Great Transformation

Foren: Felder der Transformation

Dienstag, 24. September 2019
Great Transformation
Foto: Sarah Cords

10.30 – 13.00 Uhr

  • Abschied oder Renaissance der Kontrollmacht? Nachhaltigkeit und die Un/Verfügbarkeit sozial-ökologischer Gesellschaftsgestaltung

    Organisator_innen: Katharina Block (Oldenburg), Anna Henkel (Lüneburg), Björn Wendt (Münster)

    Raum: SR 206

    Angesichts der vielfältigen Kontexte, in denen positiv auf den Nachhaltigkeitsbegriff Bezug genommen wird (Ökologische Modernisierung, Postwachstum, Kapitalismuskritik usw.), stellt sich die Frage, worauf die Rede von Nachhaltigkeit eigentlich hinausläuft. Lässt sich ein Kernverständnis von Nachhaltigkeit identifizieren? Wir schlagen als diesen Kern das Anerkennen einer Unverfügbarkeit und Unkontrollierbarkeit vor, verbunden mit der Aufforderung, dieses als Handlungsprämisse zu wählen. Die These ist, dass gerade mit dem Erfolg der Nachhaltigkeitsdebatte der Hinweis auf Unverfügbarkeit zunehmend verloren geht. Was als Gegenkonzept zu Kontrolle, Kapitalismus, Technikgläubigkeit und Wachstum möglich wäre, wird zu deren Selbstbegründung instrumentalisiert. Aber jeder Versuch, Kontrolle zu gewinnen, schafft neue Potentiale des Kontrollverlusts. Diese Ambivalenz von Unverfügbarkeit und Kontrolle soll in der Veranstaltung mit drei Schwerpunkten diskutiert werden: Erstens fragen wir, wie und inwieweit Nachhaltigkeit konzeptionell als Unverfügbarkeit zu fassen ist. Zweitens fragen wir, wie die Vereinnahmungen der Unverfügbarkeiten des Nachhaltigkeitsdiskurses durch den Kapitalismus und damit verbundene Kontroll-, Wachstums- und Technikvorstellungen, vonstattengeht. Drittens stellen wir schließlich die Frage nach den Alternativen zur Rationalisierung des Unverfügbaren in den Mittelpunkt.

    Beiträge:

    • Christian Büscher (Karlsruhe): Die Nicht-Verfügbarkeit und Nicht-Nachhaltigkeit menschlicher Aktivitäten
    • Daniela Gottschlich (Flensburg): Natur/en neu denken. Ontologische Relationalität als Ausgangspunkt für Nachhaltigkeit aus kritisch-emanzipatorischer Perspektive
    • Martin Hauff (Frankfurt am Main): Kontrolle, Unverfügbarkeit und Komplexität
    • Mariann Heinze (Dresden): Der Konsumdiskurs des westdeutschen Alternativmilieus um 1970 im Deutungsmuster nachhaltiger Selbstbegrenzung und Gesellschaftsveränderung

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 165 kb

  • Die Große Transformation in Ost und West: Mobilisierung, Konflikt und Unterrepräsentation im Wandel

    Organisator_innen: Sabrina Zajak (Berlin/Bochum), Sebastian Haunss (Bremen)

    Raum: SR 208

    Die gesellschaftliche Einbettung der Wirtschaft befindet sich seit Jahrzehnten in der Auflösung. Die Entbettung wird vorangetrieben durch ökonomische Globalisierung, neoliberaler Re-regulierung, Austeritätspolitik, Digitalisierung, wachsendem Populismus und schwindendem Demokratievertrauen. Gleichzeitig wachsen die gesellschaftlichen Konflikte und verschiedene Problemlagen werden mobilisiert – es gibt Proteste gegen Klimawandel, Gentrifizierung, Populismus, Exklusion und Diskriminierung, Wachstum sowie die andauernden Ungleichheiten zwischen Ost und West. Diese Ungleichheiten und der sie umgebende Protest sind sowohl sozialstrukturell als auch symbolisch verankert. Gleichzeitig verändert Konflikt Sozialstrukturen und Deutungsmuster sowie Formen gesellschaftlicher und politischer Teilhabe. Das Panel beschäftigt sich mit aktuellen Theorien zu sozialen Bewegungen und gesellschaftlichen Transformationsprozessen, gibt Einblicke in zentrale gesellschaftliche Konfliktdynamiken in Ökonomie (Schulden) und Politik (Anerkennung). Es zeigt zudem die gesellschaftlichen Rückkopplungseffekte der Unterrepräsentation verschiedener Personengruppen in gesellschaftlichen Führungspositionen auf. Damit diskutiert das Panel einen zentralen Aspekt der gegenwärtigen Großen Transformation: die zunehmende Kulturalisierung der Ökonomisierung und die damit verbundene Verschmelzung wirtschaftlicher Konflikte mit symbolischen Kämpfen um Anerkennung und Zugehörigkeit.

    Die Themen werden zunächst von den 4 Panelisten vorgestellt und anschließend in einem Fishbowl-Format diskutiert. Die Diskussion dreht sich vor allem um die Frage der Gleichzeitigkeit und Parallelität verschiedener Konflikte und Ungleichheiten. Sehen wir eine weitere Ausdifferenzierung der Konfliktlandschaft, in der sich verschiedene kulturelle und ökonomischen Problemlagen überlappen oder ist momentan eine neue, breite Gegenbewegung gegen die Kommodifizierung der Arbeits- und Lebenswelten im Polanyischen Sinne am Entstehen?

    Beiträge:

    • Christoph Sorg (Berlin/New York, US): „You are not a loan“ – Konflikte um Schulden in Deutschland und der Welt
    • Mara Simon (Berlin): Konflikte um Anerkennung: Wer ist ostdeutsch und was bedeutet das?
    • Kathleen Heft (Berlin): Sind genügend Ostdeutsche und Menschen mit Migrationsgeschichte in den Eliten? Elitenwahrnehmung und Repräsentationsdefizite
    • Sabrina Zajak (Berlin/Bochum), Sebastian Haunss (Bremen): Ungleichheit, Protest und
      soziale Bewegungen: Komplexe Beziehungen neu gedacht

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 110 kb

  • Digitalisierung als Treiber der Transformation sozialer Lebenswelten

    Organisator_innen: Rolf G. Heinze (Bochum), Sebastian Kurtenbach (Münster)

    Raum: SR 207

    In der Forumsveranstaltung geht es um die Verbindung der aktuellen Diskurse um die sich ausbreitenden Digitalisierungsprozesse und der lokalen Handlungsebene im Feld sozialer Beziehungen. Die Fokussierung liegt auf der digitalen Eroberung der sozialen Beziehungen (z. B. der Nachbarschaften), wenngleich das Internet an sich global organisiert ist. Bislang beobachten wir die Entwicklungen eher unsystematisch und deshalb muss weiter untersucht werden, welche Auswirkungen die Digitalisierung auf unser soziales Zusammenleben unter räumlichen Gesichtspunkten hat. Daher soll die Dimension neuer digitaler Lokalität „vermessen“, analysiert und diskutiert werden. Zugleich bedarf es der Einbeziehung sozialer Dynamiken für digitale Praktiken, wie virtuell organisierter Proteste oder auch der Untersuchung räumlich-sozialstruktureller Rahmenbedingungen digitaler und digitalwirtschaftlicher Entwicklungen. Ziel der Forumsveranstaltung ist es, Konturen von Folgen der Digitalisierung für das lokale Zusammenleben zu gewinnen und zudem die sozialräumlichen Disparitäten der digitalen Transformation besser zu verstehen. Hierfür bedarf es einer informierten Diskussion über räumlich-kontextuelle Rahmenbedingungen zu Transformationsprozessen sowie zum Verhältnis zwischen digitalen und lokalen Beziehungen.

    Beiträge:

    • Anna Becker (Berlin): Digitale Renaissance der Nachbarschaft? Die Auswirkungen digitaler Medien auf Sozialraum und Quartier
    • Christoph Strünck (Siegen/Dortmund): Digitalisierung und soziale Teilhabe im Alter
    • Rolf G. Heinze (Bochum): Digitalisierung sozialer Dienste
    • David Matusiewicz (Essen): Die Digitale Transformation der Pflege
    • Sebastian Kurtenbach (Münster): Alles besser digital? Perspektiven armutsbedrohter Menschen im ländlichen Raum auf die Nutzung digitaler Kommunikation
  • (Gegen-)Hegemonie – Emotion – Transformation

    Organisator_innen: Dorothea Schoppek (Darmstadt), Tobias Haas (Berlin)

    Raum: SR 306

    Die Bedeutung von Emotionen und ihr Vermittlungszusammenhang mit Alltagspraxen und Alltagsverstand ist ein unterbelichtetes Feld in der akademischen und politischen Analyse von Transformations- und Hegemoniebildungsprozessen.
    Positive Emotionen können einen wichtigen Beitrag leisten für eine sozial-ökologische Transformation, die eine grundlegende Abkehr der bestehenden Produktions- und Lebensweise erforderlich machen würde. In negativen Emotionen lässt sich ein wichtiger Erklärungsfaktor für die geringe Bereitschaft zu gesellschaftlichem Wandel verorten.
    Bedeutende empirische wie auch konzeptionelle Fragestellungen betreffen beispielsweise die Rolle affektiver Beziehungen und identitärer Bindungen, die Wirkweise positiver Resonanzerfahrungen oder die Interaktion von Emotionen mit materiellen und diskursiven Subjektivierungsprozessen.
    Dieses Panel bearbeitet die Schnittstelle von Transformationsforschung und politischer Psychologie, liegt dabei quer zu den verschiedenen Feldern der Transformation und ist offen sowohl für Beiträge theoretisch-konzeptioneller Art als auch für empirische Analysen unterschiedlicher Transformationsfelder.

    Beiträge:

    • Andrea Stickler (Wien, AT), Vanessa Sodl (Wien, AT): Transformation von automobilen Emotionen: Potentiale und Widersprüche von Nudging-Maßnahmen
    • Julia Gabler (Potsdam): Gefühlter Wandel – Gefühle im Wandel. Emotionen – eine zentrale Kategorie im Strukturwandel der Lausitz?
    • Dorothea Schoppek (Darmstadt): Das transformative Potenzial von Gefühlen

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 135 kb

  • sorgen – materialisieren – designen: Wechselverhältnisse jenseits von wissenschaftlichen Selbstverständlichkeiten

    Organisator_innen: Diana Lengersdorf (Bielefeld), Tomke König (Bielefeld), Stephan Trinkaus (Bielefeld), Susanne Völker (Köln)

    Raum: SR 113

    Das Podium „sorgen – materialisieren – designen“ wird mehrere Perspektiven der Debatten des Postwachstumskollegs miteinander verbinden: den Zusammenhang zwischen Wachstumslogiken und Geschlechterverhältnissen, die gleichzeitige Zunahme ökologischer und soziopolitischer Gefährdungen, aber auch die Gestaltungschancen, die sich aus diesen Umbrüchen ergeben und eine Neukonstellierung wissenschaftlicher Praxis erfordern. Wir wenden uns dabei der Frage zu, inwiefern die Verbindung der Konzepte der Sorge, des Designs und der Materialisierung geeignet sind, die Spannung zwischen Kritik und Affirmation, Analyse und Intervention neu zu denken und methodisch zu operationalisieren. Dabei versuchen wir Ansätze der feministischen STS, des New Materialism mit Theorien der Prekarität und der Post- und Dekolonialität zu verknüpfen. Alle diese Ansätze zeichnen sich durch eine kritische Auseinandersetzung mit dem traditionellen Wissenschaftsverständnis der „One-World World“ der Moderne aus. Die Veranstaltung wollen wir zum Ausgangspunkt grundlegender methodischer Überlegungen zu einer „Ökologie der Praktiken“ (Stengers) wissenschaftlicher Wissensproduktion machen: Ein Neudenken ist unseres Erachtens nötig, das nicht nur die Soziologie betrifft, sondern gerade die disziplinären Trennungen zwischen Sozial-, Kultur- und Naturwissenschaften herausfordert.

    Die Veranstaltung ist in zwei Formate unterteilt:

    • Zunächst findet eine 90-minütige Podiumsdiskussion mit Tomke König, Stephan Trinkaus und Susanne Völker, moderiert von Diana Lengersdorf statt.

    • Im Anschluss bieten wir eine offene, 60-minütige Gesprächsrunde um die Begriffe sorgen materialisieren designen, zu aktuellen Forschungen und konzeptionellen Überlegungen der in der Veranstaltung versammelten Teilnehmer*innen an.

15.00 – 17.30 Uhr

  • Die institutionelle und diskursive Entdifferenzierung von Sozial- und Finanzsystem

    Organisator_innen: Sascha Münnich (Göttingen), Julia Rohringer (Göttingen)

    Raum: SR 208

    In der geplanten Veranstaltung wollen wir den Prozess der zunehmenden diskursiven und institutionellen Verschmelzung von Finanz- und Sozialsystem in den Blick nehmen, der die modernen Wohlfahrtsstaaten Europas in den letzten zwanzig Jahren erfasst hat. Während auf der einen Seite Wohlfahrtsstaaten und deren sozialpolitische Institutionen vermehrt finanzialisiert und damit der Finanzverfassung einer Gesellschaft und ihres Staates inhärent werden, erscheinen Finanzmärkte auf der anderen Seite immer öfter sozialpolitische Funktionen zu ergänzen oder gar zu ersetzen, werden immer stärker wohlfahrtsstaatlich eingebettet, gedeutet und legitimiert. In welchem Verhältnis Finanzmarkt und Wohlfahrtsstaat stehen, wie sich deren institutionelles Zusammenspiel gestaltet und inwiefern wir es mit einer gesamtgesellschaftlichen Umdeutung sozialer Risiken, Rechte und Vorsorge zu tun haben, werden zentrale Fragen sein, die in der Veranstaltung adressiert werden.
    Die zu beobachtende „Entdifferenzierung“ von Finanz- und Sozialsystem, verstanden sowohl als insti­tutioneller Wandlungsprozess als auch als Wandel diskursiver Legitimationsmuster, soll dabei durch eine möglichst breite Perspektivierung, ein diverses Themenspektrum und unter Berücksichtigung wirtschaftssoziologischer, politökonomischer wohlfahrtsstaatlicher Expertise bearbeitet werden. Denkbar wäre hier etwa eine Auseinandersetzung mit Themen wie kreditbasierter Sozialpolitik, Überschuldung, Immobilien und Wohneigentum zur Vorsorge sowie der zunehmenden Vermarktlichung im Bereich von Rente, Bildung und Gesundheit.

    Beiträge:

    • Sigrid Betzelt (Berlin): Finanzialisierung, Arbeit, Wohlfahrtsstaat: Verflechtungen aus der Mikroperspektive
    • Jenny Preunkert (Oldenburg): Finanzialisierung der Staaten und die finanzielle Verletzlichkeit der Leute
    • Markus Lange (Berlin): Risiken und Relationen zwischen finanzwirtschaftlichen und staatlichen Feldern
    • Jürgen Schraten (Gießen): Über den Kern der Idee des finanzialisierten Sozialstaats – und woran sie scheitert

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 145 kb

  • Die Transformation des Kapitalismus heute: Eine Polanyische „Doppelbewegung“?

    Organisator_in: International Karl Polanyi Society (Wien, AT), Brigitte Aulenbacher (Linz, AT), Andreas Novy (Wien, AT)

    Raum: SR 113

    Vor 75 Jahren erschien Karl Polanyis Hauptwerk The Great Transformation, das vor zweifachem Hintergrund zu sehen ist: der Wirtschaftsliberalisierung nach dem Ersten Weltkrieg, die 1929 in den Börsenkrach, die Große Depression und schließlich den Zweiten Weltkrieg mündete; sozialistischer und faschistischer Vorstellungen zur Neuordnung der Gesellschaft wie des New Deal. In den 1970er Jahren und mit der Globalisierung nach 1989 hatte eine neue Phase der Wirtschaftsliberalisierung eingesetzt, die vor zehn Jahren in die Finanzkrise 2008/9 gemündet war und seither umstritten ist. Die Session diskutiert, inwiefern sich die gegenwärtige Transformation des Kapitalismus mit Polanyis Konzept der „Doppelbewegung“ erklären lässt: der „Bewegung“, die Organisation der Wirtschaft und der Gesellschaft der Idee des „selbstregulierenden Marktes“ zu unterwerfen, und der „Gegenbewegung“, mit der sich die Menschen vor der zerstörerischen marktfundamentalistischen Vergesellschaftung der bloß „fiktiven Waren“ Land (Natur), Arbeit, Geld zu schützen suchen.

    Beiträge:

    • Georg Reischauer (Linz, AT), Elke Schüßler (Linz, AT): Vielfältige Bewegungen plattformbasierten Wirtschaftens
    • Roland Atzmüller (Linz, AT): Transformation der Sozialstaatlichkeit und Reproduktion der Arbeitskraft. Sozialpolitik zwischen neoliberaler Rekommodifizierung und autoritär populistischer Bevölkerungspolitik
    • Maria Markantonatou (Lesbos, GR): Post-growth, post-democracy, post-Memoranda: What can the “post-growth” debate learn from Greece and vice versa?

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 124 kb

  • Digital Health – Big Data und digitale Technologien im Gesundheitswesen und in der Gesundheitswirtschaft

    Organisator_in: Sarah Lenz (Hamburg)

    Raum: SR 206

    Daten gelten als das «Öl des 21. Jahrhunderts», so lautet das vielerorts bemühte Versprechen der Digitalisierung. Versprechen und Hoffnungen, wonach Big Data als «signifikant verbesserte Methode der Erkenntnisgewinnung» (Mayer-Schönberger 2015) die Grundlage eines umfänglicheren Verständnisses der Welt garantiert und entsprechend zu besseren Entscheidungen führen, sind nicht nur in privatwirtschaftlichen Sektoren verbreitet, sondern zunehmend auch in den Bereichen der Gesundheitsversorgung und -vorsorge.
    Das Podium «Digital Health. Big Data und digitale Technologien im Gesundheitswesen und in der Gesundheitswirtschaft» zielt auf die Bestimmung des Verhältnisses zwischen Digitalisierung und Gesundheit. Für den Gesundheitsbereich lassen sich zwei Gebiete differenzieren, in denen digitale Technologien und Big Data derzeitig an Bedeutung gewinnen: medizinische, ärztlich erhobene Daten und «freiwillig» zu Verfügung gestellte Daten durch Self- und Fitnesstracking, deren Vermischung kritisch diskutiert wird. Hiernach kann die Freigabe von Gesundheitsdaten und deren Kombination mit soziodemographischen und Konsumdaten neue Ungleichheiten und die Entstehung einer «new economy of moral judgement» begünstigen, in der nur diejenigen Personen als leistungsberechtigt und behandlungsbedürftig bewertet werden, die ein vorgängig gutes Konsum- oder Gesundheitsverhalten vorweisen (Fourcade und Healy 2017, S. 24). Darüber hinaus kann «Digital Health» aber auf unterschiedliche Weise auch zu einer Verbesserung des Gesundheitssystems beitragen: Sowohl Expert_innen als auch Laien profitieren vom Informationsaustausch über soziale Netzwerke und der Vermessung des eigenen Körpers. Im Fokus des Podiums stehen somit die variierenden, teils ambivalenten Transformationen des Gesundheitswesens und der Gesundheitswirtschaft vor dem Hintergrund zunehmender Digitalisierungsanforderungen sowie -bestrebungen.

    Beiträge:

    • Thorben Mämecke (Paderborn): The quantified health – Self-Tracking im Schnittfeld progressiver Technologiekulturen und betrieblicher Resilienz-Programme
    • Karolin Kappler (Hagen), Valeska Cappel (Luzern, CH): Wertepluralität im Bereich mHealth: Eine konventionentheoretische Perspektive zur Veranschaulichung der Logik ethischer Dilemmata
    • Jannis Hergesell (Berlin), Stefanie Büchner (Hannover): (De-)Professionalisierung durch Digitalisierung? Zu den methodologischen Herausforderungen digitaler Assistenzen im Gesundheitssektor
    • Walid Ibrahim (Jena), Karina Becker (Jena), Thomas Engel (Jena), Felix Gnisa (Jena): Umkämpfte Digitalisierung im Krankenhaus? Ökonomisierung zwischen Professionsinteressen und Organisationslogik

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 155 kb

  • Dimensionen vergeschlechtlichter Arbeitsteilung in Postwachstumsgesellschaften: Transformationen und Persistenzen

    Organisator_innen: Sektionsrat Frauen- und Geschlechterforschung in der DGS, Mike Laufenberg (Berlin), Alexandra Scheele (Bielefeld)

    Raum: SR 207

    Die Veranstaltung widmet sich aktuellen Formen der Vergeschlechtlichung von Arbeitsteilung, die durch eine Simultaneität von Transformationen und Persistenzen, Erneuerungen und Kontinuitäten charakterisiert sind. Es geht uns darum, Kontinuitäten zu identifizieren, aber auch Brüche und Ambivalenzen deutlich zu machen, die Ansatzpunkte für eine geschlechter- und intersektional gerechte Ökonomie sein könnten. In den Blick genommen werden hierfür nicht allein die Teilung von unbezahlter und bezahlter Arbeit bzw. ‚produktiver‘ und ‚reproduktiver‘ Arbeit, sondern auch Ausdifferenzierungen und Segregationen innerhalb von (neuen) Erwerbsarbeitsverhältnissen. Leitende Fragen lauten: Wie differenziert und reproduziert sich vergeschlechtlichte Arbeitsteilung in Postwachstumsgesellschaften und durch wachstumsorientierte Reformen und ‚Krisenpolitiken‘? Welche Relevanz entfalten Geschlecht, „Race“ und Klasse im gegenwärtigen Wandel von Arbeit und Arbeitsteilung? Wie gestaltet sich dies z.B. hinsichtlich verschiedener Sektoren und Tätigkeitsmuster (Stichwörter sind z. B. „emotional work“, Einsatz und Kommodifizierung von Körpern, Kompetenzorientierung bei Forschungs-und-Entwicklungs-Berufen im Wissenschafts-, Technik- und IT-Bereich, prekäre Arbeitsbedingungen in Pflege- und Carearbeit)? Lassen sich neben Differenzierungsprozessen auch Prozesse der Entdifferenzierung, z. B. des De-Gendering, feststellen? 

    Beiträge:

    • Hildegard Maria Nickel (Berlin): Betriebliche Geschlechterverhältnisse im Umbruch? Bewegung, Stillstand und neue Interessenkoalitionen
    • Ingrid Jungwirth (Kleve): Gender on the move? Die Bedeutung von Geschlecht in der postmigrantischen Gesellschaft und Arbeitsteilung
    • Christine Bauhardt (Berlin): Postwachstum aus der Perspektive der Feministischen Politischen Ökologie

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 116 kb

  • Städte, (Post-)Wachstum und Transformation

    Organisator_innen: Michaela Christ (Flensburg), Jonas Lage (Flensburg), Bernd Sommer (Flensburg)

    Raum: Hörsaal 9

    Städte sind sowohl Produkte als auch Treiber bedeutender sozial-ökologischer Transformationen. Urbanisierungsprozesse geben Auskunft über die sich in hoher Geschwindigkeit verändernden gesellschaftlichen Naturverhältnisse. Auch für die (Post-)Wachstumsdebatte sind Städte in mehrfacher Hinsicht besonders interessant: Treten die „Grenzen des Wachstums“ auf globaler Ebene abstrakt und vermittelt über wissenschaftliche Analysen ins Bewusstsein, manifestieren sich in Städten Wachstumsgrenzen ganz konkret und vielfach unmittelbar erfahrbar für ihre Bewohner*innen. Aber auch das Ausbleiben von Wachstum stellt für Städte eine große Herausforderung dar. Dies gilt insbesondere für wirtschaftliches Wachstum, aber nicht ausschließlich, wie das Beispiel sogenannter schrumpfender Städte zeigt. In diesem Forum soll auf die Rolle von Städten in sozial-ökologischen Transformationsprozessen eingegangen werden: Drei der Beiträge beschäftigen sich mit dem Verkehr in der Stadt. Analysiert und diskutiert werden sowohl Treiber und Dynamiken der gegenwärtigen Situation in den Städten als auch alternative Verkehrskonzepte und Praxisbeispiele. Ein weiterer Beitrag nimmt die DIY-Bewegung in Wien in Bezug auf ihr Transformations- und Nachhaltigkeitspotenzial in den Blick. Abschließend wird eher theoretisch der Frage nachgegangen, wer die Stadt, die sich ohnehin permanent verändert, eigentlich für die Zukunft im Sinne einer sozial-ökologischen Transformation gestalten kann.

    Beiträge:

    • Oliver Schwedes (Berlin): Verkehr im Kapitalismus – Die Wachstumsspirale
    • Tobias Haas (Berlin / Potsdam): Städte, Verkehrswende und Postwachstum – die Suche nach Anknüpfungspunkten
    • Karin Schürmann (Stuttgart): Die Stadt als Community of Practice? Zur nachhaltigkeitsorientierten Transformation von Mobilitätspraktiken in Seattle
    • Michael Jonas (Wien, AT), Astrid Segert (Wien, AT), Simeon Hassemer (Wien, AT): Zum transformativen Potential eines Repair & Do-it-yourself Urbanism in Wiener Bezirken
    • Saskia Hebert (Braunschweig): URBANE TRANS / FORMATIONEN: Ortsverschiebungen und Stadtzukünfte

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 204 kb

  • Transformation of Societies, Class and Labour Organisations in Africa

    Organisator_innen: Edward Webster (Johannesburg, ZA), Carmen Ludwig (Gießen)

    Raum: MMZ 028 (Multimediazentrum), Ernst-Abbe-Platz 8, 07743 Jena

    In the mainstream discourse about the “Future of Work”, much of the conversation has focused on responses to technological trends rather than ways of addressing shifting power dynamics and the transformation of societies through the struggles of precarious and informal workers. The panel seeks to focus on the making and re-making of class in Africa and its link to new, emerging forms of workers’ organisations.
    In Africa, the industrial working class is very much a minority of wage earners. Instead, we find “classes of labour“. These include men and women who sell their labour power either directly on a wage labour market or indirectly through some form of product market in order to reproduce themselves and their families. Categories like ‘worker’, ‘peasant’, ‘employed‘ and ‘self-employed’ become fluid. The ambiguity and heterogeneity of class corresponds with new forms of organisations of precarious and informal workers. “Hybrid” organisations are emerging which cross the divide between traditional unionism, informal workers’ associations or cooperatives. 
    The panel seeks to address the link between the re-making of class and the new, emerging forms of organisations. Its aim is to shift the debate and fields of action toward the “Future of Worker Organisation” and to the contribution their struggles make to the dynamics of change in Africa.

    Beiträge:

    • Matteo Rizzo (London, GB): Trade unions and informal workers in Dar es Salaam public transport: Strategies and limits to solidarity
    • Carmen Ludwig/Edward Webster (Gießen/Johannesburg, ZA): Crossing the divide: New forms of collective solidarity and workers’ organisations in Africa
    • Hibist Kassa (Johannesburg, ZA): Conceptualising the distinctive character of Petty Commodity Production in Mining
    • Dave Spooner (Manchester, GB): Union Transformation through Organisation of Informal Workers – A Case Study of Ugandan Transport Worker

    Vortragsabstracts der Referent_innenpdf, 505 kb

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