die Verheißungen indigenen Wirtschaftens im tropischen Afrika
    • Renata C. Motta (Berlin): Food for Justice: Gender- und postkoloniale Theorien, um ›food security‹ neu zu denken
    • Miriam Lang (Quito, EC): Lebensweisen und Debatten ›sehr anderer Art‹ in Lateinamerika

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 71 kb

  • Ecosocialist Transformation and Outlines of an Ecosocialist Society

    Organisator_in: Hans Rackwitz (Jena)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 306

    Climate and earth scientists are continuously warning about an rapidly closing time frame to face the crisis of the world ecology in time. In spite of all declarations of intent and efforts, there is a lack of factual successes to substantially halt or slow down the overexploitation of resources and the depletion of ecological sinks and the worsening of the ecological crisis. Apparently, the ability of capitalist market economies to co-ordinate the necessary social transformation is failing. Capitalism is an economic and social system that must permanently expand in order to stabilize itself. Unlimited expansion on a finite planet inevitably leads to an disruption of the planet's reproductive cycles.

    This is the background against which ecosocialist thought has experienced a certain upswing in recent decades, both as independent initiatives as well as in green and left-wing parties and social movements. Ecosocialism does not imply a single fixed contend and program. Common to ecosocialist perspectives is that they see the organization of the economy and, above all, the organization of work as the key to a sustainable transformation of society. The panel will discuss various types of ecosocialist crisis analyses and societal visions and will primarily focus on differing ecosocialist transformation strategies.

    Beiträge:

    • Bruno Kern (Mainz): Das Märchen vom grünen Wachstum und Konturen einer ökosozialistischen Gesellschaft
    • Frieder Otto Wolf (Berlin): Ecological and socialist politics in times of an escalating global crisis
    • Christian Zeller (Salzburg, AT): An internationalist ecosocialist strategy and an urgency programme for Europe
  • Ein Wiener Dokumentarfilm über Rudolf Goldscheid mit anschließender Diskussion

    Organisator_in: Soonim Shin (Wien, AT)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: MMZ E028 (Multimediazentrum), Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena

    Der Wiener Soziologe Rudolf Goldscheid (1870 – 1931) wird gerade „wiederentdeckt“. Eine in Wien gedrehte Doku will über sein Leben und sein Werk informieren. In der anschließenden Diskussion soll es auch um die Frage gehen, ob Goldscheids Vorstellung von der Soziologie als richtungsweisende „scientia activa“ gerade heute der „state of the art“ ist. Bei Karl Marx lautet die elfte These über Feuerbach: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Auf diesen Satz bezog sich Goldscheid, als er 1913 in seinem Beitrag zur Werturteilsdebatte im Verein für Sozialpolitik erklärte: Der Soziologe „wird das, was er geschaffen hat, darnach bemessen, ob es nicht nur geeignet ist, die Dinge verschieden zu interpretieren, sondern sie zu verändern.“1  Und zwar beschrieb Goldscheid 1919 diese doppelte Aufgabe der Soziolog_innen zur Interpretation und Veränderung der Gesellschaft so: „Die soziale Medizin kann solange die einzelnen Krankheiten, die in der Gesellschaft auftreten, nicht heilen, als sie nicht aufs genaueste untersucht, ob nicht die Gesellschaft selber als Ganzes pathologisch funktioniert.“2 Schon 1908 setzte sich Goldscheid mit seinem Begriff der „Entwicklungsökonomie“ für eine andere Wirtschaft ein – nämlich im Grunde für das, was heute als „nachhaltige Wirtschaft“ bezeichnet wird: „Die Entwicklungsökonomie im engsten Sinne ist also Ökonomie auf die Dauer betrachtet.“3

    1. Beitrag zur Werturteilsdebatte im Verein für Sozialpolitik (1913). In: Arno Bammé (Hrsg): Rudolf Goldscheid. Entwicklungstheorie, Finanzsoziologie, Menschenökonomie. Narrative einer anderen Soziologie. Metropolis Marburg 2018, S. 176. | 2. Sozialisierung der Wirtschaft oder Staatsbankerott. Ein Sanierungsprogramm (1919). In: Arno Bammé, aaO, S. 76. | 3. Entwicklungswerttheorie, Entwicklungsökonomie, Menschenökonomie. Eine Programmschrift (1908). In: Arno Bammé, aaO, S. 82.

  • Feministische Perspektiven auf eine Postwachstumsgesellschaft

    Organisator_innen: Corinna Dengler (Vechta), Anna Saave-Harnack (Jena)

    Mitwirkende: Santje Kludas (Berlin), Matthias Schmelzer (Jena / Leipzig), Andrea Vetter (Berlin), Carla Wember (Fulda)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 309

    Wenn wir über die Konturen von Postwachstumsgesellschaften nachdenken, dürfen feministische Perspektiven nicht fehlen, denn einen Automatismus, der eine Degrowth-Gesellschaft auch gleichzeitig geschlechtergerecht macht, gibt es nicht. Das Netzwerk ‚Feminisms and Degrowth Alliance (FaDA)‘ fördert seit 2016 einen wissenschaftlichen und aktivistischen Dialog zwischen Feminist*innen und Degrowth-Befürworter*innen um feministische Perspektiven im Degrowth-Diskurs zu stärken. Als Mitglieder der FaDA-Koordinationsgruppe möchten wir Diskussionen der Degrowth-Konferenzen in Malmö und Mexiko-Stadt 2018 mit diesem partizipativen Workshop in Jena weiterführen. Nach einem Einstieg in das Thema ‚Feminismus & Degrowth‘ werden fünf Impulsreferate zu feministischen Perspektiven auf Care (Corinna Dengler), Ernährungssouveränität (Carla Wember), konviviale Technik (Andrea Vetter), Männlichkeit (Matthias Schmelzer) und Ökofeminismus (Santje Kludas) in ein Weltcafé überleiten. Eine Fishbowl-Diskussion im Plenum wird methodisch dabei helfen, die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Weltcafé wieder zusammenzuführen. Zuletzt werden eine strategische Diskussion zur Frage ‚Wie weiter mit FaDA?‘,  die im Idealfall in konkreten Absprachen für nächste Schritte mündet, und ein kurzes Abschlussstatement die Veranstaltung abrunden.

  • Geschützte Bedürfnisse, nachhaltige Teilhabe

    Organisator_innen: Peter Bartelheimer (Göttingen), Antonietta Di Giulio (Basel, CH), Rico Defila (Basel, CH)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 114

    Die Transformation zu einer Lebensweise, die planetare Grenzen des Ressourcenver-brauchs respektiert, muss in den meisten Gesellschaften des globalen Nordens wie des Südens unter Bedingungen zunehmender Ungleichheit gelingen. Die Idee der Suffizienz berücksichtigt bisher nicht systematisch die Ansprüche benachteiligter Gruppen, die von gesellschaftlich üblichen Mustern der Lebensführung ausgeschlossen sind. Zwei Konzepte können die gesellschaftliche Verständigung über einen „sicheren und gerechten Handlungsspielraum der Menschheit“ (Raworth 2012) anleiten: Die aus der Forschung zu nachhaltigem Konsum entstandene Idee von „Konsum-Korridoren“ für „geschützte Bedürfnisse“, und das wohlfahrtstheoretische Konzept der Teilhabe, das auf Gleichheit der Handlungsspielräume und Wahlmöglichkeiten zielt. Das Unterschreiten von Untergrenzen eines Spielraums der Lebensführung verletzt die menschenrechtliche Gleichheitsnorm voller und wirksamer Teilhabe, während exklusiver Konsum oberhalb eines zu schützenden Niveaus nicht mehr durch Teilhabeziele legitimiert ist und daher begrenzt werden sollte. Das Forum geht der Frage nach, ob und wie ein inklusiver Korridor des Ressourcenverbrauchs gesellschaftlich ausgehandelt werden kann und wie die Wissenschaft diesen Prozess inter- und transdisziplinär unterstützen kann.

    Ablauf: Vier einführende Kurzvorträge geben Impulse; daran schließen sich zuerst eine interessengeleitete Arbeit in Gruppen und dann eine syntheseorientierte Diskussion im Plenum an.

    Beiträge:

    • Antonietta Di Giulio (Basel, CH), Rico Defila (Basel, CH): Geschützte Bedürfnisse und Konsum-Korridore – Ziel- und Transformationswissen für ein alternatives Wohlstandsverständnis
    • Irene Becker (Riedstadt): ›Great Transformation‹ – Gestaltungsaufgaben unter Berücksichtigung der Wohlstandsverteilung
    • Carolin Bohn (Münster), Doris Fuchs (Münster): Gerechtes Urteilen – Rahmenbedingungen nachhaltigkeitsorientierter bürger_innenschaftlicher Partizipationsformate
    • Jürgen Kädtler (Göttingen): ›Qualität des Lebens‹ – oder: Zu den Voraussetzungen eines historischen Vorläufers möglicher künftiger Nachhaltigkeitsdiskurse

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 397 kb

  • Recht auf Stadt oder Recht auf Stuck? – Selbstverständnis und Deutung urbaner sozialer Bewegungen im Kontext von autoritärem Populismus, radikaldemokratischen Ansprüchen und Hauptwiderspruchsdebatten

    Organisator_innen: Peter Bescherer (Jena), Robert Feustel (Jena), Gisela Mackenroth (Tübingen), Luzia Sievi (Tübingen)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 8

    Zentrale gesellschaftliche Transformationskonflikte tragen eine urbane Signatur, etwa als so bezeichnete neue Wohnungsfrage. Welche Richtung diese Wandlungsprozesse nehmen werden, hängt auch davon ab, wie sich soziale Bewegungen und die Zivilgesellschaft in sie einbringen. Neben Selbstverständigungsdebatten über die soziale Selektivität des Bewegungsmilieus und die Art und Weise der Ansprache von Stadtöffentlichkeiten, waren zuletzt Stimmen zu vernehmen, die eine zunehmende Mittelschichtszentriertheit beobachten. Die Auseinandersetzung um das ‚Recht auf Stadt‘ wird damit in die Debatte darüber eingebracht, ob sozialdemokratische und linke Parteien und Bewegungen die unteren Klassen als angestammte soziale Basis verloren haben. Davon ausgehend soll diskutiert werden, wie sich stadt- und wohnungspolitische Initiativen zur Debatte um das ‚eigentliche‘ Subjekt der Demokratie (das ‚Volk‘) verhalten. Dabei steht der Austausch wissenschaftlicher und zivilgesellschaftlicher bzw. bewegungspolitischer Perspektiven im Vordergrund.

    Beiträge:

    • Margit Mayer (Berlin): Mobilisierung und (Selbst-)Organisation in der neoliberalen Stadt: Von unten oder von den Rändern? Von links und von rechts?
    • Vertreter_in von AmMa 65 e.V. (Berlin): Zwischen Selbstverwaltung, Stadt und Investor – Die politische Organisierung eines Weddinger Eckhauses als AmMa 65
    • Tobias Bernet (Leipzig): Das Netzwerk Leipzig – Stadt für alle: Wohnungspolitik als ›Verwaltungs-Watch‹
    • Matthias Weinzierl (München): Das Bellevue di Monaco – Herausforderung der Münchner Innenstadt als Ort der Willkommenskultur und des Engagements

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 271 kb

  • Sinnvolle Arbeit – Arbeit neu denken in der Postwachstumsgesellschaft

    Organisator_innen: Friedericke Hardering (Frankfurt am Main), Mascha Will-Zocholl (Wiesbaden)

    Mitwirkende: Stephan Voswinkel (Frankfurt am Main), Carolin Mauritz (Frankfurt am Main), Heiko Weckmüller (Koblenz), Heike Ohlbrecht (Magdeburg), Josephine Jellen (Magdeburg), Tobi Rosswog (Mainz), Ursula Holtgrewe (Wien, AT), Antonia Kupfer (Dresden), Dominik Klaus (Wien, AT), Alexandra Rau (Darmstadt), Luki Sarah Schmitz (Frankfurt am Main), Andreas Fischer (Erlangen-Nürnberg), Lutz Eichler (Erlangen-Nürnberg), Sarah Nies (ISF München), Birgit Blättel-Mink (Frankfurt am Main)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: SR 113

    Im Kontext der Debatte über eine Postwachstumsgesellschaft wird die Frage danach, was Arbeit ist und sein soll, erneut aufgegriffen. Hintergrund der neuerlichen Auseinander-setzungen sind die verschiedenen Krisentendenzen, die sich in der Arbeitswelt abzeich-nen: Erwerbsarbeit verliert an Integrationspotenzial, und Beschäftigte leiden unter Arbeits-platzunsicherheit, Arbeitsverdichtung und der Angst, abgehängt zu werden. Wenn die Leiden an der Arbeit zunehmen, kommt individuell wie auch gesellschaftlich die Frage nach dem „Warum“ der Arbeit auf (Hardering 2017).
    Warum arbeiten wir? Was ist Arbeit, und wie könnte eine Arbeitswelt gestaltet sein, die Vorstellungen einer guten Arbeit und eines guten Arbeitslebens ermöglicht? Damit ist die Frage des Sinns der Arbeit angesprochen. Dabei geht es erstens um die Frage, inwieweit der gesellschaftliche Sinn von Arbeit, also die Bedeutung von Erwerbsarbeit als zentrale Form von Arbeit hinterfragt werden muss, und zweitens darum, wie Erwerbsarbeit be-schaffen sein muss, damit sie als sinnvoll erlebt werden kann (Hardering 2017). Im Rahmen eines Open Space wollen wir sowohl erweiterte Arbeitskonzepte und andere Tätigkeitsformen (Littig und Spitzer 2011) als auch Möglichkeiten der Erfahrung von Sinn in der Erwerbsarbeit diskutieren.

     

    Ablauf des Open Space:

    1. Einstieg und Themenmarktplatz (ca. 30 min)
    Zu Beginn hat jede/r auf dem Themenmarktplatz die Chance, sein Thema bzw. Themenfeld, über das er oder sie diskutieren möchte, kurz und knapp vorzustellen. Wir werden die Themen sammeln und gemeinsam im Prozess ähnliche Themen bündeln. Auf der Basis der vorgestellten Themen finden sich Gruppen zu einem übergeordneten Thema zusammen.

    2. Arbeit in dynamischen Gruppen (ca. 60 min)
    In den Kleingruppen werden die ausgewählten Themen selbstorganisiert diskutiert.

     3. Austausch im Plenum
    In der letzten Phase finden wir uns im Plenum zusammen und besprechen interessante Erkenntnisse, Kontroversen und zukünftige Forschungs- und Handlungsfelder.

    Der Spirit des Open Space
    Unser Ziel ist, eine sehr offene und flexible Möglichkeit des Austausches zum Thema anzubieten, die die serielle Logik akademischer Vorträge aufbricht. Der Open Space bietet eine Möglichkeit dazu, selbstorganisiert an einem Thema zu arbeiten. Es gibt nur wenige Orientierungspunkte für die Durchführung des Open Space

    • Es gibt keine ideale Teilnehmerzahl für die einzelnen Gruppen. Wer kommt, kommt
    • Spontanes, Ungeplantes gehört beim Open Space dazu
    • Jede/r kann die Gruppe flexibel wechseln, man muss also nicht von Anfang bis Ende bei einer Gruppe bleiben

    Konkret bedeutet das: Ihr/Sie könnt in den Kleingruppen selbst entscheiden, wie ihr/Sie vorgehen wollt., z. B. sich organisatorisch an Round-Tables orientieren oder noch offener in den Austausch treten.

  • Wirtschaftsdemokratie und plurale Ökonomie

    Organisator_in: Thomas Miessen (Brüssel, BE)

    Mitwirkende: Michael Krätke (Lancaster, GB), Andreia Lemaître (Louvain-La-Neuve, BE)

    Uhrzeit: 10.30 – 13.00 Uhr // Raum: Hörsaal 7

    Ausgangspunkt der Session ist der Begriff der Wirtschaftsdemokratie, der aus einer historischen, pluralen und europäischen Perspektive beleuchtet wird. Im Mittelpunkt steht seine Verwendung in den verschiedenen Publikationen des Projektes „Landnahme, Beschleunigung, Aktivierung“. Mit Rückgriff auf Polanyis „The Great Transformation“ (vor allen Dingen dessen Teil 2, Kapitel I., 4. - 6.) und mit starkem Bezug zu dessen Interpretation durch Jean-Louis Laville wird der Begriff „Wirtschaftsdemokratie“ vor dem Hintergrund einer Konzeption „pluraler Ökonomie“ vertieft. Dies wird mit der Frage verbunden, ob damit Logiken von Markt, Distribution, Reziprozität und häuslicher Verwaltung gemeinsam gedacht und analysiert werden können. Es wird erörtert, inwiefern in den verschiedenen Bereichen demokratische Prinzipien gelten, und danach gefragt, wie insbesondere Tarifverhandlungsysteme dazu stehen. Daran anschließend wird diskutiert, ob die Pluralität der Logiken selbst eine gewisse Demokratisierung darstellt. Zum Schluss werden einige der erörterten Aspekte als Antwortversuch auf die Frage der „Shapes of Post-Growth Societies“ präsentiert. Dies soll auch mit Bezug auf die Ergebnisse der Konsultation zu „the future of work“ im Rahmen des ILO-Centenary im Frühjahr und Frühsommer 2019 geschehen. Videocollagen kommen zum Einsatz, die Session findet auf Deutsch statt, einige Beiträge sind jedoch in englischer Sprache.

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