Great Transformation

Vorträge mit anschließender Diskussion

Mittwoch, 25. September 2019
Great Transformation
Foto: Sarah Cords

18.00 – 20.00 Uhr

  • Klasse als Schicksal?

    Raum: Hörsaal 1

    • Rahel Jaeggi (Berlin): Lebensformen im Konflikt
    • Andreas Reckwitz (Frankfurt (Oder)): Die Drei-Klassen-Gesellschaft der Spätmoderne und der Aufstieg der neuen Mittelklasse

    Vortragsabstractpdf, 33 kb

  • Welche Soziologie benötigt eine Gesellschaft im Umbruch?

    Raum: Hörsaal 3

    Hartmut Esser (Mannheim): Welche Soziologie? Situationslogik als soziologische Methode

    Angesichts einiger aktueller Debatten über die methodologischen Grundlagen der Soziologie behandelt der Vortrag die Frage, ob es einen Kern der soziologischen Vorgehensweise gibt, der sie von allen anderen mit gesellschaftliche Prozessen befassten Disziplinen unterscheidet und darin bei aller Spezialisierung und Ausdifferenzierung eine gemeinsame, die unterschiedlichen Paradigmen und Ansätze auch übergreifende Orientierung finden kann. Die Grundhypothese ist, dass es diese Perspektive in der sog. situationslogischen Methode gibt. Das Konzept geht davon aus, dass sich alle sozialen Prozesse aus dem Zusammenspiel von situationsorientiertem, interaktiv verbundenem Handeln und den daraus entstehenden, oft so nicht intendierten strukturellen Folgen ergeben, die sich zu Ketten typischer Abläufe zusammenschließen können, die – unter gewissen Bedingungen – den Anschein von „Gesetzen“, systemischen Eigendynamiken oder erratischer Komplexität erwecken können, was aber über die analytisch-empirische Zerlegung der Einzelschritte analytisch aufgedeckt und erklärt werden kann. Die theoretischen Vorstellungen und Beiträge u.a. von de Tocqueville, der Schottischen Moralphilosophie bzw. der klassischen Ökonomie um Ricardo oder Smith, bei Marx, Durkheim, Weber, Elias, Popper, Thomas, Mead, Schütz, Berger&Luckmann, Merton, Habermas, Bourdieu oder Boudon, Olson, Hirsch und Hirschman, Coleman oder Gambetta und – in einer speziellen Form - die gesamte Ökonomie mit ihren Marktmodellen und solchen der strategischen Interaktion immer schon, eint diese Grundorientierung, explizit wie implizit, und selbst Konzeptionen, die diese Idee dezidiert abwehren wollen, wie die soziologischen System-, Kommunikations- oder Praxistheorien, lassen sich – meist: mühelos – darüber rekonstruieren. Die Perspektive einer inzwischen nach etwa 150 Jahren Streit um die Methoden in der Soziologie gut über vermeidbare Fehler und allerlei Unmöglichkeiten informierten, in Theoriebildung und empirischer Forschung dadurch auch deutlich gereiften, jedenfalls nicht immer noch bloß „jungen“ und selbstgewählt-marginalen, analytisch-empirisch vorgehenden und gleichzeitig paradigmenübergreifenden Soziologie bis hin zu einer „Einheit der Sozialwissenschaften“ bilden den Hintergrund der Ausführungen.

    Diskutant_innen: Nicole Burzan (Dortmund), Hans-Peter Müller (Berlin)

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