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Abfall durchdenken. Ein Versuch der kritischen Erweiterung der Postwachstumsdebatte
Organisator_innen: Kathrin Eitel (Frankfurt am Main), Stefan Laser (Kassel), Nicolas Schlitz (Graz)
Mitwirkende: Kati Fröhlich (Jena), Josh Lepawsky (St. John’s, CA), Yusif Idies (Münster), Gabriel Weber (Bourdeaux, FR)
Raum: SR 315
Der Prämisse folgend, dass Abfall immer Teil des Lebens und Wirtschaftens ist, wird die Frage fokussiert, wie Abfall produziert und eingehegt wird und wie dies mit dem zeitgenössischen Kapitalismus und der Vorstellungen einer Postwachstumsgesellschaft verstrickt ist. Mit Rückgriff auf Einsichten der waste und discard studies bzw. der Abfallstudien werden hierbei drei verschiedene Sichtfelder auf das Phänomen Abfall eröffnet und ein Perspektivwechsel angeregt, der die Postwachstumsdebatte bereichern soll.
Erstens kann die Ökonomie bzw. das Ökonomische neu gedacht werden, indem ein Augenmerk auf Materialität und Energie gelegt wird, wodurch einerseits ersichtlich wird, dass nicht Knappheit, sondern Überproduktion als zentrales Merkmal des Kapitalismus hervorsticht. Andererseits verweisen die Abfallstudien hier auf die infrastrukturelle Arbeit, die die Stabilität des Systems ermöglicht, wie das bspw. bei Reparaturarbeiten der Fall ist, die oft von marginalisierten sozialen Gruppen getragen werden. Zweitens diskutiert das Panel politische Aushandlungsprozesse. Konzepte wie die der Grünen Ökonomie oder der Kreislaufwirtschaft werden kritisch eingeordnet, bevor das Potenzial von Abfall für Postwachstumstheorien hervorgehoben wird. Drittens besprechen wir auch die Aufhebung gängiger Natur-Kultur Dichotomien, die am Beispiel des Abfalls in Relationalität zu seiner Umwelt hinterfragt werden können.
Gerahmt ist das Panel durch kurze Inputs von Forscher_innen und Aktivist_innen, die in einem World Café münden, das durch seine partizipative Ausrichtung den Raum für neue Ideen und Konzepte zum Umgang mit Müll in einer Postwachstumsgesellschaft diskutiert. -
Das Format der Kolleg-Forschungsgruppen – ein Erfahrungsaustausch
Organisator_in: DFG-Kollegforscher_innengruppe ›Postwachstumsgesellschaften‹ (Jena)
Mitwirkende: Hartmut Rosa (DFG-Kollegforscher_innengruppe ›Postwachstumsgesellschaften‹, Jena), Eckard Kämper (DFG, Bonn), Christoph Kleine, Monika Wohlrab-Sahr (Kolleg-Forschungsgruppe ›Multiple Secularities: Beyond the West, Beyond Modernities‹, Leipzig), Sighard Neckel (Kolleg-Forschungsgruppe ›Zukünfte der
Nachhaltigkeit‹, Hamburg)Raum: SR 113
Als die Kollegforscher_innengruppe ›Postwachstumsgesellschaften‹ im Herbst 2011 ihre Arbeit aufnahm, war das Format der Kolleg-Forschergruppe ein relativ neues Instrument der Deutschen Forschungsgemeinschaft zur Förderung der Sozial- und Geisteswissen-schaften. Inzwischen existieren eine Reihe Kolleg-Forschungsgruppen an Universitäten in ganz Deutschland. Das bevorstehende Ende der Jenaer Gruppe bietet den Anlass, mit Direktor_innen bestehender Kolleg-Forschungsgruppen und dem für die Soziologie zuständigen Programmdirektor der DFG, über das Format als solches zu diskutieren. Erste Fragen, die im Panel thematisiert werden sollen, sind: Was stärkt, was behindert die erfolgreiche Forschungsarbeit einer Kolleg-Forschungsgruppe und wie können die intellektuellen Potentiale von Kolleg-Forschungsgruppen am besten genutzt werden? Was hat sich bei der Umsetzung des Gastwissenschaftler_innenprogramms bewährt? Auf welche Weise können Nachwuchswissenschaftler_innen eingebunden werden und im Rahmen der Gruppe in ihren Qualifizierungsarbeiten unterstützt werden? Und nicht zuletzt soll die Frage aufgeworfen werden: Sind Kolleg-Forschungsgruppen eine geeignete Plattform für „Public Sociology“?
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Die Re-Figuration der Räume. Transformation, Konflikt und die Zukunft moderner Gesellschaften
Organisator_innen: Martina Löw (Berlin), Hubert Knoblauch (Berlin)
Raum: SR 206
Denkt man an die Globalisierung der Finanzwirtschaft und des Handelns, den Ausbau überstaatlicher politischer Institutionen, die Proliferation transnationaler NGOs und die skalenübergreifende (vom Körperinneren, der Interaktion und dem Haushalt bis zum Weltraum) Ausbreitung kommunikationstechnologischer Infrastrukturen bis hin zu massenhaften Mobilitätsbewegungen in Form von Tourismus oder Migration – alle diese Phänomene weisen räumliche Tendenzen zur Heterogenisierung und Entgrenzung auf. Unter dem Titel der Re-Figuration wollen wir aber auch über jene Transformationen sprechen, die sich in einer entgegengesetzten Richtung bewegen und zur Homogenisierung und (Wieder-)Begrenzung führen. Dazu gehören die Formen des neuen Regionalismus, des ökonomischen Nationalismus, des religiösen Fundamentalismus oder der rechten populistischen Bewegungen, die sich mittlerweile nicht mehr nur in ideologischen Diskursen äußern, sondern politisch institutionalisieren und in materieller Weise räumlich niederschlagen, wie etwa in den neuen Grenzen, Mauern und Zäunen. Mit dem Begriff der Re-Figuration beziehen wir uns auf jene spezifischen räumlichen Ausdrucksformen, die sich aus dieser Spannung ergeben und den Raum der „Zukunft moderner Gesellschaften“ gestalten. Eingeladen sind Beiträge, die sich theoretisch oder empirisch mit den divergenten Raumkonstruktionen der Gegenwart beschäftigen oder diagnostisch den Schwerpunkt auf die Ausbildung neuer räumlicher Figurationen richten.
Beiträge:
- Klaus Dörre (Jena): Sozialökologische Transformationskonflikte in der Lausitz
- Hubert Knoblauch (Berlin), Martina Löw (Berlin): Transformation und Refiguration von Räumen
- Silke Steets (Leipzig): Fixing Up Waco, TX: Religion und Re-Figuration von Räumen
- Manuela Boatcă (Freiburg im Breisgau): Vergessene Europas: Re-Figurationen und (Re)Konfigurationen
- Johanna Hoerning (Berlin), Gunter Weidenhaus (Berlin): Die Erfindung des Globalen
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Extractivismo en América Latina: Contradiciones y dinámicas actuales
Organisator_innen: Johanna Sittel (Jena), Stefan Schmalz (Jena)
Raum: SR 209
La exportación de materias primas y productos agrícolas ha sido tradicionalmente considerada como el motor de crecimiento más importante de América Latina. En muchos países, sin embargo, el crecimiento económico está disminuyendo drásticamente y el modelo de desarrollo basado exclusivamente en la exportación de materias primas en muchos lugares está en crisis. Las economías de América Latina, que se basan en el extractivismo, se enfrentan cada vez más a las graves consecuencias sociales y ecológicas de este modelo de desarrollo. El objetivo de este panel es descubrir las contradicciones y las dinámicas actuales del extractivismo en América Latina e discutir posibles alternativas. ¿Cuáles son los efectos socio-ecológicos del extractivismo? ¿Cómo cambian las estrategias de los actores relevantes? ¿Y cuales desarrollos actuales y perspectivas de futuro se puede identificar -también en el contexto de la dinámica política actual? Estas preguntas serán exploradas en dos contribuciones más conceptual-críticas de Maristella Svampa y Ulrich Brand. Luego se las discutirán en base de casos empíricos ejemplares de Argentina (Anne Tittor) y Chile (Georg Jochum; Jakob Graf/Anna Landherr).
Beiträge:
- Georg Jochum (München): Ocean grabbing en el nombre de la sustentabilidad: La captura extractiva del mar en las pesquerías chilenas
- Jakob Graf (Jena), Anna Landherr (München): ¿Poder territorial en disputa? El caso de la industria forestal en la Araucanía chilena
- Maristella Svampa (La Plata, AR): La exacerbación del neoextractivismo en América Latina. Del fin de ciclo progresista al giro conservador
- Ulrich Brand (Wien, AT): Post-Extractivismo y Descrecimiento: ¿Dos caras de la misma moneda?
- Anne Tittor (Jena): Extractivismo agrario en Argentina: Expansión de la soja y consecuencias socio-ambientales
- Kommentator_in: Jorge Rojas Hernández (Concepción, CL)
Achtung: Das Panel findet auf Spanisch statt. Es wird eine Flüsterübersetzung ins Deutsche angeboten. (Atención: El panel se llevará a cabo en español, pero para aquellos que no hablan español ofrecemos una traducción susurrada al alemán.)
Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 97 kb
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Der Export von Rohstoffen und Agrarprodukten galt in Lateinamerika traditionell als bedeutendster Wachstumsmotor. In vielen Ländern ist das Wirtschaftswachstum heute jedoch stark rückläufig und das rein auf Rohstoffexport basierende Entwicklungsmodell befindet sich vielerorts in der Krise. Die zu großen Teilen auf Extraktivismus basierenden Ökonomien Lateinamerikas werden zunehmend mit den gravierenden sozialen und ökologischen Folgen dieses Entwicklungsmodells konfrontiert. Ziel der Veranstaltung ist es, die Widersprüche und aktuellen Dynamiken des Extraktivismus in Lateinamerika herauszuarbeiten und dabei auch mögliche Alternativen zu diskutieren. Welche sozialökologischen Effekte hat der Extraktivismus? Wie verändern diese die Strategien der relevanten Akteure? Und welche aktuellen Entwicklungen sowie zukünftige Perspektiven lassen sich dahingehend – auch vor dem Hintergrund aktueller politischer Dynamiken – feststellen? Diesen Fragen wird in zwei eher konzeptionell-kritischen Beiträgen von Maristella Svampa und Ulrich Brand nachgegangen. Im Anschluss werden sie anhand exemplarischer empirischer Fallstudien aus Argentinien (Anne Tittor) und Chile (Georg Jochum; Jakob Graf/Anna Landherr) diskutiert.
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Finanzmärkte: Stolpersteine auf dem Weg zu Postwachstumsgesellschaften?
Organisator_innen: Andreas Folkers (Gießen), Sebastian Giacovelli (Gießen), Andreas Langenohl (Gießen), Jürgen Schraten (Gießen), Carola Westermeier (Amsterdam, NL)
Raum: UHG (Fürstengraben 1), HS 146
Welche Hindernisse legen Finanzmärkte und die finanzialisierte Wirtschaft einer umfassenden sozial-ökologischen Transformation der Gesellschaft in Richtung auf eine Postwachstumsgesellschaft in den Weg? In der sozialwissenschaftlichen Finanzmarktforschung gilt es als Allgemeinplatz, dass finanzielle Logiken der Profitgenerierung in die Zukunft vorgreifen, beispielsweise durch die Verengung zukünftiger Kontingenzen auf bepreisbare Wertentwicklungsszenarien. In diesem Forum soll der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit diese charakteristische Zukunftsorientierung der Finanzmärkte Entfaltungspotenziale postwachstumsorientierten Wirtschaftens hemmt oder gar verstellt. Beispielsweise wäre an folgende Problematiken zu denken: Karbonemissionsmärkte, die zu nachhaltigen Produktionsformen ermuntern sollen, zugleich jedoch kurzfristige Gewinnmitnahmen ermöglichen; digitale Bezahlsysteme und Konsumentenkredite, die die Illusion erhöhter Liquidität erzeugen und systematisch die zukünftigen Spielräume breiter Bevölkerungsschichten verengen; ‚Disaster bonds‘, die Prämien ausschütten, die der Absicherung von Industrien dienen, welche zum Eintreten der ökologischen Katastrophen, gegen die sie sich somit versichern, beitragen; oder die Umdeklarierung von Finanzmärkten zu ‚kritischen Infrastrukturen‘, wodurch die Kontinuierung und ‚Rettung‘ Finanzmärkte selbst dem Prädikat der ‚Nachhaltigkeit‘ subsummiert werden. Diese und weitere Indizien für eine, wenn man so will, ‚Zukunftsnahme‘ der Finanzwirtschaft sollen auf dem Forum zum Gegenstand der Diskussion werden.
Beiträge:
- Andreas Folkers (Gießen), Sebastian Giacovelli (Gießen), Andreas Langenohl (Gießen), Jürgen Schraten (Gießen), Carola Westermeier (Amsterdam, NL): Einführung in die Thematik
- Lisa Knoll (Hamburg): Risikopraktiken im Sparkassen- und Versicherungssektor in Zeiten von Postwachstum
- Barbara Brandl (Frankfurt am Main): Finanzinnovationen als zentrale Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum?
- Elena Hofferberth (Leeds, GB): Social-ecological definancialisation – Necessary transformation(s) of money and finance on the way to a post-growth society
- Manuel Schulz (Jena): Gesellschaftliche Transformation als eine vergangene Zukunft? Finanzialisierung und die temporalstrukturellen Ketten einer selbstverschuldeten Unmündigkeit
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Gespannte Arbeits- und Geschlechterverhältnisse im Marktkapitalismus: zwischen Emanzipation und Ausbeutung
Organisator_innen: Karina Becker (Jena), Kristina Binner (Linz, AT), Fabienne Décieux (Linz, AT)
Raum: SR 306
Dass sich Arbeits- und Lebenswelten und damit zusammenhängend Geschlechterverhältnisse im Wandel befinden, ist mittlerweile sowohl in der Frauen- und Geschlechterforschung als auch in der Arbeits- und Industriesoziologie ‚state of the art‘. Die Beobachtung von Tendenzen einer tiefgreifenden sozialstrukturellen und ökonomischen Transformation zu einer marktkapitalistischen Gesellschaft, wird von VertreterInnen beider Disziplinen diagnostiziert. Die geplante Session soll einen Beitrag zu der darin aufscheinenden Annäherung zwischen der Frauen- und Geschlechterforschung und der Arbeits- und Industriesoziologie seit den 1990er Jahre leisten. Denn Blick und Blickrichtung auf den Zusammenhang von Arbeit, Geschlecht und Gesellschaft und die damit verbundenen Interpretationen, Gewichtungen und Bezugnahmen auf Branchen und (Arbeits-)Bereiche sind noch immer unterschiedlich.
Vor diesem Hintergrund wollen wir mit der Session einen Beitrag zu den folgenden Zielen leisten: Erstens soll die empirische Vielfalt und die damit verbundene Varianz der gespannten Arbeits- und Geschlechterverhältnisse zum Ausdruck kommen, um die Qualität und Intensität des Wandels ermessen zu können und um zu schauen, ob man in diesem Kontext von einer Transformation sprechen kann. Zweitens sollen die beobachtbaren Entwicklungen in den Arbeits- und Geschlechterverhältnissen theoretisch-analytisch interpretiert werden. Damit wird drittens beabsichtigt, durch die Bezugnahmen auf unterschiedliche, aktuell diskutierte Theorieströmungen die Theoriebildung mittels feministischer Perspektiven voranzutreiben. Viertens soll mit der Session ein Beitrag zur allgemeineren Zeitdiagnose geleistet werden.Beiträge:
- Mascha Will-Zocholl (Wiesbaden), Eva Clasen (Hannover): Ingenieurinnen@work: Geschlechterperspektiven auf die Digitalisierung der Arbeitswelt am Beispiel von Wissensarbeit in Forschung und Entwicklung
- Julia Gruhlich (Paderborn): Wenn Männer sagen ›Ich will vom Leben noch was haben‹ – Geschlecht als Ressource für eigensinnige Grenzziehungen in der Erwerbsarbeit
- Jule Westerheide (Duisburg-Essen): Weibliche Angestellte erheben Einspruch – Genderspezifische Konflikte um Leistungsbewertung in der Sekretariatsarbeit
- Yalcin Kutlu (Stuttgart), (Ko-Autorin Fabienne Décieux): Nicht repräsentierte Interessen? Sorge und feminisierte Interessen in Gewerkschaften / industriellen Beziehungen
- Virginia Kimey Pflücke (Cottbus-Senftenberg): Arbeiterinnen einer anderen Klasse? Von der Marginalisierung zur Gleichstellung bezahlter Haushaltsarbeit in Uruguay
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Great Transformation im Hochschulbereich? Welche Auswirkungen haben Hochschulexpansion und -reformen der vergangenen Jahrzehnte auf Chancen- und Ergebnis(un)gleichheiten?
Organisator_innen: Kathrin Leuze (Jena), Markus Lörz (Hannover)
Raum: SR 208
Sowohl die Bildungsexpansion mit ihrer Entwicklung hin zur Massenuniversität als auch die enormen institutionellen Veränderungen im Rahmen des Bologna Prozesses könnten als jüngste Umbrüche der deutschen Hochschullandschaft gedeutet werden. Im Plenum möchten wir untersuchen, welche Konsequenzen diese Umbrüche für die Produktion und Reproduktion sozialer Ungleichheiten nach sozialer Herkunft, Geschlecht, Ethnizität und deren Intersektionalität haben. So hatten im Hochschulbereich sowohl die Bildungsexpansion als auch Bologna Reform unter anderem zum Ziel, die Hochschulen auch für traditionell bildungsferne Gruppen zu öffnen. Allerdings bestehen trotz Expansion und verbesserten Zugangsmöglichkeiten zu höherer Bildung weiterhin soziale Ungleichheiten im Hochschulbereich. Zudem sollten diese Transformationen im Hochschulbereich auch Auswirkungen auf die Arbeitsmarkterträge von Hochschulabsolvent*innen haben, da ein Wandel der Arbeitsbeziehungen und Arbeitsprozesse meist eng verbunden ist mit veränderten Bedingungen im Bildungsbereich. Das Forum soll sich vor diesem Hintergrund erstens mit der Frage beschäftigen, in welcher Weise sich im Zuge der Expansions- und Differenzierungsphase soziale Ungleichheiten im Hochschulbereich entwickeln (Chancen(un)gleichheit) und wie sich die veränderten Bedingungen im Hochschulbereich auf die Erträge von Hochschulbildung und damit die Prozesse der Reproduktion sozialer Ungleichheit im Arbeitsmarkt auswirken (Ergebnis(un)gleichheit).
Beiträge:
- Antonia Kupfer (Dresden): Aktuelle Ausprägungen der Reproduktion sozialer Ungleichheiten in und durch Hochschulen
- Katja Klebig (Halle): Elitestudiengänge in Bayern. Soziale Ungleichheit und die ›passenden‹ Bewerber_innen
- Christian Friedrich (Hannover), Sebastian Lang (Hannover), Ulrike Schwabe (Hannover): Früher Arbeitsmarkterfolg von Hochschulabsolvent_innen in Deutschland: Macht der Exzellenzstatus einer Universität den Unterschied?
- Markus Lörz (Hannover), Kathrin Leuze (Jena): Der Masterabschluss als neues Distinktionsmerkmal? Konsequenzen der Studienstrukturreform für herkunftsbedingte Arbeitsmarktungleichheiten
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Grundeinkommen – was soll das? Eine Forderung im Zwielicht zwischen neoliberaler Zumutung und menschenrechtlicher Freiheit
Organisator_innen und Mitwirkende: Michael David (Berlin), Franz Segbers (Marburg)
Raum: SR 317
„Das Grundeinkommen“: medial und politisch heiß diskutiert. Jede bekommt, was sie braucht. Schluss mit Kontrollen! Der Sozialstaat: zu kompliziert. Vereinfachen, entbürokratisieren! Darum: Das Gleiche für alle. Bedingungslos.
Aber: Was wird diskutiert? Was bedeutet dieser Diskurs? Sind wir frei, ohne Rahmenbedingungen und Rechtsansprüche neu über die Ausgestaltung des Sozialstaats zu entscheiden? Ist es gerecht und emanzipativ, jedem dasselbe zu geben?
Bemerkenswert: Gefordert wird „das Grundeinkommen“ von ansonsten konträren politischen Lagern. Wissenschaftler*innen, sozial Bewegte, Personen aus der Selbstorganisation wollen „das“ Grundeinkommen. Was ist „das“ Grundeinkommen? Wer spricht warum darüber?
Der Widerspruch Sanktionen: Erwerbslosen Menschen, die Vorgaben der Jobcenter nicht einhalten, wird das Existenzminimum entzogen. Wer wegen einer Straftat in Haft kommt, bekommt Nahrung, Kleidung und Unterkunft. Warum ist das so?Prof. Franz Segbers, Sozialethik, Marburg, und Michael David, Sozialpolitik gegen Armut und soziale Ausgrenzung, Diakonie Deutschland, Berlin, fragen: Was soll ein „Grundeinkommen“ bewirken? Was ist das Problem, das mit dem Grundeinkommen gelöst werden soll? Was wird aus dem Sozialstaat und sozialstaatlichen Hilfesystemen, wenn es ein Grundeinkommen gibt?
Beiträge:
- Michael David (Berlin): Impulsvortrag: Existenzsicherheit – Grundeinkommen,
Grundsicherung, Sozialversicherung. Bericht aus dem Projekt ›Grundeinkommen‹ der Diakonie Deutschland - Franz Segbers (Marburg): Impulsvortrag: Grundeinkommen: Modelle, Bewertungsmaßstäbe
- Michael David (Berlin): Impulsvortrag: Existenzsicherheit – Grundeinkommen,
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Gutes Leben, geiles Leben. Zur Attraktivität und Dialektik (nicht-)nachhaltiger Lebensweisen
Organisator_innen: Michael Deflorian (Wien, AT), Margaret Haderer (Wien, AT), Daniel Hausknost (Wien, AT), Karoline Kalke (Wien, AT)
Raum: UHG (Fürstengraben 1), HS 145
Die sozialwissenschaftliche Transformationsforschung hat unlängst den Begriff der Lebensweise ins Zentrum gestellt. Dabei werden etwa eine „imperiale Lebensweise“ oder ein „Externalisierungshabitus“ festgestellt und ein „gutes Leben“ skizziert, das universell gerecht und damit normativ wünschenswert ist. Unterbelichtet ist bisweilen die affektive Dimension der dominanten nicht-nachhaltigen Lebensweise. Diese scheint auch deswegen so attraktiv zu sein, weil sie „dionysische“ Gefühlszustände ermöglicht: Begeisterung, Entgrenzung, Rausch, Übermacht, Ekstase. Mit anderen Worten, die nicht-nachhaltige Lebensweise ist „geil“. Und diese Attraktivität wird nur selten dadurch gemildert, dass sie mittlerweile fragwürdig geworden ist. Gerade der value-action gap in den post-materiellen Milieus legt nahe, dass das „gute Leben“ und das „geile Leben“ für viele wie zwei Seelen in einer Brust existieren. Ziel dieses Forums ist es, das dialektische Verhältnis zwischen den beiden Lebensweisen entlang der Moderne zu erörtern. So hat in der Vergangenheit der fordistische Kompromiss zu einer Verallgemeinerung des „geilen Lebens“ geführt. Heutzutage werden unterschiedliche Wege gesucht, um Konflikte zwischen nicht-nachhaltigem Genuss und nachhaltigem Lebenswunsch zu bewältigen. Und für die Zukunft stellt sich die Frage, ob Erlebnisse der Ausgelassenheit nicht auch fester Bestandteil eines „guten Lebens“ sein müssen, wie etwa die Idee von „dépense“ verspricht.
Beiträge:
- Michael Deflorian (Wien, AT), Margaret Haderer (Wien, AT), Daniel Hausknost (Wien, AT), Karoline Kalke (Wien, AT): Gutes Leben, geiles Leben. Das Subjekt zwischen dem Wunsch nach Nachhaltigkeit und dem Reiz des Nicht-Nachhaltigen
- Adrian E. Beling (Buenos Aires, AR), Verena Kraß (Berlin): Making the good ›geil‹ again. Von den Grenzen der liberalen politisch-philosophischen Tradition hinsichtlich der Gestaltung eines lebenswerten Anthropozäns und seinen (gelebten) Alternativen
- Franziska Meinherz (Lausanne, CH), Claudia R. Binder (Lausanne, CH): Pendeln als Auszeit: Müssen, Dürfen und Sollen in der Pendlermobilität
- Mundo Yang (Siegen): Lebensstilbasiertes Umweltengagement als kulturell-materielle Subversion
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Migration in der (Post-)Wachstumsgesellschaft
Organisator_innen: Christine Schickert (Jena), Ludger Volmer (Berlin)
Mitwirkende: Judith Altrogge (Basel, CH / Freiburg im Breisgau), Marcus Engler (Berlin), Miriam Müller-Rensch (Erfurt), Jochen Oltmer (Osnabrück)
Raum: SR 314
Nach UN-Angaben leben heute ca. 260 Millionen Menschen nicht in dem Land, in dem sie geboren sind. Obwohl sich der Anteil der weltweit grenzüberschreitend Migrierenden kaum verändert und Geflüchtete oft entweder innerhalb des eigenen Landes als Binnenvertriebene oder in den Nachbarländern des Globalen Südens leben, nahm in den Jahren 2015 bis 2017 die kontinentale überschreitende Migration nach Europa deutlich zu. Im Zuge dessen entbrannten wissenschaftliche und gesellschaftspolitische Debatten über die Regulierung von Zuwanderung in Deutschland und der EU.
Ein Grund für die Heftigkeit der Debatte kann auch in den niedrigen ökonomischen Wachstumsraten der alten kapitalistischen Zentren gesehen werden, die zunehmende Verteilungskämpfe befeuern. Wie aber können neue Strategien und Ideen für den Umgang mit hoch umstrittenen Migrationsbewegungen in Gesellschaften Europas und Nordamerikas aussehen, die zum Teil nicht nur superdivers sind, sondern in denen zunehmend auch über eine weitreichende Öffnung gegenüber qualifizierter Zuwanderung diskutiert wird?
Mit den Referent_innen soll — nach einem ersten Überblick über allgemeine Trends sowie Hintergründe, Motivationen und Bedingungen für Migration — aus verschiedenen Blickwinkeln und regionalen Foci diskutiert werden, welche Regelungsbedarfe und -möglichkeiten bestehen und welche neuen Ideen und Impulse die (deutsche) Debatte brauchen könnte. Jochen Oltmer wird dabei über 'Europa und die globalen Migrationsverhältnisse' sprechen, Miriam Müller-Renschs Beitrag trägt den Titel 'Global – National – Lokal: Konflikt & Migration als „glokale“ Effekte von Ungleichheit (Perspektive arabisch-islamische Welt/MENA-Region und Europa)'.
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Nachhaltige Ungleichheiten
Organisator_innen: Natalia Besedovsky (Hamburg), Marco Hohmann (Hamburg), Martina Hasenfratz (Hamburg), Timo Wiegand (Hamburg)
Ort: UHG (Fürstengraben 1), HS 144
Nachhaltigkeit richtet sich neben den Fragen des Ressourcenverbrauchs zunehmend auch auf die damit verbundene Sozialstruktur, national wie global. Wie sich diese Forderung auf die existierenden Strukturen sozialer Ungleichheit auswirkt, ist bislang offen. Dabei können schon heute deutungsstarke Interessen und Akteure in sozialen, politischen und ökonomischen Machtpositionen identifiziert werden, die für gültige Interpretationen von Nachhaltigkeit entscheidend sind. Das Panel geht den daraus entstehenden Vertiefungen gegenwärtiger und den Spuren neuer Ungleichheitsmuster nach und fragt wie diese mit der Leitidee Nachhaltigkeit verbunden sind.
Beiträge:
- Natalia Besedovsky (Hamburg), Marco Hohmann (Hamburg): Die Vereinnahmung von Nachhaltigkeit durch Finanzmarktakteure
- Timo Wiegand (Hamburg): Ungleiche Ökonomien. Gesellschaftliche Klassifikationen als Scharnier zwischen Kapitalismus und Nachhaltigkeit
- Martina Hasenfratz (Hamburg): Menstruation als Umweltproblem? Moralische Kämpfe um eine elementare Alltagspraktik
- Johanna Weselek (Heidelberg): Bildung für nachhaltige Entwicklung als Distinktionsmerkmal
- Yvonne Franke (Göttingen): Nachhaltige Ungleichheiten durch nachhaltige Gestaltung agrarischer Wertschöpfungsketten?
- Laurenz Bub (Salzburg): Effektiver Umweltschutz oder Expansion des Kapitals? Eine kritische Perspektive auf Nachhaltigkeitsstrategien am Beispiel der sozial-ökologischen Implikationen der Mobilitätswende
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Naturbegriffe und -beziehungen in und jenseits der Wachstumsgesellschaft
Organisator_innen: Peter Schulz (Jena), Jörg Oberthür (Jena)
Raum: SR 207
Die Art der begrifflichen und praktischen Beziehungen zum Natürlichen ist in den modernen Gesellschaften untrennbar mit dem Wachstumsparadigma verbunden, selbst da, wo diese Beziehungen gegensätzliche Form annehmen. Sowohl der naturalistisch-instrumentelle Begriff von Natur und sein instrumenteller Technikbegriff als auch sein romantisch-expressives Gegenparadigma und die Idealisierung von Natur als Singular und normative Instanz – inklusive der mit dieser einhergehenden Technikskepsis – sind spezifisch moderne Vorstellungen, die in engem Zusammenhang mit dem Wachstumsparadigma der Moderne stehen. Vor diesem Hintergrund soll in Blick genommen werden, wie verschiedene Naturbegriffe und -beziehungen mit dem Wachstumsparadigma verknüpft sind und welche Schlüsse davon ausgehend möglich sind, um gesellschaftliche Naturverhältnisse jenseits des Wachstumszwangs auf den Begriff zu bringen.
Beiträge:
- Jörg Oberthür (Jena): Einleitung
- Martin Hauff (Frankfurt am Main): Die Komplexität der Natur und das Wachstumsparadigma
- Solveig Selzer (Jena): Verantwortung für, Resonanz mit, Sorge um die Natur. Drei Naturbeziehungskonzepte und ihre Kritik am Wachstumszwang
- Daniela Russ (Bielefeld): Stasis als Experiment: Zur Ermöglichung nicht-wachsender Energiesysteme
- Stefan Knauß (Erfurt): Intrinsisch wertvoll und interkulturell verschieden – Rechtliche Naturbegriffe im Anthropozän
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Nur ein Sturm im Wasserglas? Zum transformativen Potenzial von Gleichstellungspolitik
Organisator_in: Urs Lindner (Erfurt)
Raum: SR 316
Seit ihrer Entstehung begleitet Gleichstellungspolitiken die Skepsis, dass sie eigentlich nicht viel ändern. Die Zusammensetzung der Eliten, so die Kritik, würde etwas vielfältiger – ein paar mehr Frauen und Angehörige von Minderheiten – und das war’s: Die zugrundeliegenden Ungleichheitsstrukturen und -mechanismen bleiben davon unberührt. Es handle sich, wie Nancy Fraser es einmal für die US-amerikanischen Politiken von affirmative action ausgedrückt hat, um „surface reallocations again and again“, die zudem noch Gefahr laufen, starre Gruppenidentitäten zu reproduzieren.
Auf der anderen Seite scheinen die Erfolge des „Verbandsfeminismus“ beträchtlich: Gleichstellungspolitiken haben Organisationskulturen durchaus verändert. Die gestiegene politische Repräsentation von Frauen geht tatsächlich mit Politiken einher, die stärker auf die Belange von qua Geschlecht und Sexualität benachteiligten Menschen ausgerichtet sind (was die Vermutung nahelegt, dass es doch einen Zusammenhang zwischen ‚deskriptiver‘ und ‚substanzieller Repräsentation‘ gibt). Maßnahmen wie Elternzeit und Elterngeld haben (vor allem auf symbolischer Ebene) massive Auswirkungen auf die geschlechtliche Arbeitsteilung. Und die derzeitige Verschiebung in der normativen Begründung, von Chancengleichheit zu gleicher Teilhabe, stellt etablierte Grenzen zwischen dem Privaten und dem Politischen infrage.
Ziel des Panels ist es, das transformative Potenzial von Gleichstellungspolitik, ebenso wie ihre Grenzen, systematisch zu diskutieren. Welche Ungleichheitsmechanismen können ihre Maßnahmen überhaupt treffen und wie wirken sie dabei? Was sind die Möglichkeiten rechtlicher Instrumente, welche Nebenfolgen haben diese? Wie sollten Gleichstellungspolitiken normativ gerechtfertigt werden? Indem das Panel soziologische, juristische und philosophische Perspektiven versammelt, wird nicht nur der Ist-Zustand der Gleichstellungspolitik kritisch beleuchtet, sondern auch überlegt, wie weit sie, unter dafür günstigen Bedingungen, überhaupt reichen kann.
Beiträge:
- Annette von Alemann (Duisburg-Essen): Gleichstellungspolitik aus soziologischer Perspektive
- Urs Lindner (Erfurt): Transformative Gleichheit. Zur normativen Rahmung von Gleichstellungspolitik
- Nina Steinweg (Köln): Recht als Motor für Transformation? – Potenziale, Effekte und Herausforderungen von Gleichstellungspolitiken in der Personalauswahl
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Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl (Teil 1)
Organisator_innen: Jana Holz (Jena), Lilian Pungas (Jena), Matthias Schmelzer (Jena / Leipzig)
Raum: Hörsaal 8
Die Session „Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl“ knüpft an sozialwissenschaftliche Debatten um die Bedeutung der Verfügbarkeit und der Verwendungsweisen fossiler Energieträger sowie über Voraussetzungen und Folgen von energy transitions an. Ausgehend davon wird nach den sozialen Bedingungen und den möglichen gesellschaftlichen Konsequenzen eines Wechsels der Energiebasis weg von fossilen und hin zu erneuerbaren und biobasierten Quellen gefragt – und zwar im Hinblick auf gesellschaftliche Macht-, Ungleichheits- und Mentalitätsstrukturen.
Die von den beiden Nachwuchsgruppen BioInequalities und flumen (BMBF) organisierte Session „Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? Konturen des Sozialen nach Kohle und Öl“ ist als Doppelsession konzipiert. Der erste Teil findet am 25. September unter „Felder der Transformation“, der zweite Teil am 26. September unter „Konturen der Postwachstumsgesellschaft“ statt.
Teil I der Doppelsession (25. September) diskutiert aus einer primär wissenschaftlichen Perspektive, welche Veränderungen politischer, wirtschaftlicher und subjektiver Verhältnisse für eine konsequente post-fossile Transformation notwendig sind. Nach einleitenden Thesen aus zwei laufenden Forschungsprojekten zur kritischen Diskussion der Bioökonomie wird es drei Inputs geben: Zur Mobilitätswende, zu historischen Energietransformationen und zu Widerständen gegen die Energiewende. Darauf folgt eine moderierte Diskussion in Kleingruppen mit allen Referierenden und eine ausführliche Abschlussdiskussion. Dabei werden nicht ‚nur‘ Schlussfolgerungen diskutiert, sondern auch Anschlussfragen für den zweiten, politisch-zivilgesellschaftlich ausgerichteten Teil der Doppelsession am 26.09. festgehalten.
Beiträge:
- Dennis Eversberg (Jena), Rosa Lehmann (Jena): Postfossile Wirtschaft – postfossile Gesellschaft? – Einführende Thesen
- Michaela Christ (Flensburg): Die Zukunft liegt im Dunkeln. Historische Perspektiven auf energetische Transformationen und künstliche Helligkeit
- Eva Eichenauer (Erkner): A Just Transition? – Lokale Widerstände gegen die Energiewende und die Suche nach Gerechtigkeit
- Tobias Haas (Berlin/Potsdam): Konflikte um den Übergang vom fossilen zum post-fossilen Verkehrsregime
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Prekäre Arbeit – prekäre Anerkennung – prekäres Liebes/Leben
Organisator_innen: Christine Wimbauer (Berlin), Mona Motakef (Berlin)
Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena
Wir erweitern das Konzept Prekarität im Lebenszusammenhang geschlechtersoziologisch und anerkennungstheoretisch und gehen davon aus, dass sich Prekarisierung und Prekarität nicht nur in den Dimensionen Einkommen und Erwerbslage, sondern auch in der ‚Liebe‘, Sorge, Teilhabe, im Wohnen und in Gesundheit zeigen und erhärten kann. Im Anschluss an anerkennungstheoretische Perspektiven (Honneth, Butler) stellen wir die Wechselverhältnisse der Dimensionen ‚Arbeit‘ und ‚Liebe‘ im Lebenszusammenhang ins Zentrum: Wenn prekär Beschäftigte in der Erwerbssphäre Anerkennungsdefizite erfahren, können sie diese im Lebenszusammenhang abfedern oder kumulieren multiple Anerkennungsdefizite? Wir zeigen, dass Paarbeziehungen eine wichtige Bewältigungsressource für erwerbsseitige Anerkennungsdefizite werden, durch Nichtanerkennung auf Paarebene aber auch verstärkt werden können. Prekär Beschäftigte ohne Paarbeziehungen können erwerbsseitige Anerkennungsdefizite teils durch Nahbeziehungen vererträglichen oder teils alternative Anerkennungsquellen (wie Spiritualität und subkulturelle Vergemeinschaftungen) generieren. In anderen Fällen kumulierten multiple Anerkennungsdefizite. Grundlage sind 22 narrative Einzel- und Paarinterviews (Wimbauer/Motakef 2017a,b) mit prekär Beschäftigten mit und ohne Paarbeziehung, die wir im DFG-Projekt „Ungleiche Anerkennung? ‚Arbeit‘ und ‚Liebe‘ im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter“ erhoben und hermeneutisch ausgewertet haben.
Beiträge:
- Christine Wimbauer (Berlin), Mona Motakef (Berlin): Prekäre Arbeit – prekäre Anerkennung? Arbeit und Liebe im Lebenszusammenhang prekär Beschäftigter
- Natalie Grimm (Göttingen): Prekäre Arbeit = prekäres Leben? Kompensationen und Belastungen im Haushaltskontext
- Sarah Speck (Frankfurt am Main): Transformationen von Männlichkeit, Weiblichkeit und Anerkennung. Zur Prekarisierung von Geschlechterarrangements
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Selbsttransformationen des Kapitalismus – Schocks, Brüche, Potenziale
Organisator_innen: Alexander Ebner (Frankfurt am Main), Filippo Reale (Frankfurt am Main)
Raum: Hörsaal 9
Wie kann der institutionentheoretische Inkrementalismus konstruktiv aufgebrochen werden, so dass die periodisch auftretenden endogenen Schocks des Kapitalismus analytisch zugänglich werden? Das Podium befasst sich aus einer interdisziplinären sozialwissenschaftlichen Perspektive mit dieser Frage und versucht diskursive Räume zu öffnen, um neue Herangehensweisen an die Möglichkeiten und Grenzen der Selbsttransformationen des Kapitalismus zu ermitteln.
Beiträge:
- Filippo Reale (Frankfurt am Main): Kapitalistische Anatomien der Enttäuschung
- Timur Ergen (Köln): Die soziale Konstruktion von Critical Junctures
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Sozial-ökologische Arbeitspolitik – Perspektiven auf Arbeit aus der Nachhaltigkeits- und Arbeitsforschung
Organisator_innen: Gerrit von Jorck (Berlin), Jana Flemming (Berlin), Stefanie Gerold (Berlin), Viola Muster (Berlin), Ulf Schrader (Berlin)
Mitwirkende: Thomas Barth (München), Martin Fritz (Jena), Beate Littig (Wien, AT)
Raum: SR 309
Die Erforschung von Arbeit stellt eine eklatante Forschungslücke innerhalb der sozial-ökologischen Forschung dar. Dabei sind etliche Bedarfsfelder geradezu auf unsere Arbeitsgesellschaft hin ausgerichtet. Wenn die Realität der Arbeitsgesellschaft thematisiert wird, geschieht dies jedoch meist ohne Berücksichtigung der damit einhergehenden ökologischen Effekte. Doch in kaum einem anderen Forschungsfeld sind soziale und ökologische Fragen so eng miteinander verzahnt wie in der Arbeitspolitik. Daher wollen wir anknüpfend an diverse aktuelle Diskussionsbeiträge zu einer sozial-ökologischen Arbeitspolitik (VÖW), nachhaltiger Arbeit (Future Earth) oder vorsorgender Arbeit (Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften) in diesem Panel eine sozial-ökologische Ausrichtung der Arbeitsforschung als Brückenschlag zwischen Arbeitsforschung und Nachhaltigkeitsforschung diskutieren und eine eigenständige Forschungsagenda zu sozial-ökologischer Arbeitspolitik ausloten. Gemeinsam wollen wir erörtern, wie eine sozial-ökologische Transformation unserer Arbeitsgesellschaft aussehen müsste. Soll die große Transformation gelingen und „nachhaltige Arbeit“ dabei ein relevantes Leitbild sein, so müssen die konkreten Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Formen von Arbeit und die sozialen und ökologischen Dimensionen einer sich verändernden Arbeitsgesellschaft in ihrer Komplexität betrachtet und besser verstanden werden. Nachhaltige Arbeit ist dabei zentral für ein sozial und ökologisch verträgliches, sowie geschlechtergerechtes Wirtschaften. Vielfältige Wirkmechanismen, wie Arbeitszeit, soziale Sicherung und gewerkschaftliche Akteure, bestimmen dabei die sozial-ökologische Problemlage und dienen als Einstiegspunkte für eine integrierte Betrachtung.
Beiträge:
- Katharina Bohnenberger (Duisburg-Essen): Arbeit, soziale Sicherung und ökologischer Fußabdruck
- Tanja Brumbauer (Bonn): Zukunftsfähige Arbeit im Kontext von Ökonomisierung im Sozialen Sicherungssystem?
- Jana Flemming (Jena), Helen Sharp (Berlin): Verbindende Politiken arbeits- und umweltpolitischer Akteure in sozial-ökologischen Transformationsprozessen
- Stefanie Gerold (Berlin), Gerrit von Jorck (Berlin): Erwerbsarbeitszeitregime und nachhaltige Lebensführung
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Soziale Integration ohne Eliten? – Die personelle Unterrepräsentation sozialer Großgruppen in Elitenpositionen
Organisator_innen: Lars Vogel (Leipzig), KomRex – Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration (Jena)
Raum: SR 307
Eliten sind Akteure, die sich durch überdurchschnittliche Ressourcenausstattung und Einflussmöglichkeiten auszeichnen. Diese strukturell oder institutionell bedingte Position erlaubt es ihnen in besonderem Maße, Transformationsprozesse anzustoßen, zu gestalten oder zu verhindern. Insofern bilden die sozialen Strukturen und normativen Handlungsorientierungen von Eliten einen wichtigen Erklärungsfaktor zum Verständnis von Transformationsprozessen. Zugleich stehen Eliten besonders in Demokratien unter besonderer Beobachtung und Kritik, die sich zumeist auf ihre exklusive soziale Herkunft, ihre Abschottung und interne Homogenität, ihre mangelnden Kompetenzen oder ihre fehlende Vertrauenswürdigkeit bezieht. In jüngerer Zeit ist insbesondere die geringe personelle Unterrepräsentation sozialer Großgruppen wie z. B. von Frauen, Ostdeutschen und Personen mit Migrationshintergrund Thema der öffentlichen und wissenschaftlichen Elitenkritik. Das Panel geht vor diesem Hintergrund in mehreren Beiträgen der Frage nach, wie diese Unterrepräsentation in verschiedenen Elitegruppierungen beschaffen ist und welche Folgen daraus erwachsen. Dabei steht insbesondere die Frage im Mittelpunkt, welche Folgen die unzureichende personelle Präsenz sozialer Großgruppen in Elitepositionen für das Selbstverständnis und die soziale Integration der Mitglieder dieser Großgruppen besitzt.
Beiträge:
- Raj Kollmorgen (Zittau-Görlitz): Eliten, Repräsentation, Integration: Theoretisch-konzeptuelle Überlegungen und Forschungsprogramm
- Lars Vogel (Leipzig), Katharina Heger (Leipzig): Sozialstruktur und Karrierewege der bundesdeutschen Eliten in Ost und West – Kollektivbiografische Konturen
- Katharina Heger (Leipzig): Sind Führungspositionen Männersache? Ein Vortrag zu Frauen in den bundesdeutschen Eliten
- Susanne Lerche (Zittau-Görlitz), Jan Schaller (Zittau-Görlitz):Zwischen Abwehr und selektiver Wahrnehmung. Eliteauffassungen in Ostdeutschland
- Sabrina Zajak (Berlin), Kathleen Heft (Berlin): Wie stehen junge Menschen mit Migrationsgeschichte zu Deutschlands Eliten? Erste Ergebnisse zu Fragen der Repräsentation und Teilhabe
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Transformation als disruptiver Wandel von Schule und von Lernen durch Digitalisierung
Organisator_innen: Nils Berkemeyer (Jena), Hans-Günter Rolff (Dortmund)
Raum: SR 114
Digitalisierung betrifft und transformiert alle Lebens- und Arbeitsbereiche. Darin sind sich fast alle Gesellschaftswissenschaftler einig. Zu den zentralen Feldern der Transformation gehört ebenso unstreitig das Lernen (und das Lehren) im Schulbereich, auch wenn das bisher nur wenig Beachtung findet. Vermutlich wird das Lernen revolutioniert, aus Belehrung könnte Ermöglichung werden, aus Vor- und Nachmachen selbstgestaltete Aneignung, aus Frontalunterricht individuelle Aneignung, aber es werden vermutlich auch mehr Fragmentierung und mehr Ungleichheit entstehen. Es wird weniger Unterricht geben, aber mehr Lernen (in Form von selbstgesteuerten und Kooperativen Lernen von Schülern und Lehrpersonen oder auch von Flipped Classrooms. Man könnte von disruptiver Transformation sprechen.
Im Mittelpunkt dieser Forumsveranstaltung sollten alle genannten Aspekte analysiert werden, aber fokussiert. Im Fokus sollen zwei Fragestellungen stehen:
- Wie gestaltet sich das digital unterstützte Lernen zwischen individueller Förderung und sozial gesteuerter Auslese angesichts des zu erwartenden disruptiven Wandels im Schulbereich?
- Wie werden die individuellen Lernbiografien geprägt im Widerspruch zwischen endogener Fragmentierung und exogen erwünschter Ganzheit/Konfluenz?
Diese beiden Fragestellungen sollen einleitend durch Kurzvorträge exploriert werden.
Herr Thomas Rimpel, stellvertretender Schulleiter des Evangelischen Stiftischen Gymnasium Gütersloh, wird am Beispiel seiner Schule veranschaulichen, wie sich Unterricht und Lernen radikal verändert haben. Diese Schule ist seit Jahrzehnten in NRW als Schule bekannt, die in intensivster Weise neue Medien erprobt, die das Lernen digital unterstützen. Der Stellvertretende Schulleiter, Herr Thomas Rimpel, wird diese Schule veranschaulichen und zur Diskussion vorstellen.Die Ver- und Bearbeitung der genannten Aspekte soll intensiv-partizipativ erfolgen, wobei eine der Methoden Kooperativen Lernens (Schreibgitter) gewählt wird. Dabei könnte als Leitfrage dienen: „Welches sind die größten Potenziale und welches sind die größten Probleme digital unterstützten Lernens“ Für die Ergebnis-Zusammenfassung bietet sich eine weitere Leitfrage an: „Welches sind die treibenden Widersprüche des digital unterstützten Lernens?“
Beiträge:
- Hans-Günter Rolff (Dortmund): Digital unterstütztes Lernen im Widerspruch von individualisierter Lernbiografie und sozialem Lernen: Singularisierung statt Menschenbildung?
- Nils Berkemeyer (Jena): Mehr gemeinsame Schule für alle oder neue soziale Ungleichheit
- Thomas Rimpel (Gütersloh): Einführung digital gestützten Lernens als Transformationsprozess des Evangelischen Stiftischen Gymnasiums Gütersloh
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Transformationen von Produktion, Reproduktion und Politik in der Bioökonomie
Organisator_innen: Maria Backhouse (Jena), Miriam Boyer (Berlin), Sarah Hackfort (Berlin)
Raum: Hörsaal 7
Das Podium thematisiert den polit-ökonomischen Wandel, der mit den umstrittenen politischen Strategien zur Umsetzung einer ‚Bioökonomie’ derzeit von verschiedenen Ländern, Institutionen und Konzernen aktiv gefördert und als Transformationsprozess vorangetrieben wird. Mit einem Blick auf den gesamten Produktionsprozess, von der Rohstoffgewinnung bis zum Konsum, wird im Panel auf den Wandel der stofflichen-materiellen Basis der Ökonomie fokussiert, sowohl theoretisch-konzeptuell als auch empirisch. Ausgehend von diesem stofflich-materiellen Wandel wird die Transformation sozialer Verhältnisse diskutiert, insbesondere in Bezug auf Arbeit und Reproduktion sowie soziale Ungleichheiten und demokratische Teilhabe.
Beiträge:
- Klaus Angerer (Gießen): Vermittlungsarbeit. Zur Untersuchung und Verwertung biologischer Materialien in der kommerziellen Naturstoffchemie
- Axel Anlauf (Köln): Die extraktive Basis der Bioökonomie: Peak Phosphorus, Nährstoff-Recycling und agrar-mineralische Frontiers in Südamerika
- Maria Backhouse (Jena), Kristina Lorenzen (Jena): Die wissensbasierte Bioökonomie am Bsp. Bioenergie in Brasilien – Alter Wein in neuen Schläuchen?
- Miriam Boyer (Berlin): Materielle Transformationen der Bioökonomie:
analytische Herausforderungen
Kommentator_in: Birgit Mahnkopf (Berlin)
Moderator_in: Sarah Hackfort (Berlin)
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Auf dem Weg zur nachhaltigen Arbeit? Risiken, Widersprüche und Chancen der sozial-ökologischen Transformation der Arbeitsgesellschaft
Organisator_innen: Thomas Barth (München), Georg Jochum (München), Beate Littig (Wien, AT)
Raum: Hörsaal 9
The Great Transformation von Polanyi bildet einen wichtigen Bezugspunkt für die Debatte um eine sozial-ökologische Transformation. In dieser Debatte findet jedoch das zentrale Argument Polanyis, demzufolge die Kommodifizierung von Arbeit und Natur im Zentrum der Transformation stand, kaum Berücksichtigung. Vernachlässigt wird ebenso Polanyis Diagnose, dass antiemanzipatorische Transformationskonzepte in den Faschismus führten. Damit wird analytisches und kritisches Potential verschenkt.
In dem Forum wird in Weiterführung von Polanyi die aktuelle Nachhaltigkeitstransformation zum einen als sozial-ökologische Transformation der Arbeitsgesellschaft hin zu „Nachhaltiger Arbeit“ konzipiert. Es werden Szenarien erörtert, die über den Wandel der Erwerbsarbeithinausgehen und auch nichterwerbsförmige Tätigkeitsbereiche miteinbeziehen.
Zum anderen werden Gefahren antiemanzipatorischer Konzepte diskutiert. Könnten nationalistische Antworten auf die sozial-ökologische Krise der Arbeitsgesellschaft dominierend werden? Und sind sozial-ökologischen Transformationskonzepte mit Widersprüchen und Benachteiligungen verbunden?
Diese kritische Analyse von Problemen der Großen Transformation soll die Grundlage für eine Erörterung der Chancen für eine sozial-ökologisch emanzipative Transformation der Arbeitsgesellschaft liefern.Beiträge:
- Georg Jochum (München): Die sozial-ökologische Transformation der Arbeitsgesellschaft – Ambivalenzen von Entbettung, Wiedereinbettung und Emanzipation
- Christine Bauhardt (Berlin): Feministische Wachstumskritik und postkapitalistische Perspektiven
- Jorge Rojas Hernández (Concepción, CL): Vom Neoliberalismus hin zu einem System nachhaltigkeitsorientierter Arbeit? Beispiele aus Chile und Lateinamerika
- Stefan Wurster (München): Parteipolitische Herausforderungen einer nachhaltig sozial-ökologischen Transformation des deutschen Energiewesens
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›Carbon pricing‹ als Motor der Dekarbonisierung der Gesellschaft. Eine Idee im Theorie- und Praxistext
Organisator_innen: Anita Engels (Hamburg), Stefan Aykut (Hamburg), Katharina Manderscheid (Hamburg), Mario Neukirch (Hamburg)
Raum: UHG (Fürstengraben 1), HS 145
Der globale Klimawandel stellt einen extremen Testfall für die Transformationsfähigkeit der Gesellschaft im 21. Jahrhundert dar. Hier entsteht eine enorme Diskrepanz zwischen der Vorstellung eines disruptiven Wandels – nämlich im Verlauf der nächsten wenigen Jahrzehnte eine vollständige CO2-Neutralität aller menschlichen Aktivitäten zu erreichen – und der gesellschaftlichen Realität, in der bisher nicht einmal eine moderate Trendwende zu erkennen ist. Dieses Podium widmet sich der Idee des „carbon pricing“ (handelbare Emissionszertifikate und CO2-Steuern). Die Erfahrungen zumindest mit Emissionshandelssystemen der vergangenen Jahre sind dabei bestenfalls ambivalent. In der Klimaökonomik wird daher verstärkt auf die Einführung von CO2-Steuern gesetzt. In modifizierter Weise wird „carbon pricing“ als zentrales politisches Instrument beworben, das eine starke Umsetzungsmacht und Lenkungswirkung ausübt und zur Durchsetzung der Dekarbonisierung der Gesellschaft weltweit eingeführt werden muss. Die Idee vom „carbon pricing“ als dem wichtigsten Motor der Transformation zur dekarbonisierten Gesellschaft soll einer ausführlichen soziologischen Überprüfung unterzogen werden, die sowohl theoriegeleitet als auch empirisch-testend zu einer kritischen Bewertung und zur Diskussion alternativer Möglichkeiten führen soll. Das Podium bringt dazu Beiträge aus der Wirtschaftssoziologie, der politischen Soziologie, der Ungleichheits- und der Bewegungsforschung zusammen.
Beiträge:
- Felix Ekardt (Rostock): Ökonomische Instrumente: Ziele, Strategien, Verhaltensgrundlagen und Steuerungsansatz in neuer Perspektive
- Katrin Großmann (Erfurt): Eine gerechte CO2-Steuer?! Bezüge zu Fragen sozialer Ungleichheit und sozialen Zusammenhalts
- Stephan Lessenich (München): Der Preis der Bepreisung. Über radikalen Reformismus
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Der umkämpfte Abschied vom Auto. Transformation der Mobilität
Organisator_innen: Karina Becker (Jena), Ulrich Brand (Wien, AT), Tobias Haas (Berlin / Potsdam), Melanie Pichler (Wien, AT), Markus Wissen (Berlin)
Raum: Hörsaal 6
Angesichts von Abgasbetrug, Klimawandel, Elektro-Antrieb und Digitalisierung befindet sich die (Auto-)Mobilität in einem Prozess tiefgreifender Transformation. Dessen Verlauf und Richtung sind umkämpft. Die Beharrungskräfte und Expansionstendenzen fossilistischer Automobilität konkurrieren mit denen einer ökologischen Modernisierung; neue Formen einer privat organisierten und profitgetriebenen kollektiven Mobilität konkurrieren mit Konzepten einer grundlegenden sozial-ökologischen Transformation. Teile der gesellschaftlichen Linken nehmen den Legitimitätsverlust der Autoindustrie zum Anlass, eine Debatte über deren Vergesellschaftung und gebrauchswertorientierte Konversion zu forcieren. Das Forum nimmt diese Debatten auf und widmet sich der Krise und Transformation von Mobilität aus einer macht- und herrschaftskritischen Perspektive. Es fragt: Wer kontrolliert den Transformationsprozess und die neuen Formen der Mobilität? Welche Konflikte prägen den Prozess? Wie verhalten sich Krise und Transformation zu Beharrungskräften und Expansion fossilistischer Automobilität? Inwieweit öffnen sich Chancen einer demokratischen und sozial-ökologischen Gestaltung von Mobilität? Im Einzelnen geht es um ein Brüchig-Werden des automobilen Konsens, um veränderte Kräfteverhältnisse und Restrukturierungsprozesse in der Automobilbranche, um die widerstreitenden Kräfte einer Kommodifizierung und Dekommodifizierung kollektiver Mobilität sowie um eine mögliche demokratische Konversion der Autoindustrie.
Beiträge:
- Karina Becker (Jena), Martin Ehrlich (Jena), Madeleine Holzschuh (Jena), Thomas Engel (Jena), Johanna Sittel (Jena): Das Wertschöpfungssystem Automobil im Umbruch
- Tobias Haas (Berlin / Potsdam): Verallgemeinerung und Brüchig-Werden des automobilen Konsenses
- Heinz Högelsberger (Wien, AT), Markus Wissen (Berlin): Die Rolle der Beschäftigten in der Konversion der Autoindustrie
- Diskuntant_in: Antje Blöcker (Salzgitter)
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Digitalisierung und Geschlecht: Exploring Feminist Technoscientific Futures
Organisator_innen: Tanja Carstensen (München), Bianca Prietl (Darmstadt)
Mitwirkende: Lisa Bor (Berlin), Tanja Paulitz (Darmstadt), Pat Treusch (Berlin), Jutta Weber (Paderborn)
Raum: SR 114
Neue Technologien bergen sowohl das Potential, bestehende Macht- und Herrschaftsverhältnisse fort- und festzuschreiben, als auch diese zu hinterfragen und aufzubrechen. Ausgehend von dieser Einsicht der (Feminist) Science and Technology Studies ist es das Ziel dieses Podiums, die aktuellen Digitalisierungsschübe aus Geschlechterperspektiven in den Blick zu nehmen und nach ihrem Potential für eine great transformation zu fragen. Als Inspiration hierfür dienen u. a. die Arbeiten Donna Haraways, in denen diese eine gegenwartsdiagnostische Analyse technowissenschaftlicher Entwicklungen offeriert, die sensitiv für Strukturen und Prozesse patriarchaler, (post‑)kolonialer sowie kapitalistischer Herrschaft und Ausbeutung ist, und zugleich Visionen eines „elsewhere“ (Haraway 2004: 1), eines besseren Lebens jenseits der abendländischen Dualismen, entwirft.
Digitalisierung, als aktuell diskursmächtige Bezeichnung für so heterogene Technologien wie Social Media, Algorithmen und Big Data, KI, Robotik und Internet of Things, soll dabei als (umkämpfter) technologischer und sozialer Prozess verstanden und auf seine Machtförmigkeit sowie Ungleichheitseffekte hin befragt werden. Zentral hierfür sind nicht zuletzt (alltägliche) Aushandlungsprozesse in Nutzung und Gestaltung digitaler Technologien. Die dabei zu identifizierenden Handlungsbedarfe sollen zum Anlass genommen werden, um Möglichkeiten und Bedingungen einer feministischen Gestaltung von Digitalisierung auszuloten. -
Gesellschaftstheorie im Anthropozän
Organisator_innen: Frank Adloff (Hamburg), Sighard Neckel (Hamburg)
Raum: Hörsaal 7
Was das Anthropozän für die Gesellschaftstheorie bedeutet, ist noch weitgehend unklar. Dies betrifft zum einen die Frage, ob und in welcher Weise das Erdsystem in die Gesellschaftstheorie aufzunehmen ist. Zum anderen ist offen, wie die Komplexitäten und Kontingenzen des Erdsystems gesellschaftstheoretisch konzipiert werden können, ohne dass die Autonomieansprüche, Kreativitätspotentiale und Kritikmaßstäbe, die soziales Handeln in modernen Gesellschaften evozieren, nicht komplett verabschiedet werden müssen.
Beiträge:
- Frank Adloff (Hamburg): ›It’s the End of the World as We Know It.‹ Sozialtheorie, Interdependenz und Interaktion im Anthropozän
- Henning Laux (Chemnitz): Postnatural: Gesellschaftstheorie(n) im Anthropozän
- Sighard Neckel (Hamburg): Scholastische Irrtümer? Rückfragen an das Anthropozän
- Barbara Muraca (Eugene, US): Für eine Dekolonisierung des Anthropozän-Diskurses: Diagnosen, Protagonisten und Transformationsszenarien
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Integration nach der Fluchtmigration. Ein synoptischer Blick auf Angekommene und die aufnehmende Gesellschaft
Organisator_in: KomRex – Zentrum für Rechtsextremismusforschung, Demokratiebildung und gesellschaftliche Integration: Heinrich Best (Jena)
Mitwirkende: Juliane Dingfelder (KomRex, Jena), Axel Salheiser (KomRex, Jena), David Schiefer (DEZIM Institut, Berlin), Lars Vogel (Leipzig)
Raum: SR 307
Der Höhepunkt der Fluchtmigration in den Jahren 2015 und 2016 markiert einen Umbruch, der seither die öffentlichen Diskurse und das politische Handeln bestimmt. Nach den Improvisationen der Aufnahmephase steht die Integration der verbleibenden Ankömmlinge auf der Tagesordnung, die sich als teils konflikthafter, teils unauffälliger, aber alle Beteiligten immer vor große Herausforderung stellender Integrationsprozess vollzieht. Dazu hat sich eine sozialwissenschaftliche Begleitforschung etabliert, die eine überwiegend praxisbezogene Orientierung aufwirft, aber auch theoretische Erkenntnisse verheißt.
Das Panel führt Beiträge zusammen, die einen Blick auf die Perspektive von Fluchtmigranten und Angehörigen der aufnehmenden Gesellschaft eröffnet. Es sollen dabei vor allem Einstellungen und Einschätzungen zu Integrationsbedingungen, -Erwartungen und -Anforderungen beider Seiten diskutiert werden. Erfolgreiche Integration wäre dann das Ergebnis einer wechselseitigen Passung der resultierenden Handlungsorientierungen der beteiligten Akteursgruppen.
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Kann soziale Sicherung vom Wachstum entkoppelt werden?
Organisator_innen: Ulrich Petschow (IÖW, Berlin), Steffen Lange (IÖW, Berlin)
Raum: SR 308
Die sozialen Sicherungssysteme stellen eine wichtige Errungenschaft der Moderne dar. Zugleich erweisen sie sich aber in ihrer Ausgestaltung als in hohem Maße wachstumsabhängig. Politische Akteure haben somit den Anreiz, Wachstumspolitiken zu verfolgen, um die Systeme zu stabilisieren – insbesondere vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und des medizinischen Fortschritts. Negative ökologische Auswirkungen dieser Politikansätze können die Einhaltung der planetaren Grenzen weiter erschweren. Würde die Wachstumsunabhängigkeit der Systeme gestärkt, so könnte dies weitergehende (umwelt-)politische Handlungsspielräume eröffnen. Der Workshop geht der Frage nach, ob es möglich ist, Renten- und Krankenversicherung wachstumsunabhängig(er) zu gestalten. An der Diskussion sollen verschiedene Akteure aus der Wachstumsdebatte sowie aus der umwelt- und sozialpolitischen Szene beteiligt werden, die auch als neue „Bündnispartner“ für eine just transition aufgefasst werden können. Ebenso sollen Möglichkeiten der Etablierung eines Reallabors exploriert werden.
Beiträge:
- Nils aus dem Moore (RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, Berlin): Welche Potenziale gibt es für die wachstumsunabhängige Gestaltung der Kranken- und Pflegeversicherung?
- David Hofmann (IÖW, Berlin): Wie kann die Wachstumsabhängigkeit der Rentenversicherung abgeschwächt werden?
- Rolf Rosenbrock (Der Paritätische Gesamtverband, Berlin): Wachstumsunabhängigkeit und soziale Gerechtigkeit: ein Spannungsverhältnis?
- Cornelia Wiethaler (NABU, Heidelberg): Solidargemeinschaften im Gesundheitswesen im Kontext einer Stärkung der Wachstumsunabhängigkeit
- Moderator_in: Ulrich Petschow (IÖW, Berlin)
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Kumulierte Krisenerfahrungen im Strukturwandel der Lausitz: Hindernisse auf dem Weg in die Postwachstumsgesellschaft?
Organisator_innen: Virginia Kimey Pflücke (Cottbus-Senftenberg), Heike Jacobsen (Cottbus-Senftenberg), Knut Laaser (Cottbus-Senftenberg)
Ort: Großer Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena
Das Podium diskutiert den Strukturwandel in der Lausitz als krisenhaften Transformationsprozess, in dem soziale, ökologische und politische Herausforderungen eng miteinander verknüpft sind und nicht selten gegeneinander ausgespielt werden: Der Ausstieg aus dem historisch vorherrschenden Braunkohleabbau wird zur ökologischen Notwendigkeit und sozialen Zerreißprobe zugleich. Ein ‚umgekehrter‘ Gender Pay Gap zugunsten der Frauen entpuppt sich bei genauerem Blick nicht als erfolgreiche Gleichstellungspolitik, sondern als Ergebnis der schlechten Arbeitsmarktchancen der Männer. Und trotz einer langjährigen Tendenz zur Abwanderung, insbesondere junger Menschen aus der Region, wird der neuere Zuzug von Migrant_innen und Geflüchteten vor Ort meist nicht als Chance, sondern als Bedrohung interpretiert und gibt rassistischen und rechtspopulistischen Krisendeutungen Auftrieb. Nachhaltige Postwachstumsszenarien böten eine dringend benötigte Perspektive, werden aber zunehmend unwahrscheinlicher. Kurz gefasst können in der Lausitz die Schwierigkeiten eines tiefgreifenden doch unbewältigten Transformationsprozesses wie unter einem Brennglas betrachtet werden, wo Konflikte zwischen sozialem Zusammenhalt, demokratischer Teilhabe und wirtschaftlichen Wachstumsraten alltäglich erfahrbar werden.
Beiträge:
- Heike Jacobsen (Cottbus-Senftenberg), Virginia Kimey Pflücke (Cottbus-Senftenberg): Die krisenhafte Herausbildung eines postsozialistischen Arbeitsmarktregimes in der Lausitz: Die Geschlechterverhältnisse stehen Kopf?
- Wolfgang Menz (Hamburg): Die Ent-Legitimierung der Politik. Arbeit, Autoritarismus und politische Orientierungen
- Raj Kollmorgen (Zittau / Görlitz): Transformationsnarrative und Strukturwandel(diskurse) in der Lausitz – die multiplen Erbschaften von Postsozialismus und Vereinigung
- Heike Radvan (Cottbus-Senftenberg): Diskursstrategien völkisch-autoritärer Akteure im Strukturwandel. Herausforderungen für Gemeinwesen am Beispiel der Bürgerdialoge der Stadt Cottbus
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Medien und Öffentlichkeit in der sozial-ökologischen Transformation
Organisator_innen: Sevda Can Arslan (München), Marlen van den Ecker (Jena), Uwe Krüger (Leipzig), Melanie Malczok (Osnabrück), Aljoscha Paulus (Hannover), Julia Polkowski (Düsseldorf), Kerem Schamberger (München)
Raum: SR 315
Wer die Wachstumsgesellschaft überwinden will, kommt am Thema Medien und Öffentlichkeit nicht vorbei. Zwar sind wichtige Wachstumstreiber im institutionellen Setting der Wirtschaft zu finden (Geldschöpfung der Geschäftsbanken, Unternehmensform Aktiengesellschaften, Verzinsung von Krediten, Wettbewerbsmechanismen), doch andere Treiber wie mentale Infrastrukturen, Wachstumsgläubigkeit, Werbung oder Statusstreben durch Konsum (Petschow et al. 2018, S. 50) haben mit öffentlicher Kommunikation zu tun. „Öffentliche Kommunikation ist zentral für die Aufrechterhaltung des Status quo – über die Verbreitung von Wissen, Normen, Werten und Ideologien“ (Krüger & Meyen 2018, S. 352). Genauso kann sie zentral werden als ein Hebel, um anderes Wissen zu verbreiten, alternative Werte und Normen zu etablieren und neue Ideologien gesellschaftlich zu verankern. Medien stellen bereit, worüber nachgedacht und gesprochen werden kann; andersherum geraten Themen aber auch durch ihre spärliche oder Nicht-Thematisierung aus dem Blick der Öffentlichkeit. Ein „Neben uns die Sintflut“ (Lessenich 2018) ist diesem Ansatz zufolge (nur) möglich, wenn Medien dies durch ihre Thematisierungslogiken unterstützen.
In diesem Panel fragen wir daher, welche Rolle Medien und öffentliche Kommunikation in einer sozial-ökologischen Transformation aktuell spielen und zukünftig spielen können sowie welche Voraussetzungen, Strukturen und Prozesse im Medienbereich gegenwärtig hinderlich oder förderlich für eine Große Transformation zur sozialen und ökologischen Nachhaltigkeit sind.
Mit unserem Panel wollen wir einen Raum bieten, in dem sich Expert_innen aus der Kommunikationswissenschaft gemeinsam mit dem Publikum dieser soziologischen Fachtagung mit diesen Fragen auseinandersetzen können. Das Panel ist als Fishbowl-Diskussion angelegt. Zunächst gibt es vier Impulsvorträge zu verschiedenen Aspekten der sozial-ökologischen Nachhaltigkeit von Medien und Öffentlichkeit: (I) zum konstruktivem und transformativen Journalismus, sowie (II) seinem Verhältnis zur unternehmerischen Journalistenausbildung und (III) zu Ressourcen, Strategien und Akteuren der Kommunikation für Transformation vor dem Hintergrund von (IV) Konzentrationstendenzen und Besitzverhältnissen der Medien in Deutschland. Im Anschluss folgt eine gemeinsame Fishbowl-Diskussion mit den Vortragenden und den Teilnehmer_innen der Tagung.
Literatur: Krüger, Uwe & Meyen, Michael (2018). Auf dem Weg in die Postwachstumsgesellschaft. Plädoyer für eine transformative Kommunikationswissenschaft. In: Publizistik Jg. 63, Heft 3, 2018, S. 341-357 / Lessenich, Stephan (2018). Neben uns die Sintflut. Wie wir auf Kosten anderer leben. München: Piper Verlag GmbH / Petschow, Ulrich; Lange, Steffen; Hofmann, David; Pissarskoi, Eugen; Moore, Nils aus dem; Korfhage, Thorben; Schoofs, Annekathrin; Ott, Hermann (2018): Gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen. Der Ansatz einer vorsorgeorientierten Postwachstumsposition. Zwischenbericht des Projektes „Ansätze zur Ressourcenschonung im Kontext von Postwachstumskonzepten“. Dessau-Roßlau: Umweltbundesamt, Texte 89/2018
Beiträge:
- Uwe Krüger (Leipzig): Neutrale Beobachter_innen oder Aktivist_innen für Nachhaltigkeit? Konstruktiver Journalismus und Große Transformation
- Melanie Malczok (Osnabrück): Not macht erfinderisch? Ressourcen, Strategien und Akteure der Kommunikation der ›guten Sache‹
- Aljoscha Paulus (Hannover): ›Entrepreneurial Journalists‹ als ›Transformationsjournalist_innen‹?
- Benjamin Ferschli (Linz, AT), Daniel Grabner (Wien, AT), Hendrik Theine (Wien, AT): Zur Politischen Ökonomie der Medien in Deutschland: Eine Analyse der Konzentrationstendenzen und Besitzverhältnisse
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Nachhaltigkeit und die konstruktive Entzauberung der digitalisierten Welt
Organisator_innen: Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen (Berlin), Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft (Berlin)
Diskutant_innen: Ina Schieferdecker (Berlin), Suzana Alpsancar (Cottbus), Florian Butollo (Berlin), Christina B. Class (Jena), Stefan Ullrich (Berlin), Rainer Rehak (Berlin), Reinhard Messerschmidt (Berlin)
Raum: SR 113
Digitalisierung und insbesondere Künstliche Intelligenz (KI) gelten derzeit als Treiber einer fundamentalen Umgestaltung gesellschaftlicher Verhältnisse. Der technische Wandel wird in der Tendenz wie ein exogener Faktor behandelt, der gewissermaßen über die gesellschaftlichen Akteure hereinbricht. Zugleich soll die Gesellschaft angesichts eines Wettlaufs bzw. des wahrgenommenen Rückstandes – vor allem gegenüber den USA und China –fit gemacht werden für den digitalen Wandel. KI gilt als Schlüssel einer Renaissance wirtschaftlichen Wachstums, dessen gesellschaftliche Implikationen, vor allem mit Blick auf die planetaren Grenzen des Wachstums, unhinterfragt bleiben. Das aktuelle Hauptgutachten des Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesell-
schaft (WBGU) plädiert dementsprechend für eine grundlegende Weiterentwicklung bestehender Nachhaltigkeitsstrategien und -konzepte. Denn ohne aktive politische Gestaltung wird der digitale Wandel den Ressourcen- und Energieverbrauch sowie die Schädigung von Umwelt und Klima weiter beschleunigen. Folgende Fragen werden diskutiert:
- Was ist real am digitalen Hype und welche Triebkräfte stehen dahinter?
- Kann es Alternativen für eine soziale, ökologische und ethische Gestaltung des digitalen Wandels geben?
- Welche gesellschaftlichen Transformationen sind notwendig, damit Nachhaltigkeitsziele zur Richtschnur des sozio-technischen Wandels werden?
Ergänzend wird eine interaktive Installation grundlegende Prinzipien und Zusammenhänge der Automatisierung mittels spielerischer Elemente verdeutlichen.
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Neosozialistische Perspektiven der sozial-ökologischen Transformation
Organisator_innen: Mario Candeias (Berlin), Michael Brie (Berlin)
Raum: Hörsaal 8
In Zeiten großer Krise und gesellschaftlicher Polarisierung ist eine radikale Perspektive entscheidend. Es geht nicht einfach um die Verteidigung des Sozialstaates, die Rückkehr zu einem nationalstaatlich regulierten Kapitalismus, dessen ökologische Einhegung. Es geht um um eine Perspektive, die Bernie Sanders unbekümmert Sozialismus nennt. Dazu gehören selbstverständliche Dinge wie eine kostenfreie Gesundheitsversorgung und Bildung sowie bezahlbares Wohnen für alle; entgeltfreie öffentlichen Dienste von Bibliotheken bis zum öffentlichen Nahverkehr; demokratische Mitsprache, die etwas bewegt; der ökologische Umbau der Städte, des Verkehrs, der Energieversorgung und Landwirtschaft; viel mehr Zeit füreinander und zum Leben; Mitbestimmung und wirkliche Demokratie. Sozialismus erst einmal als das Selbstverständliche, unmittelbar Einsichtige.
Der Begriff des Sozialismus versucht die unterschiedlichen Interessen und Bewegungen im Sinne ‚revolutionärer Realpolitik‘ so zu verknüpfen, dass sie sich nicht ‚nur erreichbare Ziele steckt und sie mit den wirksamsten Mitteln auf dem kürzesten Wege zu verfolgen weiß‘, sondern „in allen ihren Teilbestrebungen in ihrer Gesamtheit über den Rahmen der bestehenden Ordnung“ hinausgehen (Luxemburg).
Klaus Dörre hat jüngst eine Debatte um den „Neosozialismus“ entfacht. Das Institut für Gesellschaftsanalyse in Berlin verfolgt seit 2008 eine kritische Theorie und Praxis eingreifender sozialistischer Transformationsforschung. Wie also kritisch an die Geschichte für eine Zukunft des Sozialismus anknüpfen?Beiträge:
- Mario Candeias (Berlin): Neosozialistische Klassenpolitik in der ›ökonomisch-ökologischen Zangenkrise‹
- Lea Ypi (London, GB): Sozialistische Perspektiven eines neuen Feminismus und Internationalismus in der Tradition Rosa Luxemburgs
- Julia Kaiser: Radikal-ökologische Klassenpolitik und grüner Sozialismus
- Moderator_in: Michael Brie (Berlin)
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Rereading Polanyi: Emancipatory Politics of Nature & Property
Organisator_in: Research Group ›Social Theory and Social Philosophy‹, Max-Weber-Kolleg (Erfurt)
Ort: Kleiner Rosensaal, Fürstengraben 27, 07743 Jena
Das Abstract zur Veranstaltung folgt in Kürze.
Beiträge:
- Arthur Bueno (Frankfurt am Main): Fetishes or Fictions? Re-reading Polanyi with Marx
- Markus Döller (Erfurt): Transformation of the Market in Marx and Polanyi
- Petra Gümplova (Erfurt): Reinventing Sovereignty over Natural Resources: the case of the Yasuní ITT Initiative
- Christoph Henning (Erfurt): Eco-Socialist Transformation? Rereading Polanyi’s early work
- Markus Schulz (New York, US / Erfurt): Anticipative Sociology, Utopian Energies, and Postgrowth Futures
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Subjektivität und Weltbeziehung in und jenseits der Wachstumsgesellschaft
Organisator_innen: Jörg Oberthür (Jena), Peter Schulz (Jena)
Raum: SR 207
Die begriffliche und praktische Beziehung zwischen Subjekten und der Welt ist in Wachstumsgesellschaften durch Gegensätze geprägt: Die normativen Versprechen des Projekts Moderne, individuelle Autonomie und Authentizität des Selbst im Einklang zueinander zu verwirklichen, sind mit Diagnosen modernen Scheiterns dieser Subjektivation wie der der Entfremdung und Verdinglichung konfrontiert. Strittig ist dabei, wie der Bezug zwischen den normativen Versprechen und den Diagnosen der scheiternden Subjektivation hergestellt werden kann: Werden Autonomie und Authentizität einerseits als Gegenbegriffe zu Entfremdung und Verdinglichung in Anschlag gebracht, und systemische Zwänge wie das Wachstumsparadigma als Hindernisse für ihre Realisierung begriffen, werden sie andererseits selbst als untrennbar mit Wachstumsorientierungen verbunden und als Quelle der Entfremdung verstanden. Von diesen Diagnosen und ihrer Diskussion ausgehend soll in Blick genommen werden, wie der Subjektbegriff und Subjektivationsweisen mit dem Wachstumsparadigma verknüpft sind und welche Schlüsse davon ausgehend möglich sind, um Subjekt- und Weltbeziehungen jenseits des Wachstumszwangs auf den Begriff zu bringen.
Beiträge:
- Peter Schulz (Jena): Subjektivität und Weltbeziehung in und jenseits der Wachstumsgesellschaft – eine Einführung
- Tobias Schottdorf (Lüneburg): Selbstbestimmung jenseits des Steigerungszwangs? Über die mentalen Infrastrukturen der Wachstumsgesellschaft und Wege ihrer Überwindung
- Lisa-Alexandra Henke (Mainz): Die ›ins Nichts gestellte‹ Sorge – ein Vorschlag zur Begrenzung eines entgrenzten Selbst-Weltverhältnisses
- Lutz Eichler (Erlangen-Nürnberg): Verleugnete Abhängigkeit, Gemeinschaftssehnsucht
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Wächst das Rettende auch? Radikale Anpassung an den Klimawandel als vernachlässigtes Feld der Transformationsforschung
Organisator_innen: Fritz Reusswig (Potsdam), Achim Daschkeit (Dessau)
Raum: SR 309
In der klima- und nachhaltigkeitsbezogenen Forschungslandschaft spielt das Schlüsselkonzept „Transformation“ eine große Rolle und wird teilweise kontrovers diskutiert. Das Thema Anpassung an die Folgen des Klimawandels kommt in diesem Diskurs kaum vor. Verwunderlich angesichts der zu erwartenden Klimafolgen. Kaum verwunderlich, weil Klimaanpassung oft mit „end of pipe“ und Erhalt des Status quo verbunden wird. Diese Sicht ist unterkomplex, weil Klimaanpassung sowohl inkrementelle als auch radikale Anpassung bedeuten kann.
Das Panel soll der Frage nachgehen, was transformative Anpassung von inkrementeller Anpassung unterscheidet, insbesondere in welchen Bereichen/Regionen sie erfolgen müsste, welches die gesellschaftlichen Akteure dafür sind und welches die sozialen (inkl. politischen) Mechanismen sind, die es anzuregen/in Gang zu setzen gilt, um die dafür notwendigen Prozessschritte einzuleiten. Ferner interessieren die Begründungen, Narrative und Rahmungen, die Fälle transformativer Anpassung transportieren. Zusätzlich ist relevant, wie sich die gesellschaftlichen Naturverhältnisse angesichts des Klimawandels verändern. Mit Blick auf die übergreifende Zielstellung der Konferenz soll außerdem gefragt werden, ob Wachstum eher ein Hindernis oder eher ein Katalysator transformativer Anpassung ist.Beiträge:
- Klaus Jacob (Berlin), Nicole Mahlkow (Berlin), Thorsten Heimann (Berlin), Julia Teebken (Berlin): Governance radikaler Transformation durch Visionen?
- Matteo Roggero (Berlin), Anastasia Gottgelf (Berlin), Klaus Eisenack (Berlin): Kriterien für transformative Anpassung in der klima- und entwicklungspolitischen Diskussion
- Daniel Buschmann (Wien, AT), Christina Plank (Wien, AT): Transformative adaptation: Municipalities as radical adaptation laboratories
- Fritz Reusswig (Potsdam), Wiebke Lass (Potsdam): Transformative Anpassung: Erfahrungen mit einem innovativen Konzept in Berlin und Bayern
- Achim Daschkeit (Dessau): Transformative Anpassung im Küstenraum – Über die Grenzen inkrementeller Anpassungsmaßnahmen