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Lucio Baccaro (Köln): Growth Models in Europe: Which Future?
Lucio Baccaro, Prof. Dr., ist geschäftsführender Direktor am Max-Planck-Institut für GesellschaftsforschungExterner Link und Professor für Makrosoziologie an der Universität GenfExterner Link. Arbeitsschwerpunkte: Politische Ökonomie von Wachstumsmodellen, Arbeitsbeziehungen im Vergleich, globale Gerechtigkeit
Raum: Hörsaal 2
Studying "growth models" provides a privileged access to understanding both the general trajectory of capitalism and its national variants, since capitalist societies depend decisively for their reproduction on their being able to redeem expectations of material improvement. Drawing on the "growth model perspective", a new theoretical framework bringing together comparative and international political economy (Baccaro and Pontusson 2016; Baccaro, Blyth and Pontusson 2019), the presentation will provide an overview of recent growth models both before and after the crisis, and will address the question of which growth models are compatible with the current economic architecture of the Euro zone. In conclusion, the implications of a future without growth for the stability of capitalism will be considered.
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Karina Batthyány (Executive Secretary of CLACSO; Montevideo, UY): Geschlecht, Sorgearbeit und Wohlfahrt: Herausforderungen, Politiken, Spannungsverhältnisse
Karina Batthyány ist außerordentliche Professorin an der Fakultät für SozialwissenschaftenExterner Link der Universität der RepublikExterner Link (Uruguay) und aktuelle Geschäftsführerin des Latin American Council of Social SciencesExterner Link (CLACSO). Arbeitsschwerpunkte: Forschungsmethodik, Geschlechterverhältnisse
Raum: Hörsaal 2
La presentación abordará los principales desafíos en materia de cuidados en la región. Para ello, se presentará, analizará y discutirá el concepto de cuidado, el enfoque de derechos y las políticas públicas de América Latina en materia de organización social de los cuidados.
La noción de cuidado en las políticas de protección social y bienestar social se ha vuelto clave para el análisis y la investigación con perspectiva de género. Se trata de un concepto sobre el que existen varias definiciones y está aún lejos de ser una noción de consenso. Por su riqueza y densidad teórica, el cuidado es un concepto potente y estratégico, capaz de articular debates y agendas antes dispersas, de generar consensos básicos y de avanzar en una agenda de equidad de género en la región.
Los estudios de género han mostrado cómo las tareas que ocurren en el ámbito doméstico son cruciales e imprescindibles para el funcionamiento del sistema económico y para el bienestar social. Sin embargo, “los cuidados” han sido preocupación y objeto de conocimiento específico apenas en los últimos veinte años en América Latina, debido seguramente a la existencia de tensiones que derivan de los nuevos roles que las mujeres adquieren en el mercado de trabajo desde finales del siglo XX y la mayor externalización de los cuidados hacia afuera de las familias. El análisis de los cuidados pone de manifiesto la división sexual del trabajo al interior de los hogares y fuera de los mismos, visibiliza la contribución de las mujeres a la reproducción y al sostenimiento de la vida y permite un análisis crítico de los Estados de bienestar contemporáneos.
Parte importante del problema de brindar bienestar y protección social de calidad a los integrantes de una sociedad radica en una adecuada distribución de esas responsabilidades entre sus distintos miembros. La solución de este problema de distribución del cuidado ha asumido distintas formas en función del momento histórico, social, cultural y económico. Si bien estos factores han determinado que en la distribución de la responsabilidad social del cuidado hayan tenido participación distintos actores sociales como el Estado, el mercado, las familias o formas comunitarias, parte significativa de esta carga ha recaído y recae en las familias, lo que equivale a decir, en la mayoría de los casos, en las mujeres de las familias.
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Der Vortrag wird sich mit den wichtigsten Herausforderungen der Pflege in Lateinamerika befassen. Zu diesem Zweck wird das Konzept der Pflege, die rechtlichen Grundlagen und die öffentliche Politik in Lateinamerika mit Blick auf die soziale Organisation der Pflege vorgestellt, analysiert und diskutiert.
Der Begriff der Pflege in der Fürsorge- und Sozialpolitik ist zu einem Schlüsselbegriff der Geschlechteranalyse und -forschung geworden. Es handelt sich um ein Konzept, für das es mehrere Definitionen gibt, über die aber noch lange kein Konsens besteht. Da das Konzept der Pflege eine theoretische Dichte aufweist, kann es als starker und strategischer Ansatz gesehen werden, um zuvor disparate Debatten und Themen zu artikulieren, einen Grundkonsens zu erzielen und eine Agenda der Geschlechtergerechtigkeit in Lateinamerika voranzutreiben.
Geschlechterstudien haben gezeigt, dass die Aufgaben, die im häuslichen Bereich anfallen, für das Funktionieren des Wirtschaftssystems und für das soziale Wohlbefinden entscheidend und unerlässlich sind. Pflegetätigkeiten wurden jedoch erst in den letzten zwanzig Jahren in Lateinamerika ein Anliegen und Gegenstand spezifischen Wissens, wahrscheinlich aufgrund der bestehenden Spannungen, die sich aus den neuen Rollen ergaben, die Frauen seit Ende des zwanzigsten Jahrhunderts auf dem Arbeitsmarkt übernommen haben, sowie der verstärkten Auslagerung der Pflege aus dem familiären Bereich. Die Analyse von Pflegetätigkeiten zeigt die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung innerhalb und außerhalb des Haushalts, hebt den Beitrag der Frauen zur Reproduktion und Lebenserhaltung hervor und ermöglicht eine kritische Analyse der gegenwärtigen Wohlfahrtsstaaten.
Ein wichtiger Teil des Problems der Gewährleistung eines qualitativ hochwertigen Wohlfahrts- und Sozialschutzes für die Mitglieder einer Gesellschaft besteht in der angemessenen Verteilung dieser Verantwortlichkeiten auf ihre verschiedenen Mitglieder. Die Lösung des Problems der Pflegeverteilung hat je nach historischem, sozialem, kulturellem und wirtschaftlichem Moment unterschiedliche Formen angenommen. Obwohl diese Faktoren dazu geführt haben, dass verschiedene Akteure wie der Staat, der Markt, Familien oder Gemeinschaften an der Verteilung der sozialen Verantwortung für die Pflege beteiligt waren, ist ein erheblicher Teil dieser Last auf die Familien, d. h. in den meisten Fällen auf die Frauen zurückgefallen bzw. fällt auf sie zurück.
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Philipp Ther (Wien, AT): Das andere Ende der Geschichte: Vom Neoliberalismus zum Illiberalismus
Philipp Ther, Prof. Dr., ist Professor für Geschichte Ostmitteleuropas an der Universität WienExterner Link. Er leitet dort auch das Research Cluster for the History of TransformationExterner Link (RECET). Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Geschichte der Transformation seit den 1980er Jahren, Sozial- und Kulturgeschichte Ostmitteleuropas im 19. und 20. Jahrhundert
Raum: Hörsaal 1
Das Jahr 1989 führte auf globaler Ebene zu einer Hegemonie des Neoliberalismus. Das hing mit dem Ende des Staatssozialismus, dem faktischen Staatsbankrott Jugoslawiens als wichtigstem Vertreter eines „Dritten Wegs“ und dem „Washington Consensus“ zusammen, der zunächst für Lateinamerika gedacht war, dann aber als Blaupause für die Reformen im postkommunistischen Europa diente. Der Vortrag befasst sich anschließend anhand von Chile und Polen mit neoliberalen „success stories“, ihren Rückwirkungen auf den Westen und der Radikalisierung des Neoliberalismus rund um die Jahrtausendwende, die schließlich zur globalen Krise von 2008/09 führte. Die bis dahin verbreitete Annahme, dass es künftig keine Systemalternativen mehr zur freien Marktwirtschaft und zur liberalen Demokratie geben würde, hat sich als falsch erwiesen. Heute weiß man (einmal mehr), dass der Kapitalismus auch ohne Demokratie oder nur mit einer demokratischen Fassade funktionieren kann. Abschließend fragt der Vortrag nach den Zusammenhängen, Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Neoliberalismus und Illiberalismus. Die Ausgangsbasis ist dabei wie auf der gesamten Konferenz Karl Polanyis Opus Magnum „The Great Transformation“, das sich besonders gut dafür eignet, die Teloi der postkommunistischen Transformation, wie sie nach 1989 verstanden wurde, zu hinterfragen und sie als globalen Prozess mit einer längeren historischen Perspektive zu interpretieren.