Great Transformation

Foren: Konturen von Postwachstumsgesellschaften

Donnerstag, 26. September 2019
Great Transformation
Foto: Sarah Cords

10.30 – 13.00 Uhr

  • Degrowth Enthusiasm and the Eastern Blues: Zur Integration ostdeutscher Transformationserfahrungen in den transformatorischen Postwachstumsdiskurs

    Organisator_innen: Jana Gebauer (Berlin), Gerrit von Jorck (Berlin), Lilian Pungas (Berlin)

    Mitwirkende: Katrin Rohnstock (Berlin), Michael Thomas (Berlin), Jana Gebauer (Berlin), Gerrit von Jorck (Berlin), Lilian Pungas (Jena)

    Raum: SR 114

    Mit normativer Wucht und empirisch oft unbelastet arbeiten junge Degrowth-Bewegte an der nächsten großen Transformation. Für diejenigen allerdings, die bereits tiefgreifende gesellschaftliche Transformationsprozesse erfahren haben, ist der Reiz solcher Debatten oft begrenzt. So führten der politische und wirtschaftliche Zusammenbruch der sozialistischen Staaten und die anschließende Transformationsperiode zu einer weitreichenden Deindustrialisierung und zu gesellschaftlichen Marginalisierungs- und Ausgrenzungsprozessen. Auch taugen Degrowth-typische soziale und ökonomische Praktiken dort nur begrenzt als Teil einer neuen aktiven Erzählung, wo sie als staatlich verordnet erinnert werden oder existentiell notwendig sind. Es ist daher alles andere als offensichtlich, warum sich ältere Menschen in den postsozialistischen Ländern und deren nachfolgende Generationen für einen weiteren Transformationsversuch begeistern sollten. Allerdings sind ihre Erfahrungen und Kompetenzen in vielerlei Hinsicht für den Degrowth-Diskurs bedeutsam; sie einzubinden kann zudem die Voraussetzungen für einen tatsächlich demokratischen und solidarischen Transformationsprozess verbessern. Daher bringt der Workshop die Degrowth- mit der postsozialistischen Transformationsforschung und -praxis zusammen. In einem experimentellen Interview-Setting und Gruppendiskussionen geht er der Frage nach, was und wie von den Transformationsprozessen in Ostdeutschland für die Große Transformation zu lernen ist.

  • Die Gesellschaft nach dem Geld – Vorstellung eines Projekts

    Organisator_in: Projekt Gesellschaft nach dem Geld (Aachen / Bonn / Wien, AT)

    Raum: SR 309

    In dem Panel soll das zum 01.01.2016 von der VW Stiftung (Originalitätsverdacht / Konstellationen) bewilligte Forschungsprojekt „Die Gesellschaft nach dem Geld“ (GndG) vorgestellt werden. In der ersten Phase des Projekts wurde ein interdisziplinärer Dialog zwischen Commonstheorie, Medientheorie, (heterodoxer) Ökonomik und Wirtschaftssoziologie geführt, mit dem Ziel die jeweiligen Theorien und Kritiken des Geldes wechselseitig zu beleuchten.

    Nach der „Eröffnung eines Dialogs“ soll das explorative Projekt „Die Gesellschaft nach dem Geld“ ab dem 01.11.2018 unter Hinzunahme von Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie in die zweite, vierjährige Phase geführt werden: „Eine Simulation“. Sind post- oder nicht-monetäre Ökonomien nicht nur theoretisch denkbar, sondern auch simulierbar? Besonders die Commons-Forschung sowie die evolutionäre politische Ökonomie liefern hierfür vielversprechende Inspirationen. Im Projekt soll, ausgehend von den Kompetenzen der Antragssteller sowohl in der Implementierung solcher Simulationen als auch in ihrer historischen, (medien)theoretischen und soziologischen Reflektion und Analyse, erstmalig ein agentenbasiertes multi-regionales Simulationsmodell einer nicht-monetären und nicht-marktförmigen Ökonomie entwickelt werden. In der heutigen Gesellschaft ist Wachstum notwendig, durch den Zwang Geld zu vermehren. Eine Gesellschaft, die mit dem Wachstum brechen möchte, müsste mit dem Geld (als zentrale Vermittlungsform) brechen. Das GndG-Projekt untersucht hierzu Alternativen.

    Beiträge:

    • Jens Schröter (Bonn): Die Gesellschaft nach dem Geld – eine Simulation. Zur Geschichte des Projekts
    • Hanno Pahl (Bonn): Agentenbasierte Simulationen als kritische Erkenntnismaschinen: Growing Explanations and Envisioning Real Utopias
    • Stefan Meretz (Bonn), Simon Sutterlütti (Bonn): Commonismus – Simulation einer Gesellschaft jenseits von Geld und Wachstum
    • Ernest Aigner (Wien, AT), Lena Gerdes (Wien, AT), Manuel Scholz-Wäckerle (Wien, AT): Modellierung und Simulation einer agentenbasierten multi-regionalen postmonetären Ökonomie

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 140 kb

  • Experiences of degrowth practices based on care for humans and the more-than-human world

    Organisator_innen: Christine Bauhardt (Berlin), Gülay Çağlar (Berlin)

    Raum: UHG (Fürstengraben 1), HS 144

    We would like to contribute to the debate on post-growth societies from a Feminist Political Ecology background. By building on examples of "doing the economy otherwise" we would like to share experiences with commoning and other care practices that recognise non capitalocentric economies. Our starting point is a denaturalized concept of care – for oneself, for other people, for the more-than-human world. 
    The lived experiences of practising Feminist Political Ecology are rooted in alternative values and visions of social reproductive activities and practices, creating networks, relationships, non-monetary exchange relations based on empathy for the world around us. Such visions mean recognising the environmental, political and social crises we are in by "Staying with the trouble"(Haraway) and acknowledging that we need to adapt and shape a new world out of the messiness of the social and natural environments we have created. 
    The event will be an interactive open workshop based on storytelling practices of hope linked to academic analysis bringing together scholarly and activist feminists working in various urban and rural contexts and from various disciplines and political visions.

    Beiträge:

    • Meike Brückner (Berlin), Suse Brettin (Berlin): Sustainable consumption and food practices in Northern Europe and East Africa
    • Marlene Gómez Beccera (Berlin): Alternative Food Initiatives in Berlin and Barcelona
    • Jihad Yagoubi (Berlin): Environmental Justice Movements in the Global South
  • Gallery Walk zu ›Future Love‹ – Liebe und Paarbeziehungen in Postwachstumsgesellschaften

    Organisator_innen: Christine Wimbauer (Berlin), Almut Peukert (Berlin), Mona Motakef (Berlin), Julia Teschlade (Berlin), Leoni Linek (Berlin)

    Raum: Hörsaal 9

    Fragen nach der Ökonomisierung des Privaten und was Liebe mit Kapitalismus zu tun hat, sind in spätkapitalistischen Gesellschaften allgegenwärtig. Die Idee der romantischen Liebe verliert dabei nicht an Bedeutung, wenngleich ihre Einlösung angesichts gesteigerter Ansprüche und Un/Möglichkeiten mehr denn je voraussetzungsvoll bis utopisch ist.
    Richtet man den Blick auf Beziehungsformen, zeigt sich eine Vervielfältigung von Beziehungsweisen jenseits der bürgerlich-modernen Kleinfamilie und heteronormativer Paarkonstellationen, z. B. nicht-heterosexuelle Paare, polyamouröse Beziehungen, Co-Parenting oder queere Communities. Damit einher ging ein Wandel von Intimität und Beziehungsleitbildern. Allerdings sind diese Liebes- und Beziehungsformen wenig anerkannt, wird doch die Art und Weise, wie wir lieben und leben, immer auch durch Recht und globale ökonomische Verflechtungen strukturiert.
    Ausgehend davon, wie sich die Liebe im gegenwärtigen Kapitalismus gestaltet, fragen wir, wie es um die Zukunft der (romantischen) Liebe in Postwachstumsgesellschaften bestellt ist: Wird auch Liebe in Postwachstumsgesellschaften begrenzt? Kommt es zu einem emotionalen Dystopia in einer ver/bindungslosen Zeit? Oder bewegen wir uns nach Utopia und öffnet sich die Gesellschaft für plurale Liebes-, Familien- und Beziehungsformen jenseits der Hetero- und Paarnorm? Welche Bedeutung hat Liebe in Freundschaften?
    In unserem Gallery Walk werden nach je einem Kurzinput zu den Themen (1) Co-Parenting,
    (2) Polyamorie, (3) Freundschaft und (4) Mehrelternfamilien in vier Kleingruppen die jeweiligen Themen diskutiert und bearbeitet, danach rotieren die Gruppen. So wird ein kreativer Austausch in heterogenen Gruppen ermöglicht, in dem Visionen und Utopien, aber auch Ambivalenzen und Grenzen zukünftiger (Liebes-)Beziehungsweisen in Postwachstumsgesellschaften erarbeitet und diskutiert werden.

    Beiträge:

    • Theresa Manderscheid (Bremen): Polyamoröse Lebens- und Liebesformen
    • Almut Peukert (Berlin), Julia Teschlade (Berlin), Mona Motakef (Berlin): Liebe in Mehrelternfamilien
    • Christine Wimbauer (Berlin): ›Co-Parenting‹ und ›Future Love‹ – Elternschaft jenseits des ›Liebesglücks‹ und die Zukunft der paarförmigen Liebe
    • Leoni Linek (Berlin), Doreen Kruppa (Berlin): Freundschaftszentriertes Leben und Liebe in Freundschaften

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 56 kb

  • Genossenschaften als transformative Akteure neuer Vergemeinschaftung

    Organisator_in: Rolf G. Heinze (Bochum)

    Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena

    Nach der Finanzkrise haben Genossenschaften an Aktualität gewonnen, was an ihren Organisationsprinzipen und dem nachhaltigen Geschäftsmodell liegt. Es geht ihnen um die aktive Gestaltung eigener assoziativer Sozialräume. Insbesondere in unsicheren Zeiten erweisen sie sich so als soziale Stabilisatoren, was sich bspw. deutlich in einem wichtigen Feld der Daseinsvorsorge, dem Wohnen, schon über Jahrzehnte zeigt. Aber auch in anderen Feldern haben sie in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen: es gab eine Welle der Neugründungen von Energiegenossenschaften und auch Bürger- und Seniorengenossenschaften, genossenschaftlich verwaltete Dorfläden etc. breiten sich aus. Nicht nur im Energiebereich stellen Genossenschaften im Transformationsprozess ein innovatives gesellschaftspolitisches Ordnungs- und Steuerungsprinzip dar. Sie könnten auch bei der Gestaltung der umfassenden globalen Digitalisierungsprozesse ein Gegenmodell zur derzeitig dominierenden Ökonomisierung bilden. In den sozialwissenschaftlichen Debatten zu neuen Solidaritäten jenseits der globalisierten Märkte werden Idee und Praxis des Genossenschaftswesens ebenfalls (re-) vitalisiert, was sicherlich auf die Gründungswellen von genossenschaftlichen Kooperativen in den Bereichen Energie und Wasser, Sozial und Gesundheitswesen sowie weiteren lokalen Versorgungsformen zurückzuführen ist. In dem geplanten Forum kann über die Reichweite und sozialen Voraussetzungen solcher solidarischen Steuerungsformen im Kontext von Postwachstumsgesellschaften sowohl theoretisch-konzeptionell als auch anhand der neu entstandenen sozialen Initiativen diskutiert werden.

    Beiträge:

    • Rolf G. Heinze (Bochum): Gestaltungspotentiale genossenschaftlicher Steuerung – Einführung
    • Torsten Bölting (Bochum): Wohnungsgenossenschaften als Antwort auf die Wohnungsnot?
    • Josef Hilbert (Gelsenkirchen): Gesundheitsdaten genossenschaftlich nutzen? Ein Aus- und Einblick in eine konkrete Utopie
    • Frank Schulz-Nieswandt (Köln): Reale Möglichkeiten der genossenschaftlichen Gemeinwirtschaftlichkeit
    • Berthold Vogel (Göttingen): Genossenschaften in der lokalen Daseinsvorsorge
  • Klassen- und Naturverhältnisse: Die soziale und die ökologische Frage. Divergenzen, Konvergenzen, Wechselwirkungen

    Organisator_innen: Projekt Klassenanalyse Jena (PKJ): Hans Rackwitz (Jena), Janina Puder (Jena)

    Raum: SR 315

    In der deutschsprachigen Soziologie erfährt der „Klassenbegriff“ derzeit eine Renaissance. Gleichzeitig gewinnen ökologische Fragen an gesellschaftlicher Bedeutung.  Ökologische Krisenerscheinungen wie der Klimawandel wirken auf soziale Verhältnisse zurück und strukturieren Felder und Dynamiken gesellschaftlicher Auseinandersetzungen. Ob es soziale Verteilungskonflikte sind, die sich an ökologischer Reformpolitik entzünden oder Zielkonflikte zwischen Arbeitsplätzen in der Kohle- oder Automobilindustrie und den Forderungen von ökologischen Bewegungen und politischen Nachhaltigkeitsverpflichtungen entstehen: soziale Konflikte sind ökologische Konflikte und vice versa. Mit der zu erwartenden Zuspitzung und Eskalation ökologischer Krisenerscheinungen werden sozial-ökologische Konflikte in Zukunft auf nationaler sowie transnationaler Ebene weiter zunehmen. Umweltsoziologische sowie verwandte sozialwissenschaftliche Debatten zu gesellschaftlichen Naturverhältnissen und zur ökologischen Krise verhandeln zwar grundsätzlich Fragen des Wechselspiels und der gegenseitigen Vermittlung von Klassen- und Naturverhältnissen, meist jedoch ohne explizit Bezug auf soziologische Klassenkonzepte zu nehmen. Eine stringente ökologisch informierte Klassentheorie ist bisher weitestgehend inexistent.

    Im Anschluss an einen Aufschlag zu Konturen einer ökologischen Klassentheorie soll das Panel u.a. folgende Fragen verhandeln: Was bedeutet eine Klassenperspektive auf die ökologische Frage? Worin liegen Stärken und Schwächen einer solchen? In welchem Verhältnis stehen Produktions- und Konsumnormen, Produktions- und Lebensweisen in Bezug auf nicht-nachhaltiges gesellschaftliches Handeln. Wie wird das Dilemma zwischen Arbeitsplätzen und Nachhaltigkeit verhandelt und welche strategischen Auswege – bspw. im Sinne einer ökologischen Klassenpolitik – gibt es? Sich diesen Fragen und einer ökologisch informierten Klassentheorie zu nähern ist Ziel dieser Veranstaltung.

    Beiträge:

    • Projekt Klassenanalyse Jena (PKJ): Die soziale und die ökologische Frage: Ein Problemaufriss und Thesen aus dem PKJ
    • Thomas Barth (München): Klassentheoretische Perspektiven auf ›Nachhaltige Arbeit‹
    • Ulrich Brand (Wien, AT): Beschäftigte und Gewerkschaften in der sozial-ökologischen Transformation: Widersprüche und Ansatzpunkte
    • Kristina Dietz (Berlin): Konflikte um Bergbauprojekte: eine klassentheoretische Betrachtung
  • Kollektive Arbeitszeitverkürzung als Voraussetzung für ein neues gesellschaftliches Produktionsmodell

    Organisator_in: Ursula Stöger (Augsburg)

    Raum: Hörsaal 8

    Das westliche, am Leitbild des Taylorismus orientierte Produktionsmodell ist in die Krise geraten und die Krisenphänomene mehren sich. Das Normalarbeitsverhältnis wird durch flexible, häufig prekäre Beschäftigungsformen verdrängt und das an die Erwerbsarbeit gebundene System der sozialen Sicherung kann keine soziale Absicherung mehr für alle gewährleisten. Die Folgen sind steigende Armut und soziale Ungleichheit. In der Erwerbsarbeit nehmen psychische Belastungen zu und gesellschaftlich zeigen sich die Krisenphänomene durch die steigende Desintegration und das Erstarken rechter Strömungen.
    Es lohnt sich deshalb, über ein neues Produktionsmodell auf Basis einer radikal verkürzten Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche für alle nachzudenken. Dieses Produktionsmodell würde alle in die Erwerbsarbeit einbeziehen und damit den Sozialstaat sichern.  Armut und soziale Ungleichheit würden zurückgehen, während die gesellschaftliche Integration sowie die soziale und kulturelle Teilhabe steigen würden. Überdies leistet die Dreißigstundenwoche einen Beitrag zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, einer besseren Betreuung der Kinder und einem besseren Schutz der Gesundheit. Volkswirtschaftlich entstünden positive Effekte durch die Erhöhung des Steueraufkommens. 
    In diesem Forum sollen die Grundzüge eines neuen Produktionsmodells auf Basis einer Dreißigstundenwoche sowie weitere Ideen einer zukünftigen Arbeitszeitpolitik vorgestellt und deren jeweilige Voraussetzungen und Umsetzbarkeit diskutiert werden.

    Beiträge:

    • Ursula Stöger (Augsburg): Mit kollektiver Arbeitszeitverkürzung zu einem neuen gesellschaftlichen Produktionsmodell
    • Ulrich Mückenberger (Bremen): ›Äußere und / oder innere Arbeitszeitverkürzung?‹. Welche Form der Arbeitszeitpolitik führt zu mehr Freiheit IN der Arbeit (und nicht nur Freiheit VON der Arbeit)?
    • Sophie Jänicke (Frankfurt am Main): Arbeitszeitpolitik der IG Metall – Für Arbeitszeiten, die zum Leben passen

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 107 kb

    Moderator_in: Fritz Böhle (München)

  • Konturen der solidarischen Lebensweise – Potentiale des Konzepts der Lebens- und Produktionsweise für die Postwachstumsdebatte

    Organisator_in: I.L.A. Kollektiv

    Workshopleitende: Anton Brokow-Loga (Weimar), Nilda Inkermann (Kassel)

    Raum: SR 314

    Das I.L.A. Kollektiv geht in diesem Workshop der Frage nach, welche Rolle das Konzept der Lebens- und Produktionsweise für die Postwachstumsdebatte und gelebte Alternativen haben kann. Dafür wird das Konzept der imperialen Lebens- und Produktionsweise zur Diskussion gestellt und Transformationspfade in Richtung einer solidarischen Lebensweise entworfen. Grundlage dafür bilden die Arbeiten des Kollektivs. Mit verschiedenen Methoden sollen die Teilnehmenden des Workshops die eigenen Verflechtungen mit der imperialen Lebens- und Produktionsweise kennenlernen sowie präfigurative Praxen der solidarischen Lebensweise und Transformation diskutieren. Zentral ist dabei die mögliche Betrachtung der Konturen der solidarischen Lebensweise als Fundamente einer Gesellschaft jenseits von Wachstumsimperativen.

  • Mehr Utopie wagen! Visionen einer Postwachstumsgesellschaft

    Organisator_innen: Benjamin Görgen (Münster), Jens Köhrsen (Basel, CH), Björn Wendt (Münster)

    Raum: Hörsaal 6

    Zukunftsvorstellungen sind innerhalb des Postwachstumsdiskurses allgegenwärtig – vor allem als Prognosen und Modellrechnungen und Dystopien. In Reaktion auf den Katastrophismus des sozial-ökologischen Diskurses wird immer häufiger eingefordert mehr Utopie zu wagen. Vor dem Hintergrund dieser Forderung wagt diese Veranstaltung eine transdisziplinäre Erkundung der Zukunft. In einem ersten Block werden im Rahmen einer Utopistik im 15-Minuten-Takt erste Impressionen von positiven Zukunftsbildern skizziert. Inspiriert durch diese Einblicke wenden wir uns in einem zweiten Block der Koproduktion von Utopien zu. Eine Fishbowl-Diskussion bringt hierzu Aktivist*innen aus sozialen Bewegungen und Wissenschaftler*innen zusammen, um mithilfe eines Gedankenexperiments Konturen einer zukünftigen Postwachstumsgesellschaft zu imaginieren. Anschließend wird die Frage im Zentrum stehen, welche Potenziale dem utopischen Denken für einen sozial-ökologischen Transformationsprozess zukommen können. Welche Rolle können Utopien in Bezug auf die sozial-ökologische Transformation zur Postwachstumsgesellschaft überhaupt spielen? Wie müssen sie ausgestaltet sein, damit sie ihre transformativen Potenziale entfalten können? Oder sind Utopien doch vor allem als ein Fluchtreflex aus der sozialen Wirklichkeit und daher vollkommen zu Recht von verschiedenen Seiten immer wieder kritisiert worden?

    Beiträge:

    • Daniela Gottschlich (Flensburg / Lüneburg): Kommende Nachhaltigkeit: Keine Utopie ohne Kritik des Bestehenden
    • Matthias Schmelzer (Jena / Leipzig): Degrowth: eine Übung in sozialökologischer Utopistik
    • Friederike Habermann (Neu Zittau): Warum die Utopie tauschlogikfrei sein und jetzt beginnen muss

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 123 kb

  • Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl (Teil 2): Eine Diskussionsrunde zu zivilgesellschaftlichen Praxen für eine Transformation des Energiesystems

    Organisator_innen: Rosa Lehmann (Jena), Anne Tittor (Jena), Louise Wagner (Jena)

    Raum: Hörsaal 7

    Die Session „Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl“ knüpft an sozialwissenschaftliche Debatten um die Bedeutung der Verfügbarkeit und der Verwendungsweisen fossiler Energieträger sowie über Voraussetzungen und Folgen von energy transitions an. Ausgehend davon wird nach den sozialen Bedingungen und den möglichen gesellschaftlichen Konsequenzen eines Wechsels der Energiebasis weg von fossilen und hin zu erneuerbaren und biobasierten Quellen gefragt – und zwar im Hinblick auf gesellschaftliche Macht-, Ungleichheits- und Mentalitätsstrukturen.

    Die von den beiden Nachwuchsgruppen BioInequalities und flumen (BMBF) organisierte Session „Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl“ ist als Doppelsession konzipiert. Der erste Teil findet am 25. September unter „Felder der Transformation“, der zweite Teil am 26. September unter „Konturen der Postwachstumsgesellschaft“ statt.

    In Teil II der Doppelsession (26. September) sollen die Perspektiven verschiedener Akteur_innen Raum bekommen, die in Deutschland an der Abkehr vom fossilen Energieregime mitwirken, um einen Dialog zwischen Wissenschaft und Praxis fördern. Denn wie der Übergang zu einer post-fossilen Gesellschaft aussehen wird und welche gesellschaftlichen Ein- und Ausschlüsse damit verbunden sind, zeigt sich in den konkreten Auseinandersetzungen innerhalb gegebener sozialer und politischer Strukturen. Gegenwärtig ist in Deutschland der Kohleausstieg ein wichtiger Meilenstein, um CO2 Emissionen drastisch zu senken sowie um die Weichen für einen Ausbau erneuerbarer und biobasierter Energien zu stellen. In der Session wollen wir deshalb unterschiedliche Erfahrungen rund um den Kohleausstieg sowie konkrete Praxen in Richtung erneuerbarer Energieversorgung zusammenbringen.

    Beiträge:

    • Hans-Peter Perschke (Schlöben): Die Energiewende vor Ort genossenschaftlich selbst gestalten – das Bioenergiedorf Schlöben
    • Anni Fuchs (Leipzig): Klimacamps und andere Protestformen: öffentlicher Druck für Kohleausstieg und Klimagerechtigkeit
    • Jutta Schnuetgen-Weber (Kerpen): Zivilgesellschaftliche Aufbrüche für den Strukturwandel im Rheinland
  • Queer-Feministische Kritik(en) neo-liberaler Landnahmen der Demokratie. Ein Werkstattgespräch

    Organisator_innen: Heidemarie Winkel (Bielefeld), Tomke König (Bielefeld), Alexandra Scheele (Bielefeld), Katharina Pühl (Berlin)

    Mitwirkende: Katharina Pühl (Berlin), Eike Sanders (Antifaschistisches Pressearchiv und Bildungszentrum, Berlin), Birgit Sauer (Wien, AT), Alexandra Scheele (Bielefeld), Veronica Schildt (Ontario, CA / Berlin), Vanessa-Eileen Thompson (Frankfurt am Main)

    Raum: SR 307

    Die Veranstaltung widmet sich Dynamiken neoliberaler Landnahmen der Demokratie. Gefragt wird einerseits danach, wie neoliberale Logiken das Verständnis von Demokratie verändert haben und welche Mechanismen es ermöglichen, im Modus liberaler Argumentation grundlegende demokratische Ideen für antidemokratische Ressentiments, Chauvinismus, Sexismus und Rassismus verwertbar zu machen. Wir folgen der These, dass der neoliberale Kapitalismus zunehmend autoritäre Herrschaftsstrukturen etabliert, mit denen marktwirtschaftliche Prinzipien leichter durchgesetzt werden können. Gefragt wird daher nach notwendigen Re-Regulierungen der Geschlechterverhältnisse in Richtung post-neoliberaler Postwachstumsgesellschaft im nationalen und globalen Kontext. Kern der Veranstaltung ist ein Werkstattgespräch mit Sozialwissenschaftler_innen und Expert_innen aus der politischen Praxis (Liste der Teilnehmenden siehe unten). Das Podiumsgespräch wird durch kleinere Diskussionsgruppen ergänzt und mit einem Plenum abgeschlossen.

  • Shapes of socio-ecologically sustainable mobility regimes

    Organisator_innen: Noel Cass (Lancaster, GB), Katharina Manderscheid (Hamburg)

    Raum: MMZ 028 (Multimediazentrum), Ernst-Abble-Platz 8, 07743 Jena

    The growth of transport and of the economy are inseparably linked. For personal transport, in present societies, the private car constitutes the hegemonic mode of movement. Yet, car based personal transport constitutes a major source of greenhouse gas emissions. Despite all socio-political attempts to reduce these emissions, the distances travelled by private car as well as the average size of the car engines continuously grow and counteract technologically-induced improvement of efficiency or the increase of alternative modes of travel within cities. To tackle these problems, sustainable transport policy debates suggest environmental impacts have primarily technological solutions, such as electrification, automated driving or smart traffic control. Such ‘technical’ solutions ignore systemic issues, the increasing compulsions to travel, social injustices and freedom constraints in the automobile-centred mobility system.

    We argue that rather than ‘greening’ automobility, we need to question ‘compulsions to be mobile’ in order to reconcile environmental and justice dimensions of ‘sustainable’ mobility: understanding the automobility system to be unsustainable and unjust, curtailing freedoms to pursue capabilities and flourishings, without being forced to move. The event we propose here explores radical concepts of autono-mobile futures in post-growth societies. This requires focussing on mobility as an integral part of everyday lives, and addressing the socio-economic implications of its sustainable transformation. We demand practical utopias, and discussion of their conditionalities and implications, rather than a limiting questioning of their feasibility within a growth paradigm.

    Beiträge:

    • Peter Cox (Chester, GB): Vélomobility as Autono-mobility: prefigurative dimensions of cycling imaginaries
    • Anna Nicolaeva (Amsterdam / Utrecht, NL), Jan Duffhues (Amsterdam, NL): Commoning mobility: a dialogue
    • Benjamin Stephan (Hamburg): Electric Auto(no)-mobility: Transforming the German transport sector to become climate neutral by 2035
    • Ka-Hin Tsang (London, GB): Autonomising Mobile Experience: Rights to Desired Mobilities Beyond the Cars
    • Kim Carlotta von Schönfeld (Wageningen, NL): Revaluing mobility based on intrinsic, human and qualitative values: a sustainable and desirable alternative to speed and economic efficiency?
    • Luca Nitschke (München): Non-commercial carsharing: A local and direct organization of sustainable mobility

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 209 kb

  • Sozialplanung – Podiumsdiskussion zur Zukunft kommunaler Strukturen

    Organisator_in: Jens Kretzschmar (Erfurt)

    Mitwirkende: Andreas Blume (Landratsamt Kyffhäuserkreis), Tine Haubner (Jena), Philipp Hoppe (Landratsamt Ilm-Kreis), Christiane Maurer (Landratsamt Sömmerda), Daniel Meier (Stadt Jena), Konstanze Tenner (Stadt Jena)

    Raum: SR 113

    Das Institut für kommunale Planung und Entwicklung (IKPE) wird – ganz im Sinne einer ‚experimentellen Utopistik‘ – in einer Podiumsdiskussion mit kommunalen Sozialplaner/-innen der Frage nachgehen, wie die Kommune der Zukunft aussehen kann – dies durchaus vor der Hintergrundfolie einerseits eines Transformationsprozesses, welcher möglicherweise in einer Postwachstumsgesellschaft mündet; andererseits aber auch mit dem Blick auf die Etablierung von integrierter Sozialplanung und Netzwerkstrukturen, welche der Steuerung und Gestaltung jedweder Entwicklung auf kommunaler Ebene dienlich sein sollen. Der Umgang der Kommunen mit ebenso vielfältigen wie unterschiedlichen Herausforderungen und ihre Gestaltungsmöglichkeiten und -ansätze für die Zukunft stehen hierbei im Fokus, mit inhaltlichen Schwerpunkten aus der Tätigkeit der Planerinnen und Planer: Armut und Familie spielen hierbei genauso eine Rolle wie die Methode der integrierten Sozialplanung selbst. Moderiert wird das Podium vom IKPE.

  • Wandel von Bedürfnissen in Wachstums- und Postwachstumsgesellschaften

    Organisator_innen und Workshopleitende: Katharina Bohnenberger (Wuppertal), Martin Fritz (Jena)

    Raum: SR 308

    Theorien über menschliche Grundbedürfnisse haben sich in der Forschung zu nachhaltiger Wohlfahrt als wichtiger Ausgangspunkt zur Analyse sozialökologischer Transformationsprozesse etabliert. Im Fokus steht die Frage, wie ein Optimum an Bedürfnisdeckung so gewährleistet werden kann, dass ökologische Grenzen gewahrt werden. Dies erfordert einen Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten, Bedürfnisse zu decken, und sich in einem demokratischen Prozess über nachhaltige Alternativen zu verständigen. In dem partizipativen Workshop widmen wir uns dem Wandel von Bedürfnissen in Wachstums- und Postwachstumsgesellschaften. Wir gehen der Frage nach, wie sich zwischen Altersgruppen und auf individueller Ebene die Deckung von Grundbedürfnissen im Laufe der Zeit ändert: Werden heute mehr Ressourcen benötigt als früher, um Grundbedürfnisse zu decken, und, wenn ja, warum?

    Im Workshop analysieren wir in Kleingruppen, wie sich Bedürfnisse in den letzten Jahrzehnten verändert haben, welche neuen Güter und Dienstleistungen zur Deckung notwendig sind und welche obsolet wurden. In einem zweiten Teil entwerfen wir für verschiedene Bedürfnisfelder, wie z. B. Wohnen und Mobilität, neue Politikvorschläge für eine Postwachstumsgesellschaft. Gemeinsam diskutieren wir für die jeweiligen Bedürfnisfelder, ob finanzielle Mittel, Gutscheine oder sozial-ökologische Infrastrukturangebote geeignete Lösungen darstellen. Der Workshop ist für 25 bis 30 Teilnehmende ausgerichtet und eine heterogene Altersstruktur ist erwünscht.

15.00 – 17.30 Uhr

  • Aktivierung, Integration und Anerkennung: Alternativen zum Sanktionsregime von ›Hartz IV‹

    Organisator_innen: Kornelia Sammet (Leipzig), Franz Erhardt (Leipzig)

    Raum: SR 306

    Die Veranstaltung nimmt spätkapitalistische Gesellschaften in einer ganz spezifischen theoretischen Perspektive als „moralisch verbürgter, personenbezogener Anerkennungszusammenhang“ (Kaufmann 2002) in den Blick. Im Panel interessieren Spannungsverhältnisse zwischen in Anspruch genommenen Normen der personalen Anerkennung einerseits und ihrer nur partiellen Umsetzung bzw. systematischen Missachtung andererseits. Im Anschluss daran soll zum einen untersucht werden, inwiefern Bedürftige eine moralisch fundierte Anerkennung einfordern, die sie in ihrer aktuellen Lage nicht finden, und welche Art von Förderung und Integration sie sich wünschen. Zum anderen soll diskutiert werden, welche Möglichkeiten der Erfahrung von Anerkennung und fallspezifischer Aktivierung bereits in aktuellen Maßnahmen, Modellen und Programmen enthalten sind. Damit soll ein Ausblick darauf gelingen, wie in einer Postwachstumsgesellschaft soziale Fürsorge gestaltet werden kann. Zudem sollen Forschende an Universitäten und in angewandter Forschung sowie ExpertInnen von Fachverbänden und PraktikerInnen über die Möglichkeiten und Herausforderungen sozialer Fürsorge und Integration in einer Postwachstumsgesellschaft miteinander ins Gespräch gebracht werden.

    Beiträge:

    • Frank Bauer (Düsseldorf): Öffentlich geförderte Beschäftigung zwischen Anerkennung und Stigmatisierung. Anerkennung des Status eines Erwerbsbürgers oder der Qualität der Arbeitsleistung?
    • Fabian Beckmann (Bochum): Arbeitsmarktintegration auf dem Abstellgleis. Zur Erwerbssituation geringfügig Beschäftigter im ALG-Bezug
    • Franz Erhard (Leipzig), Kornelia Sammet (Leipzig): Aktivierung, Integration und Anerkennung: Alternativen zum Sanktionsregime in Großbritannien
    • Claudia Globisch (Innsbruck, AT): Aktiv durch die Mindestsicherung! Subjektivierungs- und Desubjektivierungswirkungen aktivierender Sozialpolitik
    • Stefan Kutzner (Siegen): Rent-seeking, wirtschaftlicher Strukturwandel und Arbeitsmarkt. Eine alternative Lesart der Hartz-Reformen

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 187 kb

  • Commons-Gesellschaft – Utopie einer bedürfnisorientierten Inklusionsgesellschaft

    Organisator_in: Commons Institut (Bonn)

    Raum: SR 309

    Die Rechtfertigung der heutigen Gesellschaft ist gleichzeitig dünn und hart: „Der Kapitalismus ist die am wenigsten schlechte Gesellschaft, zu welcher Menschen fähig sind“. Commons-Praktiken widersprechen diese Bestimmung menschlicher Möglichkeiten und schaffen Beziehungen „jenseits von Markt und Staat“. Dies ist notwendig, weil für viele Commoners die Ursache des kapitalistischen Wachstumsdrang in unseren grundlegenden sozialen Beziehungsweisen zu suchen ist: weil wir miteinander tauschen, müssen wir miteinander konkurrieren und ständig versuchen aus Geld mehr Geld zu machen. Es entsteht ein Wachstumszwang, der nicht unsere Bedürfnisbefriedigung zum Ziel hat und unsere ökologischen und sozialen Grundlagen zerstört.

    Commoning bietet hierzu eine grundlegend alternative Beziehungsweise. Eine Beziehungsweise, welche jenseits der Tauschlogik auf Basis von Freiwilligkeit und Besitz/kollektiver Verfügung entsteht. Eine Commons-Gesellschaft verallgemeinert diese Beziehungsweisen gesellschaftlich und erlaubt uns so, unsere gesellschaftlichen Verhältnisse selbst zu gestalten und die Ziele unserer gesellschaftlichen (Re-)Produktion selbst zu bestimmen. Noch weitreichender führt sie zu Inklusionsbedingungen, unter denen es für die Einzelnen funktional ist, für ihre eigene Bedürfnisbefriedigung die Bedürfnisse anderer einzubeziehen. In dieser Veranstaltung möchten wir die Utopie einer Commons-Gesellschaft vorstellen, diskutieren und gemeinsam weiterdenken.

    Beiträge:

    • Friederike Habermann (Neu Zittau): Alle nach ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen – wie wird die Utopie im Jetzt lebbar?
    • Simon Sutterlütti (Göttingen): Commonistische Inklusionsgesellschaft – Aufhebung von Marktkonkurrenz in Inklusionslogik
    • Stefan Meretz (Bonn): Das Gesellschaftlich-Allgemeine als eingebettete Allgemeinheit

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 195 kb

  • Der ideologische Gehalt alternativer Ökonomien – queer-feministische Kritiken und Interventionen

    Organisator_innen: Birgit Blättel-Mink (Frankfurt am Main), Luki Sarah Schmitz (Frankfurt am Main)

    Raum: SR 307

    Alternative Wirtschafts- und Sozialformen setzen in ihrer Kritik sowohl auf der Ebene konkreter Krisen (endliche Ressourcen), als auch der Ebene der Ideologiekritik (Wachstumsparadigma) an. Zugleich tragen sie selbst ideologische Momente in sich, die es aus soziologischer Perspektive zu analysieren und auf ihre progressiven wie regressiven Aspekte hin zu diskutieren gilt. Hierbei soll mittels queer-feministischer, kritischer, postkolonialer Dimensionen der Fokus auf Subjektkonstitutionen und Handlungsmöglichkeiten liegen. In Diskursen alternativen Wirtschaftens werden die Subjekte der Transformation mit Charakteristika von Kreativität, Potenz und Selbstwirksamkeit assoziiert, die Nähe zu bürgerlich männlicher Subjektzuschreibung wird zugleich nicht reflektiert. Diese ideologischen Zuschreibungen sedimentieren sich nicht folgenlos. Vielmehr leiten sich daraus Partizipations- und Egalitätsvorstellungen ab. So ist die Idee der freiwilligen Partizipation und der potentiellen Handlungsmöglichkeit nahezu in allen Diskursen vertreten. Dies kann zu einem paradoxen Umschlagspunkt führen, an dem die Norm unterlaufen wird, weil sie besteht. Materielle wie immaterielle Gründe für eine Nicht-Partizipation geraten aus dem Blick. Diskutiert werden sollen Dimensionen des Ideologischen, um mehr Transparenz und neue Erkenntnisse für mehrdimensional-transformative Ansätze zu schaffen.

    Beiträge:

    • Christian Hilgert (Konstanz): Alternative Distinktionen? Zum ideologischen Erbe ökologischer Wachstumskritik
    • Diana Hummel (ISOE, Frankfurt am Main): Neo-malthusianische Perspektiven im Anthropozän-Diskurs und queer-feministische Kritik
    • Antonia Kupfer (Dresden): ›Konturen einer ökofeministischen Gesellschaft‹: Erinnerung an einen alternativen Ökonomieentwurf, der sich nicht in bürgerlicher Subjektivität und Männlichkeit erschöpft

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 573 kb

  • Die vorsorgeorientierte Postwachstumsposition: Neuer Konsens oder neuer Konflikt in der Wachstumsdebatte?

    Organisator_innen: Nils aus dem Moore (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin), Ulrich Petschow (IÖW, Berlin), David Hofmann (IÖW, Berlin)

    Raum: SR 221

    Im Diskurs zur Rolle der Wirtschaftsleistung mit Blick auf die Einhaltung planetarer Grenzen sind gegenwärtig zwei einander sehr grundsätzlich wiedersprechende Positionen dominant: „Degrowth“ und „Green Growth“. Im Rahmen einer gerade abgeschlossenen Studie, die gemeinsam von Autor/innen verschiedener ökonomischen Strömungen durchgeführt wurde, wurden in einem diskursiven und durchaus auch konfliktären Prozess die Argumente beider Positionen „seziert“. Argumentationsanalytisch konnte herausgearbeitet werden, dass beide Grundpositionen sich wissenschaftlich nicht hinreichend begründen lassen. Dies bedeutet, dass letztlich Politikansätze verfolgt werden müssen, die diesen Unsicherheiten Rechnung tragen. Wir haben in diesem Zusammenhang den Begriff der vorsorgeorientierten Postwachstumsposition vorgeschlagen. Diese Auffassung hat aus unserer Sicht das Potenzial, einen produktiven Diskurs zu befördern und einen argumentativen Stillstand zwischen den Befürworter/innen von Green Growth und Degrowth zu überwinden. Somit wird auch ein Beitrag geleistet die Marginalisierung beider Ansätze in der konkreten Politik zu überwinden. Der Fokus der Session liegt dabei auf einer Panel-Diskussion, deren Teilnehmende verschiedene Perspektiven auf Transformationsdiskurse einnehmen, diese kritisch in Beziehung setzen und gemeinsam ausloten, welche (durchsetzbaren) vorsorgeorientierten Handlungsorientierungen im Hier und Heute entwickelt werden können.

    Beiträge:

    • Anita Engels (Hamburg): Wachstum und Klimawandel: Ein Kommentar zur vorsorgeorientierten Postwachstumsposition
    • Michael Jakob (MCC, Berlin): Weiter wachsen und das Klima schützen? Eine Einordnung
    • Steffen Lange (IÖW, Berlin): Wachstumsunabhängigkeit: ein neuer Konsens in der Wachstumsdebatte?

    • Moderator_in: Nils aus dem Moore (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin)
  • From Multifunctionality to Performing Profitability: Postsocialist Enterprises in Transformation

    Organisator_innen: Piotr Filipkowski (Warschau, PL), Philipp Ther (Wien, AT), Peter Wegenschimmel (Regensburg)

    Raum: Hörsaal 7

    Das Abstract zur Veranstaltung folgt in Kürze.

    Beiträge:

    • Jessica Elsner (Potsdam): Soziale Ungleichheit auf betrieblicher Ebene im Automobilwerk Eisenach (AWE) in der Transformationszeit 1989-1991
    • Piotr Filipkowski (Warschau, PL): Why Did the Shipyard in Gdynia Collapse? Tracing Historical Logics from Below
    • Agata Zysiak (Warschau, PL): N.N.
    • Peter Wegenschimmel (Regensburg): Not Profitable, but Beneficial: Legitimität und Überleben in der postsozialistischen Transformation

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 62 kb

    Kommentator_in: Raj Kollmorgen (Zittau / Görlitz)
    Moderator_in: Philipp Ther (Wien, AT)

  • Genossenschaftliches Wirtschaften in der Plattformökonomie. Potenziale und Grenzen einer alten Idee im neuen Gewand. Ein Theorie-Praxis-Dialog

    Organisator_innen: Moritz Boddenberg (Hamburg), Philipp Degens (Hamburg)

    Mitwirkende: Santje Kludas (Lüneburg), Clemens Schimmele (Köln), Ela Kagel (Berlin), Felix Weth (Potsdam)

    Raum: SR 208

    Im Panel werden zwei Diskurstränge zusammengeführt: Einerseits die Debatte um die Platt­form­ökonomie und ihr disruptives Potenzial; andererseits die Wiederentdeckung der Ge­nossen­schaft als demokratische Wirtschaftsform. Indem praktische Erfahrungen und theo­retische Konzeptualisierungen in einen Dialog treten, sollen in der Veranstaltung Besonder­heiten, Möglichkeiten und Grenzen einer Vergenossenschaftlichung der Plattformökonomie diskutiert werden.
    Genossenschaftliche Wirtschafsformen lassen sich mit ihren Prinzipien von Solidarität, Demokratie und Identität idealtypisch als Teil einer Solidarischen Ökonomie verstehen. Dem­ge­genüber zeichnet sich die digitale Plattformökonomie angesichts der Vormacht­stellung von Google, Apple oder Facebook aktuell eher durch neofeudale statt durch soli­da­rische Ökonomie aus. Auch die Erfahrungen der Sharing Economy verweisen auf die Gefahr der Ökono-mi­sierung. Diese Entwicklungen evozieren Forderungen nach einem „Platform Cooperativism“ (Trevor Scholz). Daher ist mit Blick auf die Plattformökonomie zu fragen, inwieweit und auf welche Weise (Produktiv-)Genossenschaften Akteure einer Post­wachstumsgesellschaft darstellen können. Wir wollen daher folgende Fragen diskutieren:

    • Welche Möglichkeiten bieten (Produktiv-)Genossenschaften für die Demokratisierung der Plattformökonomie und welche Diffusionsbarrieren gilt es derzeit noch zu über­winden?
    • Welche Potenziale ergeben sich aus der Zusammenführung von Arbeit und Kapital für die Entwicklung von Postwachstumsgesellschaften?
  • Karl Polanyis konkrete Utopie von ›Freiheit in einer komplexen Gesellschaft‹

    Organisator_innen: International Karl Polanyi Society (Wien, AT), Brigitte Aulenbacher (Linz, AT), Maria Markantonatou (Lesbos, GR)

    Raum: SR 206

    Im letzten Kapitel von The Great Transformation „Freiheit in einer komplexen Gesellschaft“ entwirft Karl Polanyi Ecksteine seiner Utopie einer sozialistischen und demokratischen Gesellschaft, die Freiheit nicht nur für wenige, sondern für alle ermöglicht. Die Session nutzt Polanyis Reflexionen für die Einschätzung gegenwärtiger konkreter Utopien. Wie kann in solchen Gesellschaften sozialer Zusammenhalt aufrechterhalten werden? Was ist der mögliche Beitrag von Initiativen wie Solidarökonomie, Degrowth oder Transition Move-ment? Tragen sie zu einer grundlegenden Transformation des Kapitalismus bei, die Wachstumszwang, Konsumismus oder die Beschränkung von Demokratie auf die poli-tische Sphäre überwindet? Welches Potential liegt in lokalen und regionalen Strukturen für die Demokratisierung sozialökonomischer Lebensbereiche, von Energie über Mobilität bis zur Pflege und digitalen Plattformen?

    Beiträge:

    • Claus Thomasberger (Berlin): Postwachstum als Freiheit
    • Astrid Krisch (Wien, AT), Leonhard Plank (Wien, AT): Von Internet-Plattformen als Instrumenten des Überwachungskapitalismus zu Plattformen als Infrastrukturen des Alltags
    • Andreas Novy (Wien, AT): Doppelte Transformation: Ein gutes Leben für alle basierend auf sozialökologischen Infrastrukturen
    • Beate Littig (Wien, AT): (Vor-)Sorgendes Wirtschaften – Arbeit, Zeit und Infrastrukturen neu denken

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 180 kb

  • Männlichkeit in der Postwachstumsgesellschaft. Perspektiven und Implikationen der kritischen Jungen*- und Männer*arbeit

    Organisator_innen: Simon Bohn (Jena), Aaron Korn (Jena), Sylka Scholz (Jena)

    Mitwirkende: Daniel Holtermann (Berlin), Stefan Reuyß (Berlin), Olaf Stuve (Hannover), Michael Tunç (Darmstadt)

    Raum: SR 308

    In Anbetracht erodierender Normalarbeitsverhältnisse, prekärer Fürsorgestrukturen und sozial-ökologischer Krisenszenarien rücken in der praktischen Bildungsarbeit mit Jungen* und Männern* Konzepte von Männlichkeit in den Fokus, die auf Bezogenheit und Sorge basieren. Normativen Gegenentwürfen zur patriarchalen heteronormativen weißen Männlichkeit stehen in der privaten wie beruflichen Alltagswelt jedoch machtvolle Strukturen entgegen. Im Austausch mit Initiativen der kritischen Bildungsarbeit erkundet die Veranstaltung deshalb Möglichkeiten der Transformation hegemonialer männlicher Selbst- und Weltverhältnisse.

    Das einleitende Podium – unter Mitwirkung von Daniel Holtermann (Dissens – Institut für Bildung und Forschung e.V.; Berlin), Stefan Reuyß (SowiTra – Institut für sozialwissenschaftlichen Transfer; Berlin), Olaf Stuve (Institut für Didaktik der Demokratie und Center for Inclusive Citizenship; Hannover) sowie Michael Tunç (Professur für Migration und Interkulturalität in der Sozialen Arbeit an der Hochschule Darmstadt) – widmet sich pädagogischen Strategien, institutionellen Rahmenbedingungen sowie sozial- und arbeitspolitischen Herausforderungen der kritischen Jungen* und Männer*arbeit.

    In den anschließenden Workshops werden Perspektiven zum Wandel männlicher Alltagspraxen entwickelt. Eine abschließende Fishbowl-Diskussion geht der Frage nach, wie in der Postwachstumsgesellschaft progressive Männlichkeitskonzepte jenseits von Leistungs- und Wachstumszwang etabliert werden können.

  • Neue Praktiken für die große Transformation – Soziale Innovationen für Nachhaltigkeit

    Organisator_innen: Eva Wascher (Dortmund), Maria Rabadjieva (Gelsenkirchen), Alexandra Jaik (Bochum), Marthe Zirngiebl (Dortmund), Emily Drewing (Essen), Nora Schecke (Essen) und Stephanie Lübke (Dortmund)

    Raum: SR 384

    Das Panel „Neue Praktiken für die große Transformation - Soziale Innovationen für Nachhaltigkeit“ stellt praxistheoretische Arbeiten vor, die sich mit der Entwicklung und Verbreitung von nachhaltigen Praktiken für eine große Transformation beschäftigen. Effiziente und konsistente Praktiken allein sind dabei nicht ausreichend, um eine global nachhaltige Entwicklung zu erreichen. Nachhaltige Praktiken, die dem Suffizienzprinzip entsprechen, sind von hoher Bedeutung, gleichwohl sie sich aus verschiedenen Gründen schwieriger als andere Praktiken institutionalisieren und damit zunächst scheinbar über ein geringeres Potenzial für soziale Innovation verfügen. Den Auftakt des Panels bilden zwei Beiträge, die die Entwicklung und Institutionalisierung neuer Praktiken im Allgemeinen konzeptionieren. Einmal mit Blick auf Vorgänge der Institutionalisierung neuer Praktiken an sich und einmal mit Fokus auf die Verbreitung und Weiterentwicklung von Praxisfeldern. Die darauffolgenden zwei Beiträge beleuchten jeweils einzelne Praktiken, die sich dem Suffizienzprinzip für nachhaltige Entwicklung zuordnen lassen. Der dritte Panel-Beitrag greift dabei Praktiken des Tauschens und Leihens auf, die vor allem auf lokaler Ebene der Quartiere organisiert werden können. Der vierte Beitrag fokussiert die beginnende Institutionalisierung von Praktiken der weitest gehenden Müllvermeidung und -reduzierung (Zero Waste). In den letzten beiden Beiträgen geht es um Praktiken im Energiesystem. Zum einen werden verschiedene Typen von Energiegenossenschaften auf ihr Transformationspotenzial hin untersucht, zum anderen geht es um neue Praktiken, mit denen sich Rebound-Effekte vermeiden lassen (sog. Supplements).

    Die Vortragssprache des Forums ist Deutsch.

    Beiträge:

    • Eva Wascher (Dortmund): Social innovation in sustainability transitions: the institutionalisation of sustainable social practices
    • Maria Rabadjieva (Gelsenkirchen): Emergence and diffusion of social innovation through practice fields
    • Alexandra Jaik (Bochum): Kollaborativer Konsum revisited: soziale Konsumpraktiken des Leihens und Teilens in Leihläden
    • Marthe Zirngiebl (Dortmund): Social Innovation and Social Change: Analysing the diffusion of zero waste practices
    • Emily Drewing (Essen), Nora Schecke (Essen): Soziale Innovation im Energiesystem? Zum transformativen Potenzial von Energiegenossenschaften
    • Stephanie Lübke (Dortmund): Rebound Risks Reduced – Investing Innovation Profits in Supplements

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 239 kb

  • Privilegienverlust – Privilegienwandel. Wie lässt sich methodisch reflektierte Forschung in weltanschaulich umkämpften Feldern durchführen?

    Organisator_innen: Moritz von Stetten (Bonn), Fabian Fries (Bonn), Lisanne Riedel (Bonn)

    Raum: SR 4119

    In öffentlichen Debatten wird mitunter hitzig über die Ausübung, die Verteilung und den Verlust von Privilegien diskutiert: Es ist von weißen, männlichen oder westlichen, von wirtschaftlichen, rechtlichen oder herkunftsbedingten Privilegien die Rede. Dennoch fehlt es bisher an begriffsanalytischen Einordnungen und methodischen Zugängen zur sozialen Bedingtheit und Herstellung von Privilegien. Was ist ein Privileg und welche Arten von Privilegien lassen sich unterscheiden? Wer verfügt über Privilegien – Gruppen, Einzelpersonen, Klassen, Ethnien, Nationen, Erdregionen? Wie lassen sich schließlich Privilegien mit qualitativen Methoden untersuchen? Das Diskussionsforum greift diese Fragen auf, um die theoretischen, methodischen und forschungspraktischen Herausforderungen der soziologischen Beschäftigung mit Privilegien näher zu beleuchten.

    Beiträge:

    • Käthe von Bose (Potsdam): Networking in exklusiven Clubs – Zwischen praktizierter Privilegierung und Bedeutungsverlust?
    • Stefan Holubek (Bremen): ›Das war einfach / ein einfach gestricktes Leben.‹ – Die Herausbildung eines Statusprojektes als Privileg?
    • Diana Baumgarten (Dortmund), Michael Meuser (Dortmund), Diana Lengersdorf (Bielefeld): ›Größtenteils irgendwie immer überlegen‹ – Männliche Privilegien im Wandel

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 120 kb

  • Studentische Perspektiven auf die Great Transformation

    Organisator_in: Fachschaftsrat Soziologie, Gesellschaftstheorie und Angewandte Ethik (Jena)

    Raum: SR 316

    Das Panel, organisiert und durchgeführt von Studierenden, bietet dem vielfältigen Wissen, das wir als Studierende in unserem Alltag und darüber hinaus erwerben, ein gemeinsames Forum. Titel und Thema des Kongresses nehmen wir als Anlass, uns intensiv mit aktuellen Fragen zu Wirtschaftsformen, Formen der Vergesellschaftung, dem Subjekt in der (post)modernen Welt und unserer eigenen Rolle in diesen Prozessen (und einigen weiteren Fragen) auseinanderzusetzen.

    Wir wollen zusammen diskutieren, was Great Transformation in unserer heutigen Zeit heißt, welche Transformationen wir in den vergangenen Semestern, z. B. in Form von wissenschaftlichen Arbeiten, untersucht haben und welche handlungspraktischen Empfehlungen sich dabei vielleicht herauskristallisiert haben. Auch der Frage, wie eine „experimentelle Utopistik“ aussehen könnte, wollen wir uns nähern, um zu überlegen, wie ein zukunftsgerichtetes und geschichtsbewusstes Konzept von Gesellschaft möglich ist.

    Dazu werden wir ein paar Vorträge als Input hören, um anschließend Platz und Zeit für eine offene Gesprächsrunde zu bieten. Das Panel ist selbstverständlich offen für alle Interessierten.

    Beiträge:

    • Martin Möhring (Jena): Die Great Transformation und Wir – Perspektiven des Nachdenkens und Handelns
    • Carsten Ohlrogge (Münster): Phänomene transformierter Sozialität. Über die technische Vergesellschaftung des Menschen
    • Marc-Dirk Harzendorf (Halle-Wittenberg): Der Widerspruch der ›Anrufung‹. Subjektivierung von Erfolgsvorstellungen und psychischen Erkrankungen

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 110 kb

  • Unleashing Fantasy for Transformation: Mit Ursula K. Le Guin zur Kunst, Gesellschaften zu entwerfen

    Organisator_innen und Mitwirkende: Corinna Dengler (Vechta), Matthias Fersterer (Klein Jasedow), Jana Gebauer (Berlin), Eugen Pissarskoi (Tübingen), Kristina Utz (Berlin), Andrea Vetter (Berlin), Simon Walch (Kassel)

    Raum: SR 114

    Wie stellen wir uns – und anderen – eine bessere Gesellschaft vor? Um mögliche Konturen von Postwachstumsgesellschaften auszuloten und neue Narrative für die Große Transformation zu entwerfen, begeben wir uns in einen konvivialen readers’ and writers’ room: Wir verbinden szenisches Lesen mit assoziativem Schreiben, um unseren Vorstellungsraum zu dekolonisieren und unsere Vorstellungskraft darüber, was denkbar und wünschbar ist, radikal zu beflügeln. Die Ideen betten wir in einen erzählerischen Kontext ein, der vermittelbar und erfassbar ist. Wir hoffen, so einen größeren gemeinschaftlichen Bezugsraum herstellen und eine breitere Debatte darüber anstoßen zu können, welche Zukunft – welche alternative gesellschaftliche Realität – wir gemeinsam wollen. Hierbei lassen wir uns von der Erzählerin einer radikalen öko-solidarischen Gegenbewegung inspirieren: der US-amerikanischen Fantasy- und Science-Fiction-Autorin Ursula K. Le Guin. Sie nutzte Gedankenexperimente als Methode, um über alternative Wirklichkeiten und deren Wünschbarkeit nachzudenken. Mit den gesellschaftspolitischen Ideen und Themen, die sie in ihren Werken verhandelt, setzen sich immer wieder neue Generationen von  Leser_innen mit auseinander, nicht zuletzt Degrowth-Autor_innen wie Giorgos Kallis und Hug March. Was können wir aber besonders auch methodisch gewinnen, wenn wir unsere Suche nach neuen gesellschaftlichen Konturen und Narrativen mit den Mitteln eines science fictioning ‚for the good life‘ betreiben?

  • Urban Citizenship: Wege zu lokaler Teilhabe im Kontext von Migration

    Organisator_innen: Ilker Ataç (Wiesbaden/Wien, AT), Sarah Schilliger (Basel/Bern, CH)

    Mitwirkende: Henrik Lebuhn (Berlin), Susanne Spindler (Düsseldorf / Köln), Helge Schwiertz (Osnabrück / Hamburg), Bue Ruben Hansen (Barcelona, ES), Stefanie Kron (Berlin)

    Raum: SR 314

    Während in vielen europäischen Staaten auf nationaler Ebene in den letzten Jahren die Asyl- und Migrationsgesetzgebungen laufend verschärft und Grundrechte eingeschränkt wurden – eine fortschrittliche, migrationspolitische Transformation also gegenwärtig ziemlich blockiert ist –, zeigen sich in Städten Konturen einer Entwicklung, die konträr dazu verläuft: Insbesondere in den Kommunen und urbanen Räumen Europas und Nordamerikas sind in den vergangenen Jahren politische Visionen, aber auch konkrete Erfahrungen inklusiver Migrationspolitiken entstanden, die Fragen des Rechts auf globale Bewegungsfreiheit und soziale Rechte zusammen führen.
    Inwiefern können Städte Schauplatz für eine politische Transformation sein? Ist es möglich, auf urbaner Ebene der allgemeinen Tendenz der Abschottung und des Rassismus eine offenere, solidarischere Politik entgegenzusetzen und damit einen Ausweg aus der migrationspolitischen Sackgasse auf nationaler Ebene aufzuzeigen? Diese Frage steht im Zentrum aktueller Debatten um Urban Citizenship. In dieser Session werden alternative Konzepte und Modelle diskutiert, die in der letzten Dekade in verschiedenen Städten und ausgehend von sozialen Bewegungen elaboriert wurden.

  • Wohnen im Wandel. Urbane Transformationen zwischen Institutionalisierung und Bewegungspolitik

    Organisator_innen: Anton Brokow-Loga (Weimar), Michaela Christ (Flensburg), Jonas Lage (Flensburg), Bernd Sommer (Flensburg)

    Mitwirkende: Christian Gerlitz (Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt, Jena), Florian Schartel (Initiative Kantatenweg, Leipzig), Elodie Vittu (Recht auf Stadt, Jena)

    Raum: SR 113

    In wachsenden Städten sind immer größere Teile der Bevölkerung von steigenden Mietpreisen und Wohnungsnot, von Verdrängung und sozialer Segregation betroffen. Gleichzeitig nimmt die durchschnittliche Wohnfläche pro Kopf weiter zu, und damit auch der Flächen- und Energieverbrauch. Klar ist: Die soziale und die ökologische Frage sind hier untrennbar miteinander verbunden.
    Soziale Bewegungen machen Druck. Sie fordern ein Recht auf Wohnen, erproben alternative Eigentums- und Wohnstrukturen und beteiligen sich intensiv an politischen Debatten um zukunftsfähige Stadtentwicklung. In manchen Städten versuchen kommunale Verwaltungen und Politik, Handlungsspielräume durch Rekommunalisierung von Wohnhäusern zurückzugewinnen und durch aktive Bodenpolitik oder Konzeptvergaben die Wohnungspolitik (wieder) stärker mitzugestalten.
    In der sozial-ökologischen Forschung und auch in der Praxis werden die Perspektiven kommunaler Verwaltungen und Politik sowie die sozialer Bewegungen häufig separat betrachtet, sitzen sie doch nicht selten an unterschiedlichen Seiten des Verhandlungstisches. In dieser Fishbowl-Diskussion soll dies anders sein. Eingeladen werden je zwei Vertreter_innen aus sozialen Bewegungen und kommunaler Verwaltung/kommunaler Politik, um miteinander und mit dem Publikum über die Zukunft des Wohnens zu diskutieren.

  • Zeitwohlstand in der Arbeitswelt von Morgen

    Organisator_innen: Gerrit von Jorck (Berlin), Lorenz Erdmann  (Karlsruhe), Sonja Geiger (Berlin), Ulf Schrader (Berlin)

    Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena

    Der Wachstumsgesellschaft ist ihr positives Narrativ abhandengekommen, zugleich mangelt es jedoch noch an einem neuen Narrativ für eine Postwachstumsgesellschaft. Zeitwohlstand könnte ein solches Narrativ darstellen, welches soziale und ökologische Perspektiven integriert. Es stellt einem materiellen Wohlstandsverständnis ein immaterielles Verständnis von Wohlstand gegenüber. In diesem partizipativen Workshop werden wir Konturen eines solchen Narratives entwickeln und daraus konkrete Transformationspfade ableiten. Ziel ist es, gemeinsam mit Praktiker_innen neue Prototypen zeitpolitischer Innovationen zu entwickeln, welche die Grundlagen emanzipatorischer Gesellschaftsgestaltung bilden können. In diesem Workshop wollen wir uns gemeinsam mit Wissenschaftler_innen und Praktiker_innen fragen, wie Zeitwohlstand in der Arbeitswelt von Morgen zu realisieren ist. Dabei bauen wir auf den Erfahrungen aus dem BMBF-Projekt „ReZeitKon – Zeit-Rebound, Zeitwohlstand und nachhaltiger Konsum“ auf, in dessen Rahmen wir gemeinsam mit Unternehmen Maßnahmen betrieblicher Zeitpolitik erarbeiten und evaluieren, die zur Steigerung des Zeitwohlstands von Mitarbeitenden beitragen. 

    Beiträge:

    • Christoph Bader (Bern, CH), Hugo Hanbury (Bern, CH): Zeit für mehr Nachhaltigkeit – ökologisch verträglicher Zeitwohlstand auf der individuellen Ebene
    • Jochen Dallmer (Berlin): Macht doch was ihr wollt! Subjektives Wohlbefinden und die Verwendung von Zeit
    • Martina Heitkötter (München), Shih-cheng Lien (München): Selbstbestimmte Optionszeiten im Erwerbsverlauf
    • Klaus Mertens (Schweinfurt): Mit Schichtarbeit zu mehr Zeitwohlstand – Fallstudie ZF Friedrichshafen
    • Elena Tzara (Hamburg): Zeitwohlstand in Postwachstumsunternehmen – Fallstudie zum Premium Kollektiv

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 181 kb

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